Julia Extra Band 0319
fügte Mrs. Guest hinzu.
„Ja, das hier hat sie schon fast aufgegessen“, meinte Chloe. „Wissen Sie eigentlich, ob Lorenzo noch andere Autos hier hat, außer der Limousine und dem Cabriolet?“, wechselte sie plötzlich das Thema. „Irgendeinen ganz gewöhnlichen Wagen?“
Mrs. Guest lachte.
„Ich weiß nicht“, sagte sie. „Ich kann meinen Mann fragen, wenn Sie wollen. Haben Sie vor, allein mit Emma einen Ausflug zu machen, und wollen dafür etwas fahren, das Sie besser kennen?“
„Es war nur so eine Idee“, erwiderte Chloe und gab Emma den letzten Löffel Furchtpüree. „Und Sie brauchen auch nicht zu fragen – das kann ich selbst tun.“
„Lassen Sie das stehen, ich räume das schon weg“, sagte Mrs. Guest und wischte über das Tablett des Hochstuhls. „Warum gehen Sie nicht mit Emma in den Garten? Es soll nachher regnen – also haben Sie später vielleicht nicht mehr die Gelegenheit dazu.“
Chloe folgte Mrs. Guests Rat. Sie war unglaublich dankbar, dass um diese Jahreszeit so viel blühte und sich veränderte, denn dadurch gab es immer viel zu entdecken – auch etwas, das sie in der Stadt vermisst hatte.
Die violetten Schwertlilien neben dem Teich waren verblüht, aber die Seerosen bildeten jetzt einen beeindruckenden Teppich aus cremefarbenen und weißen Blüten. Und die Knospen der Kletterrose an der Pergola hatten sich inzwischen ganz geöffnet und dufteten wunderbar.
Außerdem liebte Chloe es, das akrobatische Blaumeisen-Pärchen zu beobachten, das ständig mit Futter im Schnabel in einen der Nistkästen flog, die Mr. Guest in zwei hohe Bäume in der Nähe des Teichs gehängt hatte. Deshalb setzte sie sich mit Emma auf dem Schoß auf die Bank am Ufer, um ihnen dabei zuzusehen. Mr. Guest glaubte, dass die Vogelkinder sehr bald flügge würden – und Chloe hoffte, den Moment miterleben zu können, wenn die Kleinen das Nest verließen.
Ein paar Minuten später sagte ihr ein Knirschen auf dem Kiesweg, dass sich jemand näherte. Es war vermutlich Lorenzo, weil der freundliche Gärtner seine Arbeit normalerweise mit einem fröhlichen Pfeifen verrichtete.
Etwas zog sich nervös in ihrem Innern zusammen, und dann blickte sie direkt in Lorenzos blaue Augen.
„Hallo.“ Er setzte sich neben sie und griff nach Emma. „Wie geht es ihr heute?“, fragte er und drehte das Baby zu sich um, ohne dabei etwas von der Unsicherheit zu zeigen, die noch vor wenigen Tagen in seinen Bewegungen gewesen war. Dann stellte er die Kleine auf seine Knie, sodass sie sich zum Teil auf ihren Beinen halten und auf und ab springen konnte, als wäre Lorenzos Schoß ihr eigenes privates Trampolin.
„Es geht ihr gut“, erklärte Chloe, immer noch verunsichert durch seine Nähe.
Für einen Moment schwiegen sie.
„Ich habe über unseren Plan nachgedacht, noch mehr Kinder zu bekommen“, sagte Lorenzo unvermittelt.
„Unseren Plan?“ Chloe wandte sich auf der Bank um und sah ihn an. „Ich dachte, der Plan wäre, dass wir warten, bis sich die Dinge eingespielt haben – bis wir uns an unsere neue Situation gewöhnt haben.“
„Wir waren uns doch einig, dass wir Kinder wollen“, meinte Lorenzo, „und ich verstehe nicht, worauf wir warten sollen. Es wäre besser für Emma, wenn unser erstes gemeinsames Kind nicht allzu viel jünger wäre als sie.“
„Ich kann nicht glauben, dass du das ernst meinst!“, keuchte Chloe. „Hast du vergessen, was du zu mir gesagt hast, bevor wir Venedig verließen? Du warst bereit, unsere Ehe aufzugeben. Ich dachte eigentlich, dass du mich deshalb nach England zurückgebracht hast – um mich zu verlassen und dein altes Leben zu leben.“
„Ich habe es nicht vergessen.“ Lorenzos Stimme klang angespannt, als würde er nicht gerne an dieses Gespräch erinnert. „Aber die Situation hat sich geändert.“
„Nein, das stimmt nicht!“, rief Chloe. „Nur weil du deine persönliche Erleuchtung hattest – und endlich weißt, dass du zu grundlegenden menschlichen Gefühlen für ein Baby in der Lage bist –, bedeutet das nicht, dass wir gemeinsame Kinder haben sollten.“
„Du bist eine großartige Mutter. Ich dachte, mit einem eigenen Baby hättest du ein neues Ziel im Leben. Dass es dir helfen würde, nach dem Verlust deiner Freundin wieder nach vorn zu schauen“, erwiderte Lorenzo ruhig, was Chloes Ärger weiter wachsen ließ.
„Hör auf, mich zu bevormunden!“, sagte sie scharf. „Ich muss mich um Emma kümmern. Ich brauche nicht noch ein Baby, um meine Freundin
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