Julia Extra Band 0319
zu vergessen.“
„So meinte ich es nicht – natürlich will ich nicht, dass du Liz vergisst. Aber es wirkt so, als stündest du nicht hundertprozentig hinter unserer Ehe. Ich dachte, vielleicht würde ein Baby …“
„Nein!“, unterbrach ihn Chloe. „Du kannst unsere Probleme nicht mit einem Baby lösen. Wie kannst du nur daran denken, ein unschuldiges Baby für so etwas zu benutzen?“
Sie holte Emma zurück auf ihren Schoß und schloss das kleine Mädchen schützend in die Arme.
„Du wusstest, auf was du dich einlässt“, erklärte Lorenzo kühl. „Nichts hat sich geändert. Welche Missverständnisse wir in der Vergangenheit auch immer hatten – diesmal wusstest du ganz sicher, was zwischen uns möglich ist und was nicht.“
„Woher hätte ich das wissen sollen?“, rief Chloe. Sie sprang auf und sah Lorenzo direkt in die Augen. „Ich meine, wirklich wissen. Man weiß erst, wie es ist, in einer Ehe ohne Liebe zu leben, wenn man eine führt.“
„Du hast mir an dem Abend, als du damit einverstanden warst, mit mir verheiratet zu bleiben, versichert, dass du mich nicht liebst.“ Lorenzo erhob sich ebenfalls. „Jetzt fang nicht wieder mit diesem Unsinn über die Liebe an.“
„Das ist kein Unsinn!“, rief Chloe.
Sie wandte sich ab und spürte Tränen in ihren Augen brennen. Sie hatte sich entschlossen, diese Ehe weiterzuführen, weil sie Lorenzo liebte, und sie konnte sich nicht vorstellen, ohne ihn zu sein. Aber sie hätte niemals für möglich gehalten, wie schwer das war.
Und jetzt schien die Tatsache, dass er Emma liebte, alles noch schwerer zu machen. Emma war nicht sein leibliches Kind, und sie war erst seit ein paar Wochen in seinem Leben, und doch hatte er ihr sein Herz geöffnet. Chloe dagegen war schon seit über zwei Jahren in seinem Leben. Wenn er sie noch nicht liebte – dann würde er es niemals tun.
„Ich will, dass diese Ehe funktioniert“, erklärte Lorenzo. „Aber das wird nicht funktionieren, wenn du mir ständig Hindernisse in den Weg stellst.“
„Liebe ist kein Hindernis!“, rief Chloe und wirbelte zu ihm herum. „Die meisten Menschen würden sie für unerlässlich halten.“
Sie starrte ihn an, sah den Zorn in seinem Blick.
Plötzlich konnte sie es nicht mehr ertragen, mit ihm zu streiten. Es hatte keinen Sinn. Nichts würde ihn dazu bringen, seine Meinung zu ändern, und egal, was sie sagte, es konnte ihr nur noch mehr Kummer bereiten.
„Ich brauche ein Auto“, sagte sie und wechselte damit das Thema.
„Was?“, fragte Lorenzo irritiert. „Wozu brauchst du ein Auto?“
„Aus dem gleichen Grund wie jeder andere“, rechtfertigte sie sich angespannt. „Ich will unabhängig sein und die Gegend erkunden können.“
„Der Fahrer bringt dich, wo immer du hinwillst“, meinte Lorenzo.
„Ich sagte unabhängig “, erwiderte sie trotzig. „Ein etwas normalerer Wagen wäre mir zwar lieber, aber ich könnte auch das Cabrio nehmen.“
„Das ist ein sehr schneller Wagen – gefährlich, wenn man nicht gewöhnt ist, ihn zu fahren“, widersprach er.
„Hast du Angst, ich fahre dein wertvolles Cabrio in den Graben?“, fragte sie sarkastisch. „Ich kann Auto fahren.“
„Ich mache mir keine Sorgen um den Wagen, sondern um dich“, knurrte Lorenzo. „Du kannst ihn vielleicht nicht beherrschen und baust einen Unfall damit.“
„Dann kauf mir einen Kleinwagen. Ich muss noch mal zum Cottage, bevor der Mietvertrag ausläuft.“
„Ich kann dich hinbringen – wir können sofort aufbrechen“, meinte Lorenzo.
„Ich will aber allein hinfahren“, erwiderte Chloe und blickte auf das Baby in ihren Armen. „Das ist etwas Persönliches.“
„Wenn du nicht willst, dass ich dich begleite, dann bringt der Fahrer dich hin“, erklärte Lorenzo bestimmt. „Er wird draußen vor der Tür auf dich warten, bis du fertig bist.“
Dann wandte er sich um und ging über den Kiesweg davon.
Am nächsten Morgen stand Chloe am Fenster und sah der Limousine nach, die durch die schmiedeeisernen Tore davonfuhr. Lorenzo musste zu einem geschäftlichen Termin nach London, und Chloe nahm an, dass er die Reisezeit nutzen wollte, um im Fond des Wagens an seinem Laptop zu arbeiten.
Sie runzelte die Stirn und dachte, dass dies ein weiterer Tag sein würde, an dem sie nicht zu Liz’ Cottage fahren konnte. Wenn sie es nicht bald tat, dann gab es keine Möglichkeit mehr dazu. Gladys, Liz’ freundliche Nachbarin, würde die Schlüssel an die Vermietungsagentur zurückgeben
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