Julia Extra Band 0325
aufgewacht. In einer der Zeitungen war ein Bild, auf dem sie in den Armen eines Feuerwehrmannes zusammenbricht. Sie sah zutiefst erschüttert aus.“
Bryan schloss die Augen, während er sich vorstellte, wie Morgan sich gefühlt haben musste.
Ich habe niemanden.
Das hatte sie gesagt, als in seinem Büro bei ihr die Wehen eingesetzt hatten. Jetzt war ihm klar, welche grausame Wahrheit sich hinter den drei Worten verbarg.
„Wann ist es passiert?“
„Im Frühjahr letzten Jahres“, erwiderte Gil.
Das Puzzle in Bryans Kopf setzte sich immer mehr zusammen. Wenige Monate, nachdem sie ihre Eltern begraben hatte, war sie in Aruba gewesen. Allein, traurig … und verletzlich.
Es war ein absoluter Tiefpunkt in meinem Leben. Das soll keine Entschuldigung für das sein, was ich getan habe. Aber es ist eine Tatsache.
Bryan erinnerte sich an ihre Worte an jenem Tag in seinem Penthouse.
Im Gegensatz zu Dillon, der für alles eine Ausrede gehabt hatte, war Morgan ehrlich. Sie hatte nicht behauptet, sich in seinen Bruder verliebt zu haben, und auch nicht versucht, sein Mitleid zu erregen. Stattdessen hatte sie die volle Verantwortung für ihre Schwangerschaft übernommen.
Er dachte an den Scheck, den sie ihm ausgeschrieben hatte. Obwohl er ihn zerrissen hatte, hatte sie Bryan seitdem zwei weitere geschickt, vermutlich als Monatsmieten für das Penthouse. Dillon hatte seinen Namen benutzt und seine Konten geplündert. Morgan war nicht mal bereit, seine Gastfreundschaft zu akzeptieren.
Vielleicht, weil sie spürte, dass er Vorbehalte hatte.
„Aber das ist jetzt vorbei“, murmelte er.
„Wie bitte?“
„Wie gesagt, ich benötige Ihre Dienste nicht mehr“, sagte er zu Gil.
„Ich verstehe, Sir. Aber ich habe noch ein paar Anfragen laufen. Die Leute in dem Ort in Wisconsin, in dem sie unterrichtet hat, sind ziemlich verschwiegen. Es war schwer, sie zum Reden zu bringen. Soll ich warten, bis ich von ihnen gehört habe?“
„Nein. Schicken Sie mir Ihre Rechnung.“
„Na gut. Sie bekommen den schriftlichen Bericht zusammen mit der Rechnung.“
Bryan klappte das Handy zu und warf es auf den Schreibtisch seines Vaters. Dann schenkte er sich aus der Karaffe auf der Anrichte einen Scotch ein. Er leerte das Glas mit einem Schluck und schloss die Augen, als der Whiskey in seinem Hals brannte.
„Bryan?“ Seine Mutter stand in der Tür. Ihr war anzusehen, dass sie besorgt war. „Was hast du denn? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“
Mit ihm war etwas nicht in Ordnung.
So fühlte er sich schon eine ganze Weile, er war nur zu stur, um es sich einzugestehen. Er hatte zugelassen, dass die Lügen der Vergangenheit ihn blind für die Wahrheit der Gegenwart machten.
Lange starrte er auf das leere Glas in seiner Hand, und plötzlich kam ihm eine Idee. „Nichts, was sich nicht wieder richten ließe.“
Morgan hatte nicht erwartet, dass Bryan sie und Brice am Samstag abholen würde, doch als er am Freitag anrief und ihr sagte, wann er ins Penthouse kommen würde, protestierte sie nicht. Ihr Wagen war angeblich wieder heil, aber sie wollte das Schicksal nicht ausgerechnet an diesem wichtigen Tag herausfordern. Außerdem war sie viel zu nervös, um sich ans Steuer zu setzen.
Als es läutete, öffnete sie mit klopfendem Herzen die Tür. Dann sah sie Bryan und hätte schwören können, dass es stehen blieb. Sie hatte ihn immer imposant und ungemein attraktiv gefunden. Heute trug er statt eines Businessanzugs eine Khakihose und ein weißes, am Kragen offenes Oxfordhemd. Ohne die üblichen Nadelstreifen und die Krawatte wirkte er jünger und viel entspannter.
Er lächelte.
Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn jemals so ungezwungen lächeln gesehen hatte, und zu imposant und attraktiv kam wie von selbst sexy hinzu.
„Wow.“
Als Bryan sie erstaunt ansah, wurde Morgan bewusst, dass sie das Wort laut ausgesprochen hatte. „Du bist pünktlich“, sagte sie rasch.
„Das bin ich immer.“
„Ja.“ Insgeheim hatte sie gehofft, dass er sich diesmal verspäten würde. Sie ließ ihn herein und schloss die Tür.
Als sie sich umdrehte, betrachtete er sie, als wären sie einander noch nie begegnet.
„Das Outfit ist neu“, sagte sie für den Fall, dass er deshalb so verblüfft war. „Ich dachte mir, der Anlass erfordert es. Sieht es einigermaßen akzeptabel aus?“ Bevor er antworten konnte, sprach sie weiter. „Angesichts dessen, was es gekostet hat, solltest du besser Ja sagen.“
Er lächelte nicht über ihren Scherz.
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