Julia Extra Band 0325
Verstand zu bringen.“ Er lachte wehmütig. „Trotzdem haben sie immer zusammengehalten wie Pech und Schwefel. Es gab nichts, was sie nicht füreinander getan hätten.“
„Ich kann noch immer kaum glauben, dass Dillon nicht mehr da ist“, sagte Julia leise.
Danach schwiegen alle. Bis auf Brice, der zu brabbeln und mit den Fäusten zu wedeln begann, bevor die Stimmung zu sentimental werden konnte.
„Siehst aus, als hätten Sie einen zukünftigen Preisboxer bekommen“, sagte Hugh belustigt.
„Er ist ein sehr lebhaftes Baby.“
„Darf ich ihn mal halten?“, fragte Julia.
„Natürlich.“
Bryan kehrte in genau dem Moment zurück, in dem Morgan Brice in Julias Arme legte. Sie fragte sich, was er dachte, als Julia ihre Wange an die des Babys presste und seufzend die Augen schloss. Sein Vater stand auf und setzte sich auf eine Armlehne der Couch.
„Er sieht aus wie Dillon damals, nicht wahr, Jule?“ Hughs Stimme war belegt.
„Bis hin zu der kleinen Tolle über der Stirn.“ Sie berührte sie mit der Fingerspitze.
Dillons Eltern glaubten ihr. Sie klangen nicht skeptisch, sondern wirkten begeistert, fast andächtig. Morgan war ungeheuer erleichtert. Sie hatte Angst vor bohrenden Fragen oder zumindest vor einem kühlen Empfang gehabt. Aber sie hatten sie und Brice herzlich begrüßt. Und jetzt akzeptierten sie den kleinen Jungen als ihren Enkelsohn.
Die Köchin erschien in der Tür. „Das Essen ist in fünfzehn Minuten fertig. Soll ich es draußen servieren?“
„Ja. Danke, Mae“, erwiderte Julia. „Bryan, nimm das Tablett mit dem Eistee mit. Es ist ein viel zu schöner Tag, um ihn im Haus zu verbringen.“
Sie und Hugh gingen mit dem Baby hinaus, Morgan und Bryan folgten ihnen. Draußen war ein schmiedeeiserner Tisch mit edlem Porzellan und Stoffservietten gedeckt. Sträucher und Blumen säumten die Terrasse, und im Garten führten gepflasterte Wege von einer blühenden Oase zur nächsten und zum Swimmingpool. Das Gebäude dahinter musste das Gästehaus sein, in dem Bryan wohnte.
„Ihr Haus ist schon wunderschön, aber das hier …“ Morgan zeigte hinüber. „Es ist atemberaubend.“
„Danke“, sagte Julia. „Zu schade, dass Sie es nicht gesehen haben, als meine Pflanzen in voller Blüte standen.“ Sie warf Bryan einen vorwurfsvollen Blick zu.
„Im nächsten Jahr“, sagte er leise.
„Ja, im nächsten Jahr.“ Seine Mutter nickte. „Gärtnern Sie auch, Morgan?“
„Nein. In Wisconsin habe ich in einer Wohnung gelebt. Ich habe mal versucht, auf meinem Balkon Geranien zu ziehen, aber sie haben nur bis Ende Juni gehalten.“
„Mir sind auch jede Menge Pflanzen zum Opfer gefallen, bevor ich den Dreh heraushatte.“ Julia lächelte verständnisvoll und nahm Brice auf den anderen Arm.
„Ich kann ihn nehmen, wenn Sie möchten“, bot Morgan an. „Er ist noch klein, kann aber nach einer Weile ziemlich schwer werden.“
„Oh nein. Den gebe ich noch nicht her.“ Julia lachte. „Vielleicht müssen Sie ihn mir sogar entreißen, wenn Sie und Bryan nachher gehen. Wissen Sie, falls Sie mal ausgehen oder sich etwas Ruhe gönnen wollen, passe ich sehr gern auf ihn auf.“
„Das ist sehr großzügig von Ihnen.“
„Nein, daran ist gar nichts großzügig. Ich will ihn nur nach Herzenslust verwöhnen, wie es sich für eine Großmutter gehört.“ Sie rieb die Nase an Brices Wange, und er gluckste freudig.
Beinahe hätte Morgan wehmütig aufgeseufzt, als sie daran dachte, dass ihr eigene Mutter so etwas nicht mehr erleben würde. Zum ersten Mal, seit sie nach Chicago gekommen war, hatte sie nicht nur das Gefühl, sich richtig entschieden zu haben. Jetzt war sie auch zuversichtlich, dass alles gut werden würde. Sie sah Bryan an und fragte sich, wie er über Julias Bemerkung dachte. Der Schmerz in seinen dunklen Augen überraschte sie.
„Bryan hat uns erzählt, dass Sie seit der Geburt des Babys in seinem Penthouse wohnen“, sagte Hugh.
„Ja. Aber ich habe Bryan gesagt, dass er deswegen nicht ausziehen muss.“ Morgan errötete, als ihr bewusst wurde, wie missverständlich sie sich ausgedrückt hatte. „Ich meine, es ist sehr gastfreundlich von ihm, mich dort wohnen zu lassen, aber ich hätte auch etwas anderes gefunden. Und jetzt, da Sie zurück sind, werde ich das auch.“
„Auf uns müssen Sie keine Rücksicht nehmen“, wehrte Julia ab. „Wir freuen uns, Bryan so oft zu sehen. Und auch ohne das Gästehaus haben wir Platz genug.“
„Aber für Bryan ist es eine Zumutung,
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