Julia Extra Band 0319
dieses Mal der Verantwortung nicht entziehen würde.
Luc klammerte seine Hände fester um das Lenkrad. Er musste die Wahrheit herausbekommen. Und dazu musste er Abby finden.
Die Abenddämmerung legte sich violettfarben über das Meer, als Abby die Tür zu dem kleinen Cottage aufschloss, in dem sie ein Zimmer gemietet hatte. Obwohl einfach eingerichtet mit einem Bett, auf dem ein Patchwork-Quilt lag, einer Kommode und einem Waschbecken in der Ecke, war ihr dieses kleine gemütliche Zimmer viel lieber als all die Hotelzimmer, in denen sie während der letzten Jahre gelebt hatte .
Oben in ihrem Zimmer stieß Abby einen schweren Seufzer aus und rieb sich den Rücken. Vor drei Monaten hatte sie herausgefunden, dass sie schwanger war, und seit drei Monaten nistete dort in ihrer Rückenmulde ein dumpfer Schmerz.
„Hallo, Abby.“
Erschreckt wirbelte sie herum. Luc saß in dem alten Sessel in der Ecke, die Beine übereinandergeschlagen, das Kinn auf die verschränkten Finger gestützt. Im Dämmerlicht konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber wenn sie nach seiner tonlosen Stimme schloss, konnte sein Hiersein nichts Gutes bedeuten.
„Luc!“ Der Gefühlstumult, der in ihr tobte, raubte ihr die Sprache. „Wie bist du hier hereingekommen?“, brachte sie schließlich hervor.
„Die Leute hier sind sehr freundlich. Sobald ich ihnen sagte, dass ich dich überraschen wollte … als Vater des Kindes.“
Sie stöhnte laut und schaltete die Nachttischlampe ein, dankbar für das warme Licht, das diese warf. Sie schwankte zwischen Wut, Angst und unverständlicher Freude, ihn zu sehen. „Ich bin sicher, du hast sie alle gebührend eingeschüchtert.“
„Mag sein.“ Er zuckte ungerührt mit den Schultern. „Wie ich bemerke, hast du meine Annahme nicht korrigiert.“ Er zeigte auf die Wölbung, die eindeutig unter dem T-Shirt zu erkennen war.
Abby lachte trocken auf. „Du glaubst also nicht, dass das Kind von einem der vielen anderen Liebhaber ist, die ich hatte?“
„Lass den Sarkasmus, Abby.“
„Sag mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe“, fauchte sie zurück. „Dazu hast du kein Recht.“
„So?“ Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Und wie sieht es mit deinen Rechten aus? Hast du das Recht, mir mein Kind zu verschweigen?“
Wieder lachte sie bitter und schüttelte den Kopf. „Du hast Nerven, Luc. Ich kenne nicht einmal deinen Familiennamen und habe keine Ahnung, wo du lebst – außer ‚im Languedoc‘. Falls das überhaupt stimmt.“
Er zuckte mit keiner Wimper. „Ich habe meinen Namen bei deiner Arbeitgeberin angegeben, als ich das Cottage mietete. Du hättest sie fragen können.“
„Hätte ich vielleicht.“ Dass er sich weigerte, eine Erklärung oder eine Entschuldigung abzugeben, machte sie nur noch wütender. „Allerdings hast du mir doch eher den Eindruck gemacht, gar nicht gefunden werden zu wollen. Und ich hatte auch nicht vor, Sherlock Holmes zu spielen, um dich ausfindig zu machen.“
Schnell und elegant erhob er sich, trat auf sie zu und schaute ihr durchdringend ins Gesicht. „Der Vergleich mit Sherlock Holmes hinkt. Und wer wollte denn nicht gefunden werden? Wer ist mitten in der Nacht verschwunden, Abby?“
Sie hob ihr Kinn. Nein, sie würde nicht vor ihm zurückweichen! „Kein gutes Gefühl, nicht wahr?“
„Das war es also? Simple Rache?“
Seufzend schüttelte sie den Kopf. Die Energie schien aus ihr herauszufließen, ihre Rückenschmerzen waren immer noch da, und sie brauchte dringend eine Paracetamol-Tablette. „Nein, nicht wirklich. Ich weiß nicht, was es war.“ In dem Spiegelschränkchen über dem Waschbecken suchte sie nach der Pillenschachtel. „Ich wollte mir nur nicht am nächsten Morgen lahme Erklärungen anhören müssen, dass du mir nicht geben kannst, was ich verdiene, was ich brauche, bla, bla, bla. Ich hätte ja auch nichts anderes tun können als lächeln, nicken und Verständnis zeigen. Schließlich wusste ich ja, worauf ich mich einließ, nicht wahr?“
„Du glaubst, das wäre geschehen?“, sagte Luc leise, ja sogar ein wenig traurig. Seine Wut war plötzlich verpufft.
Die Tablette in der Hand, drehte sie sich mit einer hochgezogenen Augenbraue zu ihm um. „Willst du das bestreiten?“
Luc schüttelte langsam den Kopf. „Aber jetzt bist du schwanger, mit meinem Kind. Das ändert alles.“
Die Endgültigkeit seiner Worte erschütterte sie bis ins Mark. „Ich sehe nicht, wieso.“ Sie füllte ein Glas mit
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