Julia Extra Band 0318
gehen oder in Urlaub fahren wollte. Wir stritten uns immer öfter, bis ich sie schließlich irgendwann um die Scheidung bat. Sie stimmte zu.“ Eduardo rieb sich über das Gesicht, denn jetzt folgte der schwerste Teil der Geschichte. Aber er war entschlossen, Marianne die ganze Wahrheit zu erzählen. „Eines Abends kam sie von einer Party bei einem Adligen zurück, den sie auf einer Modenschau kennengelernt hatte. An dem Abend war sie die Eliana, die ich von früher kannte. Sie war glücklich und wollte sich mit mir versöhnen, wie sie behauptete. Und so führte eines zum anderen …“ Eduardo spürte, wie seine Wangen plötzlich brannten. „Ich bin nicht stolz darauf. Denn schon am nächsten Morgen musste ich mir eingestehen, dass die gemeinsam verbrachte Nacht nur ein Moment der Schwäche gewesen war. Ich wollte die Scheidung dennoch. Zu meiner Überraschung war Eliana einer Meinung mit mir. Auch sie hielt die Nacht für einen Fehler. Da das Anwesen groß genug war, um sich aus dem Weg zu gehen, kamen wir überein, so lange dort zu wohnen, bis die Scheidung offiziell war.“ Er stockte, bevor er weiter erzählte. „Sechs Wochen später hatte Eliana Geburtstag. Sie meinte, ich hätte ihr schon lange einen Sportwagen versprochen und sollte endlich mein Wort halten. Also schenkte ich ihr den Wagen. Gemeinsame Freunde hatten eine Party organisiert, sozusagen um der alten Zeiten willen … Das war der Abend, an dem sie ums Leben kam.“ Er schwieg eine Weile. „Bei der Autopsie nach dem Unfall wurde festgestellt, dass Eliana schwanger war. War das Baby von mir oder von dem Adligen? Ich werde es nie wissen.“ Er lächelte traurig. „Den Rest der Geschichte kennst du.“
„Eduardo?“
„Ja?“
„Eine Frage habe ich noch. Hätte deine Frau überlebt und ihr Baby zur Welt gebracht … wärst du dann mit ihr verheiratet geblieben?“
Diese Frage beschäftigte ihn seit jenem Tag. Und er würde der Frau, die er von ganzem Herzen liebte, eine ehrliche Antwort geben. „Nein, Marianne. Wäre es mein Baby gewesen, dann hätte ich eine Beziehung zu ihm aufgebaut, das weiß ich. Wäre es von dem anderen gewesen, hätte er sicher die Verantwortung übernehmen wollen, und das wäre auch Elianas Wunsch gewesen. Ich habe mir immer gewünscht, Vater zu werden. Aber die Ehe mit Eliana hätte niemals gehalten. Wir hätten uns trotzdem scheiden lassen und uns über das Sorgerecht geeinigt.“
Langsam stieß Marianne die Luft aus den Lungen – restlos überzeugt, dass Eduardo ehrlich zu ihr war. Er besaß einfach zu viel Güte, als dass er eine solche Täuschung erfinden könnte. „Danke“, sagte sie lächelnd. „Dass du mir die Wahrheit erzählt hast.“
„Auch ich möchte dir eine Frage stellen, Marianne.“
Seine ernste Miene ließ ihr Herz härter pochen. „Welche?“
„Hast du deinen Mann geliebt?“
Die Frage überrumpelte sie, aber sie würde ehrlich antworten. „Er war ein gütiger und liebenswerter Mann. Und er war für mich da, als ich verzweifelt einen Freund brauchte. Ja, als Freund habe ich ihn geliebt, aber nicht auf die Art, wie eine Frau einen Mann liebt. Nicht so, wie ich dich liebe.“
Plötzlich stand er direkt vor ihr und sah sie mit seinen blauen Augen an. Freude und ungläubige Hoffnung lag in seinem Blick. Er legte die Hände um ihre Taille. „Sag das noch mal.“
Glück und Hoffnung füllten ihr Herz. Er wies sie also nicht zurück! „Ich liebe dich“, wiederholte sie schlicht.
„Oh, Marianne, ich kann es kaum fassen! Doch so, wie du mich ansiehst, muss ich es glauben! Aber … aber wie kannst du mich lieben? Ich bin alles andere als der Traummann einer jungen Frau, ich mit meinem üblen Temperament und meinen grüblerischen Launen! Ich werde dich wahrscheinlich halb in den Wahnsinn treiben, wenn wir erst verheiratet sind, aber ich …“
Sie umklammerte seine Arme. „Verheiratet?“
„Ja, genau das habe ich gesagt. Willst du mich heiraten, Marianne? Ich will dich nicht auf ewig als Begleiterin und Haushälterin sehen. Obwohl … als meine Frau wirst du beide Rollen erfüllen. Und die als Mutter meiner Kinder.“
„Nichts wünsche ich mir mehr, Eduardo, aber ich sollte dich darauf hinweisen, dass du keine sehr gute Partie damit machst.“
Er runzelte die Stirn. „Wieso?“
„Nun, ich habe keine Arbeit, kein Geld, und ich komme aus einer zerrütteten Familie. Ich interessiere mich weder für Mode noch für schnelle Autos oder …“
„Ja?“ Spöttisch hob er eine
Weitere Kostenlose Bücher