Julia Extra Band 0318
von mir ist. Natürlich habe ich das abgelehnt, ich musste sie recht deutlich auf ihren Platz verweisen. Das hat sie wohl nicht vergessen.“
„Und ihre Behauptung, du hättest … dich mit anderen Frauen getroffen?“ Mariannes Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Eduardos ruhige Erklärung klang so logisch, doch wie sollte sie wissen, ob er die Wahrheit sagte? Sie liebte ihn über alles, aber sie war nicht naiv genug, um blind für mögliche Schwächen zu sein.
„Du glaubst, ich würde etwas derart Abscheuliches tun?“
„Ich weiß nicht … ich meine, ich …“ Elend brach sie ab und ließ den Kopf hängen.
„Komm, lass uns gehen.“ Abrupt stand Eduardo auf und warf ein paar Geldscheine auf den Tisch. „Ich habe keine Lust mehr, noch länger hier zu sitzen. Der Abend ist also doch ruiniert.“
Eduardo stand auf der Veranda und lauschte auf das Rauschen der Wellen. Den Drink, den er sich eingegossen hatte, rührte er nicht an. Im Mondlicht starrte er grübelnd zum fernen Horizont, während in seinem Kopf immer und immer wieder die Bilder der geschmacklosen Szene mit Melissa Jordan abliefen. Hatte Eliana der aufdringlichen Journalistin gegenüber tatsächlich von Schwierigkeiten in ihrer Ehe gesprochen? Wahrscheinlich hätte eine einzige unbedachte Bemerkung ausgereicht, um jemandem wie Melissa Jordan die Idee in den Kopf zu setzen, dass „Schwierigkeiten“ nichts anderes bedeuten konnten als angebliche Affären.
Doch selbst in den schwierigsten Zeiten war Eduardo seiner Frau nie untreu gewesen. Eliana war diejenige, die angedroht hatte, eine Affäre zu beginnen, weil er ihr gegenüber so kalt geworden war. Das hatte er nicht bewusst getan, seine Gefühle für Eliana waren einfach nicht mehr dieselben gewesen. Sie erwarteten plötzlich unterschiedliche Dinge vom Leben, hatten sich in verschiedene Richtungen entwickelt und zogen nicht mehr am gleichen Strang. Wie hätten sie das überwinden sollen?
Doch jetzt zählte nur die Gegenwart. Zwischen Marianne und ihm hatte sich jäh eine Kluft aufgetan, und die musste er unbedingt überbrücken. Er hätte gleich nach der Rückkehr vom Restaurant mit ihr reden sollen, hatte aber befürchtet, nicht ruhig und vernünftig bleiben zu können. Dass Marianne ihm auch nur einen Moment ein solch abscheuliches Verhalten zutraute, enttäuschte und verärgerte ihn. So hatte er sie nicht aufgehalten, als sie bleich und bedrückt unter dem Vorwand, müde zu sein, zu Bett gegangen war. In Gedanken verfluchte er sich jetzt dafür. Er konnte es ihr nicht verübeln, wenn sie das Schlimmste von ihm dachte. Von Anfang an hatte er unüberwindliche Barrieren aufgestellt. Es würde ihm ganz recht geschehen, wenn sie ihn verließ und nie wieder zurückkam …
„Es ist eine so wundervolle Nacht.“
Abrupt schaute Eduardo auf. Marianne stand barfuß und in einem weißen Nachthemd im Rahmen der Verandatür. Das Haar fiel ihr offen über den Rücken. Jäh packte ihn schmerzhafte Sehnsucht.
„In dem Restaurant … Es ist nicht so, als hätte ich dir nicht geglaubt. Du musst doch wissen, wie viel mir an dir liegt, sonst wäre ich gar nicht hier.“ Sie kam ins Freie, die Arme um sich geschlungen. „Aber ich möchte mehr über deine Ehe erfahren. Wie kann ich bleiben, wenn es Geheimnisse zwischen uns gibt?“
„Du hast recht. Es darf keine Geheimnisse zwischen uns geben. Die Wahrheit ist … bevor sie starb, haben Eliana und ich über Scheidung gesprochen.“ Er ging langsam auf Marianne zu. „Wir waren zehn Jahre verheiratet, und in dieser Zeit haben wir uns beide verändert. Mein Vater besaß eine Kaffeeplantage. Ich war sechsundzwanzig, als ich sie erbte, und siebenundzwanzig, als ich sie verkaufte. Zu der Zeit heirateten Eliana und ich. Mein Interesse galt der Fotografie, nicht der Plantage. Als Fotograf erarbeitete ich mir schnell einen Namen, und durch mein Erbe und den Verkauf der Plantage ging es mir finanziell sehr gut. Mit Elianas Karriere als Fernsehschauspielerin ging es steil bergauf, sie liebte das schillernde Leben – Partys, schnelle Autos, Urlaubsreisen, Designerkleider … Um es kurz zu machen, sie wurde immer materialistischer und war mehr und mehr von sich eingenommen. Während ich …“ Er hob die Schultern. „Mir wurde meine Verantwortung gegenüber jenen bewusst, die vom Leben mit weniger Glück bedacht worden waren als ich. Eliana gefiel es nicht, dass ich mehr und mehr Zeit in soziale Projekte steckte. Sie verstand nicht, warum ich nicht auf Partys
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