Julia Extra Band 0319
Einzige, die nun unser Geheimnis teilt.“
Obwohl sie nicht verstand, warum man Menschen heimlich helfen musste, nickte sie.
„Irgendwann werde ich meinen Traum verwirklichen und ein Krankenhaus in der Wüste bauen lassen. Doch Veränderungen können nur langsam vor sich gehen, sonst akzeptieren die Menschen sie nicht. Ich bin stolz auf unsere Universität – sie ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Und als Prinz kann ich mehr Einfluss nehmen als die meisten anderen.“
Als König konnte er sogar allein entscheiden und die Veränderungen beschleunigen. Bei diesem Gedanken schluckte Karim. Er liebte sein Land, doch manchmal entmutigte es ihn, wie sehr sich die Menschen hinter den Traditionen versteckten, statt zu sehen, was der Fortschritt ihnen bringen könnte.
Aber darüber konnte er nicht mit Felicity sprechen. Abrupt beendete er das Gespräch und stand auf.
Dieser Mann machte sie wahnsinnig. Sie verstand ihn nicht, er hatte so viele verschiedene Gesichter – verständnisvoll in England, eiskalt im Palast, warmherzig und tiefgründig hier in der weiten Ebene. Je mehr Facetten seines Charakters sie kennenlernte, umso sicherer war sie, dass Karim es wert war, geliebt zu werden. Sie wollte ihn – mit all seinen guten und schlechten Seiten.
„Morgen muss ich fort von hier.“ Ohne weitere Erklärung stellte er sie vor vollendete Tatsachen.
So ist er immer, dachte sie. Er gab ein winziges Stück aus seinem Leben preis, bereute es kurz danach und zog sich vollkommen zurück. Doch dieses Mal würde sie sich nicht seinen Regeln fügen.
„Wohin?“, fragte sie, wohl wissend, dass er keine Antwort geben wollte.
„Das geht dich nichts an.“
„Ich will es wissen“, beharrte sie.
„Mein Vater wird in ein paar Tagen operiert. Ich will bei ihm sein.“
„Und du denkst, das gehe mich nichts an? Karim, ich bin deine Frau .“
„Eine Frau, die ihren Mann abweist, ist keine wirkliche Ehefrau.“
„Und ein Mann, der seiner Frau nicht vertraut, verdient es nicht, ihr Ehemann sein zu dürfen“, schoss sie zurück.
Er stand bereits am Zeltausgang und drehte sich nur kurz um. „Wenn der Hubschrauber mich morgen abholt, wird er einige Dienstboten mitbringen, die sich um dich kümmern. Dir wird es an nichts fehlen.“
„O nein!“ Wütend sprang sie auf. „Ich werde nicht allein in der Wüste bleiben.“
„Du tust, was ich sage.“
„Deine Familie wird erwarten, dass ich dich begleite.“
Höhnisch lachte er auf. Seine Familie erwartete gar nichts von ihr – außer ihrem Baby.
Seinem Baby?
„Hörst du mir zu, Karim?“, drang ihre aufgebrachte Stimme in seine Gedanken. „Du wirst mich mitnehmen.“ Mit den Fäusten trommelte sie auf seine Brust ein, bis er ihre Handgelenke festhielt.
„Ich bleibe nicht hier. Du kannst mich nicht zwingen …“
Der Zorn ließ ihre Augen funkeln, und er sah ihren Mund dicht vor seinem. Ohne nachzudenken, küsste er sie. Er hielt ihren vor Wut bebenden Körper und verschloss ihre Lippen mit seinem Mund. Je mehr sie versuchte, sich zu wehren, umso größer wurde sein Verlangen. Und schließlich spürte er, dass sie nachgab.
Weich und willig öffnete sie die Lippen für ihn, doch im nächsten Moment schon hatte sie sich wieder unter Kontrolle. Sie stieß ihn fort, und Karim ließ sie los.
„Dieses Zelt ist unser Heim, bis du wirklich meine Frau bist. Es liegt an dir, wie lange du hier bleiben wirst.“ Damit wandte er sich ab und trat hinaus in den gleißenden Sonnenschein.
9. KAPITEL
Auf gar keinen Fall würde sie allein in der Wüste bleiben. Sie musste zurück nach Zaraqua kommen.
Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, lag Felicity im Bett und dachte über die Zukunft ihres Babys nach. Es sollte einen Vater haben, einen liebevollen Vater. Ob Karim ihr jemals glauben würde?
Sie hasste ihn. Und gleichzeitig …
Als sie die Augen schloss, erinnerte sie sich genau, wie es war, als sie sich geliebt hatten. Seine Zärtlichkeit, mit der er sie erobert und ihr die Angst genommen hatte. Endlich hatte sie sich frei gefühlt – und war doch jetzt seine Gefangene.
Er musste ihr einfach glauben, dass es sein Kind war, das sie unter dem Herzen trug. Sie würde ihn schon dazu bringen, die Ehe zu vollziehen. Auf keinen Fall durfte er sie hier zurücklassen!
Während Karim sich zum stillen Gebet für seinen Vater und sein Volk zurückgezogen hatte, ließ Felicity sich ein Bad ein. Unentschlossen betrachtete sie die gläsernen Karaffen mit duftenden Ölen
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