Julia Extra Band 0319
legte ihre Hand an seine Wange.
Seine Reaktion kam sofort. Es war, als würden binnen Sekunden riesige Schutzwälle um seine Seele gezogen werden. Abrupt stieß er ihre Hand zur Seite.
„Fass mich nicht an!“, stieß er hervor. „Ich will dein Mitleid nicht. Und ich brauche auch deine Amateur-Psychoanalyse meines Lebens nicht. Pack deine Sachen – wir fliegen heute Abend nach England.“
Er stürmte aus dem Zimmer, und Chloe konnte ihm nur noch schockiert nachstarren.
Hatte er ihr gerade gesagt, dass er sich von ihr scheiden lassen wollte? Dass er sie zurück nach England brachte, weil ihre Ehe vorbei war?
9. KAPITEL
Der Flug von Venedig zurück nach Südengland dauerte nicht lange, aber er wurde zu einem der stressigsten, an den Chloe sich erinnern konnte.
Emma, die das Fliegen bisher sehr gut vertragen hatte, weinte schon, als das Flugzeug abhob. Als sie die Alpen überquerten, schrie das Baby aus Leibeskräften.
„Was ist denn nur mit ihr?“, fragte Lorenzo laut und starrte sie mit einem entsetzten Gesichtsausdruck an. „Warum tut sie das? Sonst ging es ihr doch immer gut.“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Chloe verzweifelt – sie hatte bereits alles versucht, was ihr einfiel, um Emma zu beruhigen. Seit ihrem Streit herrschte ein bedrückendes Schweigen zwischen Lorenzo und ihr, aber ihre Aufregung über Emmas Schreien machte sie Situation noch angespannter. „Ich habe sie so noch nie erlebt.“
„Vielleicht sind es ihre Ohren“, meinte Lorenzo plötzlich. „Wir sind sehr hoch über den Bergen – vielleicht reagieren ihre Ohren empfindlich auf den Druckunterschied.“
„Das könnte es sein.“ Chloe klammerte sich hoffnungsvoll an die Idee. Sie wollte unbedingt einen Grund dafür finden, warum das kleine Mädchen so herzzerreißend schrie. „Reichst du mir bitte ihre Tasse? Vielleicht hilft das.“
Und tatsächlich beruhigte Emma sich etwas, als sie trank. Erleichtert blickte Chloe zu Lorenzo hinüber.
„Vielleicht sollten wir zu einem Arzt fahren, wenn wir da sind“, schlug er vor. „Sie wirkt auf mich, als wenn sie nicht in Ordnung wäre.“
„Aber ich glaube nicht, dass sie Fieber hat.“ Chloe runzelte die Stirn und versuchte, zu Emma hinunterzusehen, die auf ihrem Schoß lag, aber das war schwierig, weil sie die Kleine nicht bewegen und wieder aufregen wollte. „So schlimm hat sie noch nie geschrien – aber das bedeutet ja nicht notwendigerweise, dass es etwas Ernstes sein muss.“
Doch als sie schließlich das Haus beinahe erreicht hatten, wurde ihnen die Entscheidung abgenommen. Nachdem Emma beim Verlassen des Flughafens kurz geschlafen hatte, war sie quengelnd und fiebernd wieder aufgewacht. Seitdem weinte sie lauter als jemals zuvor.
„Wir bringen sie ins Krankenhaus in der nächsten Stadt“, sagte Lorenzo und wies den Fahrer lautstark an, die Richtung zu wechseln. „Dort gibt es eine Kinder-Notaufnahme – da finden wir am schnellsten einen Arzt, der sie untersuchen kann.“
Chloe versuchte verzweifelt, Emma zu trösten, und war dankbar dafür, dass es bis zum Krankenhaus nicht weit war.
Dann hörte das Baby plötzlich auf, laut zu schreien, und schien sich zu beruhigen. Aber Chloe wusste, dass etwas nicht stimmte, weil Emma plötzlich apathisch und benommen war.
„Etwas ist nicht in Ordnung“, sagte sie, erschrocken darüber, wie laut ihre Stimme im jetzt stillen Innern der Limousine klang. „Wir müssen sie sofort zu einem Arzt bringen.“
„Hier entlang.“ Lorenzo half Chloe aus dem Auto und überflog hastig die Krankenhausschilder, um herauszufinden, wohin sie gehen mussten.
Sein Herz klopfte heftig in seiner Brust, und ein Gefühl der Hilflosigkeit überkam ihn. Er kam sich so unzulänglich vor, weil er Emma nicht helfen konnte. Sie war so klein, und es war seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es ihr gut ging.
In einem Anflug von Frustration darüber, nicht mehr tun zu können, zog er Chloe, die neben ihm ging, dicht an sich und legte dann die Hand um Emmas Kopf, der auf Chloes Schulter ruhte.
Er fühlte etwas Warmes und Nasses an seinen Fingern.
„Was ist das?“ Entsetzt blieb er stehen. „Es kommt aus ihrem Ohr.“
Er fluchte auf Italienisch und nahm Chloe das Baby ab. Panik stieg in ihm auf, während er durch die Türen der Notaufnahme rannte.
„Ich brauche einen Arzt.“ Seine Stimme übertönte das Stimmengewirr im Wartezimmer. „Meinem Kind geht es nicht gut.“
Etwas später an diesem Abend sah Lorenzo zu, wie Chloe die
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