Julia Extra Band 0319
sitzen sehen, eine Veränderung in ihr vorgegangen war, Wünsche und Sehnsüchte in ihr erweckt worden waren, die sie nie vorher empfunden hatte? „Weil ich mich rastlos fühlte.“
Er nickte, so als würde er all das verstehen, was sie nicht gesagt hatte. „Als ich Sie sah“, er drehte den schlanken Stiel des Glases zwischen den Fingern, „da verspürte ich etwas, das ich schon lange nicht mehr gefühlt habe.“
Abby hielt unmerklich die Luft an. „Was?“
Luc hob den Blick und überrumpelte Abby mit seiner Offenheit. „Hoffnung.“ Zärtlich strich er ihr eine feuchte Strähne aus dem Nacken, seine Finger berührten sie nur flüchtig, und doch lösten sie einen Strudel von Emotionen in Abby aus. „Haben Sie es nicht auch gespürt, Abby? Als Sie da oben auf der Bühne am Flügel saßen und mich ansahen? Ich habe nie …“ Er hielt inne, setzte erneut an. „Es war wie ein Stoß. Elektrisierend. Magisch.“
„Ja.“ Sie brachte die Worte kaum heraus. „Ich habe es auch gespürt.“
„Da bin ich froh.“ Ein melancholisches Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Es wäre traurig, wenn es einseitig wäre.“ Er griff nach der Flasche und schenkte nach, auch wenn Abby kaum getrunken hatte. „Waren Sie zufrieden mit Ihrem Spiel heute Abend?“
„Ich weiß es nicht.“ Sie nippte an dem Champagner. „Ich kann mich nicht an viel erinnern.“
Luc lachte leise. „Ich auch nicht, um ehrlich zu sein. Sobald Sie die Bühne betraten, verblasste alles andere. Ich wartete nur auf den Moment, Sie endlich ansprechen zu können.“
„Wieso sind Sie dann nicht …“ Abby unterbrach sich. Eine solche Frage würde zu weit gehen.
Doch er beendete die Frage für sie. „Wieso ich nach der Vorstellung nicht zu Ihnen in die Garderobe kam?“ Einen Moment lang starrte er in sein Glas, bevor er den Blick hob und ihr direkt in die Seele sah. „Ich hielt es für besser, es nicht zu tun.“
„Aber …“ Wie sollte sie ihm erklären, dass sie sich verzweifelt gewünscht hatte, er würde kommen? Es klang lächerlich. Sie hatten einen kurzen Blick getauscht, mehr nicht. Abby setzte das Glas ab. „Irgendwie scheint das Ganze nicht …“
„Real? Nein, vielleicht nicht.“ Er wandte das Gesicht ab, mit zusammengepressten Lippen, und Abby hatte das Gefühl, genau das Falsche gesagt zu haben. Sie wünschte, sie könnte ihre Worte zurücknehmen. Dann sah er sie wieder an und lächelte schwach. „Möglicherweise ist der Zeitpunkt gekommnen, um prosaisch zu werden. Haben Sie schon gegessen? Lassen Sie uns etwas bestellen. Und dann erzählen Sie mir von sich.“
Abby zuckte verzagt mit einer Schulter. „Wenn Sie meine Biografie lesen, die im Programm abgedruckt ist …“
„Darin stehen die Fakten, doch sicherlich nicht, was Sie wirklich ausmacht.“
„Ich weiß nicht einmal genau, was mich ausmacht.“ Ratlos zog sie die Augenbrauen zusammen, als er leise lachte. „Das hört sich schrecklich mysteriös an, nicht wahr?“
„Dabei wollte ich eine heiterere Atmosphäre schaffen.“ Er winkte den Kellner heran, bestellte für sie beide, dann stützte er die Ellbogen auf den Tisch. „Also … Was ist Ihre Lieblingsfarbe? Haben Sie Angst vor Spinnen? Vor Schlangen? Hatten Sie als Kind einen Hund oder eine Katze?“ Er nippte an seinem Glas und lächelte sie dann über den Rand hinweg an. „Oder vielleicht einen Goldfisch?“
„Weder noch.“ Abby trank einen Schluck. „Und zweimal Ja.“
„Entschuldigung?“
„Keine Haustiere, und ich habe Angst sowohl vor Spinnen als auch vor Schlangen. Wie ist es bei Ihnen?“
„Was? Ob ich mich vor Spinnen und Schlangen fürchte?“
„Nein, ich werde andere Fragen stellen.“ Aber welche? Was wollte sie über ihn wissen? Alles . Sie wollte ihn kennenlernen, neben ihm einschlafen und an seiner Seite aufwachen … „Schnarchen Sie?“, sprudelte es aus ihr heraus. Prompt lief sie rot an.
„Ob ich schnarche?“, wiederholte er gespielt schockiert und lächelte. „Wie sollte ich das wissen? Zumindest hat sich bisher noch niemand beschwert.“
„Äh … gut.“ Sie fingerte verlegen mit der Serviette, und plötzlich spürte sie Lucs Hand, warm und beruhigend, auf ihren Fingern liegen.
„Abby, Sie sind nervös.“
„Stimmt“, gab sie zu. „Ich …“ Sie zwang sich, ihn anzusehen. „Normalerweise lasse ich mich nicht von fremden Männern einladen.“
„Und das ist auch gut so“, erwiderte er. „Aber ich verspreche Ihnen, bei mir sind Sie sicher.“
Er
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