Julia Extra Band 0319
Bruder schaute nicht einmal auf, als sie hereinkamen. Und Jamal, so schien es Felicity, wich ihrem Blick ganz bewusst aus. Die Spannung im Raum war förmlich greifbar, doch ihr Gefühl sagte Felicity, dass diese bedrohliche Atmosphäre nicht nur mit der Operation zusammenhing. Keiner der Brüder sprach, sie wechselten nicht einmal einen Blick.
Die Stimmung war so beklemmend, dass Felicity nur noch den Wunsch hatte, den Raum zu verlassen. Sie stand auf, um in den Klinikpark zu gehen. Sie musste fort. Doch plötzlich geschah etwas so Unerwartetes, dass ihr der Atem stockte.
Karim nahm ihre Hand.
Er hielt sie nicht etwa zurück, sondern legte Hilfe suchend seine starke Hand in ihre schmale. Und auf einmal wusste Felicity, dass sie ihn nicht verlassen konnte. Nicht heute, an diesem Tag, der vielleicht über den Rest seines Lebens entschied. In diesem Moment war sie sicher, dass der Karim, den sie liebte, noch immer da war, und dass er die richtige Entscheidung treffen würde. Sie verschränkte die Finger mit seinen, gerührt über seine Geste, die in diesem Land vollkommen unüblich war.
„Der König wünscht seine Söhne zu sehen.“
Sofort war Hassan auf den Beinen, sah Karim an und sagte etwas auf Arabisch zu ihm. Sein Tonfall war energisch, dennoch blieb Karim stumm und wie versteinert sitzen.
Also ging Hassan allein in das Zimmer seiner Vaters, und als er zurückkehrte, war er kalkweiß und hatte die Lippen fest zusammengepresst.
Entschlossen stand nun Karim auf, ohne eine Regung zu zeigen. Er verschwand im Krankenzimmer, schloss die Tür hinter sich, und kam nach einigen Minuten wieder.
Seine Miene war ausdruckslos, doch nur mit Anstrengung hielt er sich gerade, spürte Felicity. Erneut nahm sie seine Hand. Er brauchte sie jetzt.
Ibrahim blieb lange bei seinem Vater. Als er in den Warteraum trat, schaute er Karim zornig an. Doch der ältere Bruder hielt seinem Blick unbeeindruckt stand.
Erstaunt sahen alle Anwesenden auf, als Khan, der Diener, noch einmal eintrat und sich an Felicity wandte.
„Der König wünscht auch Sie zu sprechen, Eure Hoheit.“
Karim hielt ihre Hand fester. Flehend sah sie ihn an.
„Ich begleite dich“, sagte er.
„Der König möchte sie allein sprechen“, beharrte Khan.
„Ich werde mitgehen.“ Entschlossen stand Karim auf, doch Khan schüttelte energisch den Kopf. Der Wunsch des Königs war für jeden in diesem Raum Befehl.
Hastig erklärte Khan Felicity, wie sie dem Herrscher gegenüberzutreten hatte, dann ließ er sie mit dem König allein.
Er war in Wirklichkeit sehr viel älter als auf den Plakaten und Fotos, die sie von ihm gesehen hatte. Kraftlos und blass lag er in dem schlichten Krankenbett. Wie auf ein Stichwort zogen sich die Krankenschwestern und der Arzt zurück, als Felicity eintrat.
„Du bist ein Mensch mit viel Herz.“ Die Stimme des Königs war schleppend, und es gelang ihm nur mit Anstrengung, den Blick auf ihr ruhen zu lassen. Die Beruhigungsmedikamente für die Operation wirkten schon. „Ich erkenne es in deinen Augen. Karim sagt, du seiest eine gute Frau, und ich glaube ihm.“
„Vielen Dank, Euer Hoheit.“
„Du trägst eine große Verantwortung und ein wundervolles Geschenk. Achte gut auf dein Baby.“
Er wusste es! Erstaunt sah sie ihn an und blickte in seine dunklen, fast schwarzen Augen. Es rührte sie, dass Karim seinen Vater ins Vertrauen gezogen hatte. Wenn er starb, würde er es nun mit der Gewissheit tun, dass die Thronfolge auch in der nächsten Generation gesichert war.
„Ich hoffe so sehr, dass es ein Junge wird“, ergänzte er leise.
Felicity lächelte. Sie kannte die Kultur des Landes inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie seine Worte nicht als Beleidigung auffassen durfte.
„Unser Land braucht einen männlichen Erben, einen Thronfolger …“ Müde schloss er die Augen und zwang sich dann, sie wieder zu öffnen. „Das Volk muss wissen, dass es auf einen starken und gerechten König vertrauen kann, wenn ich sterbe. Hassan wird der nächste Scheich von Zaraq sein.“ Ein Lächeln zog über sein fahles Gesicht. Nur mit Mühe konnte er noch einen klaren Gedanken fassen, erkannte Felicity. „Karim würde die Pflicht, König zu sein, nicht ablehnen. Das Volk steht für ihn an erster Stelle. Aber er will nicht Herrscher des Landes werden, das weiß ich. Deshalb bin ich dir so dankbar, dass du unserer Familie einen Erben schenkst und Karim das Leben führen kann, das er sich wünscht.“ Voller Güte nahm er
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