Julia Extra Band 0325
wurden auch feucht. Sie hatte geahnt, wie emotional diese Begegnung für sie selbst sein würde. Erst jetzt wurde ihr klar, was dieses Treffen nach Dillons Tod für die Caliborns bedeutete.
„Lass uns hineingehen, Mom. Dad kann uns Gesellschaft leisten, während du … dich zurechtmachst.“ Er reichte ihr sein Taschentuch, legte den Arm um ihre Schulter und drückte sie an sich, während sie zur Haustür schlenderten.
„Dein Vater ist vermutlich in seinem Arbeitszimmer. Geht doch einfach zu ihm. Ich bin gleich zurück“, sagte Julia und verschwand auf der geschwungenen Treppe, die vom großzügigen Foyer ins Obergeschoss führte.
Bryan führte Morgan durchs Haus, durch den Wohnbereich und das Esszimmer, die beide so geschmackvoll eingerichtet waren, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie sah edle Möbel und beeindruckende Kunstwerke, wahrscheinlich teure Originale und keine Reproduktionen. Die Räume wirkten einladend und spiegelten vermutlich die Persönlichkeit ihrer Bewohner wider, ganz anders als Bryans eher steriles Penthouse.
Ihre Nervosität legte sich, kehrte jedoch sofort zurück, als sie das Arbeitszimmer betraten. Ein Mann stand am Fenster, mit dem Rücken zu ihnen. Er war so groß wie Bryan, hatte jedoch nicht so breite Schultern. Trotzdem sah er für jemanden in den Sechzigern sehr fit aus. Sein Haar war stahlgrau, und als er sich umdrehte, sah sie, dass seine Augen so hellbraun wie Dillons waren.
„Dad, dies ist Morgan Stevens. Morgan, mein Vater Hugh Caliborn.“
„Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Sir.“
„Guten Tag, Morgan.“ Er nickte ihr zu und trat langsam vor, als wäre er unsicher, ob er ihr die Hand geben oder sie auf die Wange küssen sollte. Letztendlich ließ er beides bleiben. „Weiß deine Mutter, dass ihr hier seid?“, fragte er Bryan.
„Ja. Sie kam ums Haus, als wir davor hielten. Sie war im Garten gewesen.“ Die beiden Männer wechselten einen wissenden Blick. „Sie ist jetzt oben und zieht sich um.“
Wieder nickte Hugh. Dann fiel sein Blick auf das Baby in Morgans Armen. „Bryan hat uns erzählt, dass Sie das Baby Brice Dillon genannt haben.“
„Das stimmt.“ Sie hielt den Atem an.
„Ein schöner Name.“ Er schluckte.
„Das finde ich auch.“
Der ältere Mann lächelte. „Er ist noch so klein.“
„Groß genug, um mein Herz als Geisel zu nehmen“, erwiderte Morgan, noch immer fasziniert von der Liebe, die sie fühlte, seit sie ihn zum ersten Mal in den Armen gehalten hatte.
„Sie werden es nie zurückbekommen, wissen Sie.“ Hughs Lächeln wurde traurig. Es war das wehmütige Lächeln eines Vaters, der sein Kind überlebt hatte.
„Nein“, sagte Bryan betrübt und sah Morgan an, dass sein Tonfall sie verwirrte. Er räusperte sich. „Setzen wir uns doch“, schlug er vor.
Wie die getäfelten Wände war auch der riesige Schreibtisch aus Kirschholz. Hugh Caliborn kam um ihn herum und ging zur Sitzgruppe am Kamin. Bryan setzte sich in einen der beiden Sessel, sein Vater in den anderen, also blieb Morgan nur die Couch. Während der nächsten fünfzehn Minuten unterhielten sie sich über so belanglose Dinge wie das Wetter, bis Julia frisch geduscht hereinkam.
„Hugh, hast du unserem Gast denn noch nichts zu trinken angeboten?“, tadelte sie.
Morgan schüttelte den Kopf. „Nein danke, das ist nicht nötig.“
„Ich hätte nichts gegen ein Glas Eistee“, sagte Bryan.
„Ich habe vorhin welchen gemacht. Der Krug steht im Kühlschrank. Bring genug Gläser mit, nur für den Fall, dass Morgan doch noch Durst bekommt.“
Morgan traute ihren Augen nicht, als Bryan sofort aufstand und in die Küche ging. Offenbar sah man ihr an, wie verblüfft sie war, denn Julia wandte sich ihr zu. „Alles in Ordnung, Liebes?“
„Ich hätte nicht gedacht, dass jemand Bryan sagen darf, was er tun soll.“ Sie fühlte, wie sie errötete. „Ich meine, er ist es gewohnt, selbst Befehle zu erteilen …“
Seine Mutter lächelte. „Das stimmt, und genau deshalb gebe ich ihm hin und wieder einen. Irgendjemand muss ihn ja daran hindern, zu diktatorisch zu werden.“ Julia zupfte an den Knöpfen ihrer Bluse, und klang plötzlich nostalgisch. „Er war schon immer so. Ganz anders als Dillon, der nie etwas fordern musste, sondern es immer mit seinem Charme bekommen hat.“
Als wüsste Morgan das nicht.
„Bryan und Dillon waren so verschieden“, bestätigte Hugh. „Manchmal haben Julia und ich uns gefragt, ob die beiden sich abgesprochen haben, um uns um den
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