Julia Extra Band 0319
Verfehlung das Land und ihre Familie verlassen musste. Während er immer flehentlicher betete, drehten seine Gedanken sich im Kreis. Was, wenn sein Vater den Eingriff nicht überlebte?
Gedankenverloren schaute er über das karge Land. Bald würde er der Herrscher über all dies sein.
Sein Blick blieb an Felicity hängen, die neben ihm auf der Terrasse saß. Blass und zurückhaltend nippte sie an ihrem Tee. Wie gern wollte er ihr vertrauen – und er hasste den Gedanken, ihr wehtun zu müssen. In der vergangenen Nacht hatte er Hassan in seine Pläne eingeweiht und sich einen erbitterten Streit mit seinem Bruder geliefert.
Karim sah in die Weite der Wüste hinaus, die sich am Horizont erstreckte, und fühlte eine tiefe Sehnsucht. Er sollte dorthin zurückkehren und in Ruhe seine Entscheidung überdenken. Nicht nur seinetwegen, und auch nicht seinem Land zuliebe. Wieder wanderte sein Blick zu Felicity – dieser Frau, deren Schicksal er gegen das eines ganzen Volkes abwägen musste. Verärgert dachte er, dass sie an allem schuld sei. Ohne sie hätte er niemals eine solche Entscheidung fällen müssen.
Es wäre so viel einfacher gewesen, seine Pflicht zu erfüllen, wenn es sie nicht gäbe.
„Karim …“ Ihre Hand zitterte, als sie die zarte Porzellantasse abstellte. „Was du gestern Abend gesagt hast …“
Felicity, ich bitte dich“, unterbrach er sie unwirsch, „mein Vater wird heute operiert …“
„Ich weiß. Aber was wird nach dem Eingriff sein?“ Sie brauchte endlich Gewissheit. Heute war die einzige Gelegenheit, zu fliehen, und sie musste wissen, was sie erwartete, wenn sie bei ihm blieb. Warum nur konnte Karim nicht auch bei Tag so liebevoll und einfühlsam sein wie in den Nächten? „Werden wir unsere Hochzeit feiern? Wann wirst du mich als deine Ehefrau dem Volk vorstellen?“
„Mir steht wahrlich nicht der Sinn danach, jetzt darüber zu sprechen“, herrschte Karim sie an. Er war es leid, ständig solche Gespräche mit ihr führen zu müssen. Warum konnte sie sich nicht einfach fügen wie alle anderen? Immer wieder stellte sie seine Entscheidungen infrage. „Lass uns diesen Tag irgendwie hinter uns bringen. Und dann …“ Erschöpft schloss er die Augen und zwang sich, die Worte auszusprechen. „Ich … ich werde es dir heute Abend erklären.“
„Was wirst du mir erklären?“ Ihre Stimme bebte.
Als er die Augen öffnete, sah sie ihn immer noch herausfordernd an. Er konnte sich nicht ewig hinter Ausflüchten verstecken. Gleichgültig, ob sein Vater überlebte oder starb, er musste ihr die Wahrheit sagen. „Heute Abend werden wir über alles in Ruhe sprechen.“
Doch Felicity musste es jetzt wissen, sie hatte keine Zeit zu verlieren. In wenigen Stunden saß Helen im Flugzeug nach England – mit ihr oder ohne sie.
In diesem Moment kam eines der Hausmädchen herein und verkündete, Karims Brüder wollten jetzt zur Klinik aufbrechen. Als sie wieder allein waren, wandte er sich noch einmal an seine Frau. „Ich verspreche dir, dass wir reden werden. Aber jetzt muss ich gehen. Ich muss dem Volk zeigen, dass unsere Familie stark ist und die Situation meistern wird. Warte hier auf mich.“
„Nein, ich werde dich begleiten“, beschloss Felicity. „Ich möchte bei dir sein.“
Karim zögerte für einen Moment. Er hatte sich immer vorgestellt, in dieser dunklen Stunde allein zu sein. Das Leben war so viel einfacher mit Felicity an seiner Seite. Selbst der Schmerz schien nur halb so stark zu sein, wenn sie bei ihm war.
„Danke“, entgegnete er schlicht.
Schnell rief Felicity eine der Angestellten, um sich bei der Verschleierung helfen zu lassen, und begleitete Karim zum Wagen. Auf der Fahrt zum Krankenhaus war sie innerlich vollkommen aufgewühlt. Noch immer wusste sie nicht, was sie erwartete. Gut, er hatte versprochen, noch heute mit ihr zu sprechen. Doch was genau wollte er ihr sagen?
Was auch immer er beschlossen hatte, sie hatte ein Mitspracherecht, beruhigte Felicity sich mehr als einmal. Karim würde keine Entscheidung treffen, der sie nicht zustimmte.
Helen musste etwas falsch verstanden haben.
„Karim?“
In seine eigenen Gedanken versunken, wandte er nicht einmal den Kopf, als sie ihn ansprach. Und auch auf dem Weg durch die Krankenhausflure schritt er wortlos neben ihr. Schweigend betraten sie den luxuriösen Warteraum der königlichen Familie, während das Oberhaupt des Landes auf seine Operation vorbereitet wurde. Hassan und Jamal waren bereits dort, doch Karims
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