Julia Extra Band 0319
„Grundgütiger, hast du mich erschreckt!“
„Alles in Ordnung?“ Luc stand in der Tür und schaute mit einer hochgezogenen Augenbraue zu ihr hin. Das Blut schoss ihr in die Wangen. Was musste er denken?! Sie hatte an seiner Bettwäsche gerochen, Herrgott! Sie schloss die Augen, als könnte sie damit diese unmögliche Situation ungeschehen machen. Dann hob sie die Lider wieder und setzte ein scheinbar aufgeräumtes Lächeln auf.
„Sicher, alles bestens. Ich … ich sehe nur nach. Gehört zum Service.“
„Schön, wie … gründlich du vorgehst“, meinte er, und Abby wusste, sie konnte ihm nichts vormachen.
„Nun, ja … Gründlichkeit ist unerlässlich, nicht wahr? Da alles in Ordnung zu sein scheint, werde ich jetzt gehen.“ Sie steuerte auf die Tür zu und war sich bewusst, dass Luc sich keinen Millimeter rührte, sondern im Rahmen stehen blieb und ihr den Weg versperrte.
Dann stand sie vor ihm, mit trockener Kehle und rasendem Puls, und versuchte sich an einem Lächeln. „Luc …?“
Er presste die Lippen zusammen, seine Augen verdunkelten sich. „Ich muss dir etwas geben.“
„Nein, musst du nicht“, sagte sie sofort. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was er meinte, wusste nur, dass sie hier wegmusste, so schnell wie möglich, bevor sie etwas noch Dümmeres tat – wie ihn zu berühren. Schon hob sich ihre Hand, wie von allein, wollte sich auf seine breite Brust legen und dort über die Muskeln tasten. „Bitte, Luc.“ Sie hasste es, dass ihre Stimme so atemlos klang. „Lass mich durch.“
Er zögerte. Sie sah, wie er die Hand hob … Wollte er sie etwa ebenfalls berühren? Würde er? Endlich, nach einem ewig scheinenden Moment, senkte er den Arm und trat beiseite.
Abby hastete die Treppe hinunter, er folgte ihr. Sie hatte die Hand schon auf der Klinke der Hintertür, als er sie um etwas bat.
„Geh nicht.“
„Ich habe noch vieles zu erledigen.“ Den Kopf über die Schulter zurückgewandt, sah sie, dass er etwas aus seiner Tasche zog.
„Ich sagte, ich habe etwas für dich.“
Nur unwillig drehte sie sich um. „Na schön. Was ist es?“
Er reichte ihr ein Stück Papier, sie starrte darauf und blinzelte ungläubig. „Ein Scheck über eine Million Pfund? Was soll das?“
„Ich möchte, dass du abgesichert bist.“
Ihr wurde übel, kopfschüttelnd sah sie auf. „So viel kostet es dich also, dein Gewissen zu beruhigen?“
An Lucs Hals zuckte ein Muskel. „Sieh es als Geschenk an.“
Wie in Zeitlupe riss Abby den Scheck in der Mitte durch, dann noch einmal, und noch einmal, bis ein Dutzend kleiner Schnipsel zu Boden flatterte. „Ich will dein Geld nicht, Luc.“ Ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Ich wollte dich , aber du wolltest offensichtlich nicht mich. Auch eine Million Pfund ändert nichts daran.“
Lange lag sein dunkler Blick auf ihr, bevor er zu sprechen anhob. „Vor sechs Monaten habe ich mich in einer schwierigen Situation befunden.“ Er holte tief Luft. „Ich war verheiratet.“
Abby trafen die Worte wie ein Schlag. „Verheiratet?“
Luc fluchte leise. „Nicht an jenem Abend. Suzanne, meine Frau, war sechs Monate zuvor gestorben.“ Seine Stimme klang nüchtern, doch Abby erkannte die Qual in seinen Augen, endlos weit wie das Meer. Seine Anspannung schlug ihr in großen Wellen entgegen.
„Das tut mir leid.“ Wie belanglos und platt das klang. War er deshalb gegangen? Weil er um seine Frau getrauert hatte? Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. „Du musst sie sehr geliebt haben.“
Er erwiderte nichts, und Abby fragte sich, ob er sie überhaupt gehört hatte. Aber er ging wohl davon aus, dass das alles erklärte. Und vermutlich tat es das auch. Sie hätte seine geliebte Frau niemals ersetzen können, sie hätte seine Trauer nur für einen kurzen Moment lindern können. Deshalb war er gegangen – weil er seine Frau selbst nach ihrem Tod nicht hatte betrügen können.
„Ich ging, weil ich wusste, dass ich dir nicht bieten konnte – nicht bieten kann, was du verdienst. Was du brauchst.“ Er schluckte angestrengt. „Ich kann es dir nicht geben, Abby.“
Tränen brannten in ihren Augen. Sie nickte stumm.
Luc starrte auf die Papierschnipsel auf dem Boden. „Warum nimmst du es nicht an, Abby? Ist es denn so wichtig, ob ich es dir gebe oder nicht? Du brauchst es.“
„Offen gesagt, ich brauche es nicht. Und ja, es ist wichtig, Luc. Weil Geld das, was zwischen uns geschehen ist, billig macht. Schmutzig.“ Sie musste sich zwingen,
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