Julia Extra Band 0319
vibrierenden Saiten, die Lucs Berührungen in ihr angeschlagen hatten.
Ja, die Erfahrung hatte sich gelohnt. Auch wenn die Sehnsucht nach mehr sich wohl nie stillen lassen würde.
Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn als sie wach wurde, war das Bett neben ihr leer. Hatte er sie tatsächlich ein zweites Mal allein zurückgelassen?
Schnell schlüpfte sie in ihr T-Shirt und stieg barfuß die Treppe hinunter, steckte den Kopf zum Wohnraum hinein. Luc saß auf dem Sofa, einen Drink in der Hand, und starrte mit leerem Blick in die Ferne. Er musste ihre Anwesenheit gespürt haben, denn er schaute zu ihr auf. „Komm her“, sagte er leise, und es war sowohl Bitte wie auch Befehl.
Sie ging zu ihm, es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, sich zu weigern. Er fasste nach ihr und zog sie auf seinen Schoß, sie schmiegte sich an ihn und legte die Wange an seine Schulter. Zärtlich strich er ihr über das Haar, ein sanftes, regelmäßiges Streicheln, das einschläfernd wirkte. Keiner von ihnen sprach ein Wort.
Die Stille dehnte sich, wurde drückend durch das Fehlen der Worte, weil es nichts zu sagen gab. Abby fragte sich, ob Luc wusste, was sie nicht hören wollte, und deshalb schwieg. Es tut mir leid, aber mehr habe ich nicht zu geben . Irgendwie war es besser so – und doch gleichzeitig schlimmer.
Irgendwann hob er sie wortlos hoch und trug sie zurück nach oben. Als er sie auf das Bett legte, flehten seine Augen um ihr Verständnis und ihre Vergebung. Abby gewährte ihm beides, schlang die Arme um seinen Nacken und zog ihn zu sich herunter.
Wenn das hier alles war, was Luc ihr zu bieten hatte, dann würde sie es annehmen, jeden noch so winzigen Teil. Sie würde diesen Moment auf ewig in ihrem Herzen halten, auf ewig in ihrer Erinnerung einbrennen. Und als Lucs Küsse fordernder und drängender wurden, da wusste sie auch, dass es, wenn sie sich dieses Mal liebten, das Lebewohl sein würde.
Irgendwann schliefen sie beide erschöpft ein. Als Abby wieder aufwachte, hörte sie Lucs ruhige Atemzüge neben sich. Vorsichtig stützte sie sich auf einen Ellbogen und betrachtete sein Gesicht. Im Schlaf sah er so entspannt aus, ja sogar ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen. Ein letztes Mal strich sie behutsam mit einer Fingerspitze an seinem Kinn entlang, dann, bevor ihr Entschluss anfing zu kippen, schlüpfte sie aus dem Bett, zog sich leise an und verließ das Zimmer, ohne einen Blick zurück.
8. KAPITEL
Sechs Wochen.
Sechs Wochen des Bedauerns, dass sie Luc schlafend in dem Zimmer zurückgelassen hatte. Sechs Wochen des Wissens, dass es die einzige Möglichkeit gewesen war, auch wenn ihr Herz blutete. Sechs Wochen des Wartens, dass Luc vielleicht anrufen würde, vielleicht zu ihr kommen würde, ihr irgendeine Nachricht zukommen lassen würde, auch wenn sie nicht wirklich damit rechnete.
Sechs Wochen, bis sich die Erkenntnis festigte, dass die Nacht mit Luc für Abby nicht nur mit einem gebrochenen Herzen geendet hatte.
„Hier riecht es unerträglich nach Zwiebeln. Mir dreht sich der Magen um.“ Abby saß in Graces Küche. Es war ein grauer, verregneter Nachmittag. Das Wetter hatte sich scheinbar ihrer Stimmung angepasst.
Grace nahm gerade die fertige Quiche aus dem Backofen. „Es ist Stunden her, seit ich eine Zwiebel geschnitten habe.“ Sie hob die Augenbrauen und lachte leise. „Wüsste ich es nicht besser, würde ich behaupten, du bist schwanger.“
Abby erstarrte, und Grace verging das Lachen. „Abby …“
„Ja, klar.“ Abby versuchte es als Scherz abzutun, doch der Versuch misslang kläglich. Ihr Lachen klang hölzern und gestelzt.
Grace ließ sich nicht täuschen. Sie kam durch den Raum und zog Abby in eine Umarmung. „Entschuldige, das war so unbedacht von mir. Ich wusste nur nicht, dass du mit jemandem ausgehst.“
„Tue ich auch nicht“, lautete Abbys tonlose Antwort, und Grace hielt sie fester.
„Grundgütiger, das nächste Fettnäpfchen! Aber mit so einer Situation kenne ich mich nicht aus.“ Sie trat zurück und musterte Abbys blasses Gesicht. „Was wirst du jetzt tun? Bist du ganz sicher?“
„Nun, möglich wäre es …“ Luc hatte Kondome benutzt, aber Unfälle und Versehen passierten eben. Unwillkürlich legte sie die Hand auf ihren Bauch, als könnte das winzige Wesen die Worte hören. Unfall. Versehen.
Nein!
„Wir beschaffen einen Schwangerschaftstest. Die sind ja heutzutage schnell und zuverlässig.“
„Ja, nicht wahr?“, stimmte Abby zu und fragte sich,
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