Julia Extra Band 0325
Land zur Verfügung gestellt hatte, aber sie legte sich nicht gleich ins Bett. Sie war zu aufgewühlt, um Schlaf finden zu können.
Sie vermisste Ben und wünschte, sie könnte ihn anrufen. Gestern gleich nach ihrer Ankunft hatte sie es probiert. Laut ihrer Tante hatte Ben ständig nach dem Hörer gegrabscht, und als er dann die Stimme seiner Mutter aus der Muschel hatte kommen hören, war er in verzweifeltes Weinen ausgebrochen.
Melissa begann, ihren Koffer für die Abreise zu packen. Als sie damit fertig war, ging sie duschen. Schon morgen würde sie wieder unter dem lauwarm tröpfelnden Duschkopf in ihrem winzigen Bad zu Hause stehen, also sollte sie wohl den Luxus des prasselnden heißen Wasserstrahls hier ein letztes Mal genießen.
Doch unter den gegebenen Umständen war es schwierig, Begeisterung aufzubringen. Das heiße Wasser und die Auswahl diverser duftender Seifen und teurer Shampoos halfen nicht, um ihre wirbelnden Gedanken abzulenken. Plan A war gewesen, Cristiano von Ben zu erzählen … und einen Plan B hatte sie nicht.
Sie stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und schlüpfte in ein übergroßes Schlafshirt. Dann kämmte sie sich das nasse Haar und war gerade auf dem Weg in die Küche, um einen Kräutertee für sich aufzubrühen, als es energisch an der Haustür klopfte.
Mit gerunzelter Stirn schaute sie zur Uhr. Fast zwei Uhr morgens. Stephen würde sicher nicht so spät noch bei ihr vorbeischauen. Und wenn es nicht der furchteinflößende Orso war, der sich bereitmachte, ihre Tür einzutreten und sie vom Gelände zu werfen, fiel ihr nur noch eine Person ein, die um diese Zeit Einlass begehren würde.
Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür. „Wer ist da?“
„Wer, zum Teufel, sollte es wohl sein?“
Er klang so gar nicht nach einem Fürsten. Als Melissa die Tür aufzog und ihn erblickte, sah er auch nicht wie ein Fürst aus. In Jeans, die seine langen Beine betonten, und schwarzem T-Shirt wirkte er eher wie ein Filmstar während der Drehpause. Allerdings gehörten die gebieterische Ungeduld und Arroganz, mit der er sich an ihr vorbei ins Haus drängte und dann die Tür zuschlug, eindeutig zu einem Herrscher.
Er drehte sich zu ihr um und musterte sie ungläubig. Ihr nasses Haar begann zu trocknen und sich zu einer wolkig-wirren Mähne zusammenzuziehen, von dem formlosen Ding, das sie offensichtlich als Nachthemd trug, fragte ein übergroßes Mobiltelefon mit einem anzüglichen Grinsen den Betrachter, ob er „angemacht“ sei.
Verächtlich verzog Cristiano die Lippen – und trotzdem musste ihre dürftige Aufmachung etwas in seinem Unterbewusstsein ansprechen. Denn jetzt fielen ihm ihre langen bloßen Beine auf. Ihre Fußnägel waren nicht lackiert, und sie hatte kleine feste Brüste, die sich unter dem T-Shirt wölbten und deren Spitzen sich hart wie Perlen hervordrängten.
Es war lachhaft und absolut unerklärlich, dass er eine solche Frau attraktiv finden sollte. Doch er wäre ein Lügner, würde er nicht zugeben, dass sich jäh ein verlangendes Ziehen in seinen Lenden meldete.
Er verdrängte es entschieden. Ihre unerhörte Behauptung vorhin im Ballsaal hatte Wirkung bei ihm gezeigt, immerhin so sehr, dass er seine Abdankungsrede vorerst nicht gehalten hatte.
„Was … was tun Sie hier?“, fragte sie, während er sie stumm und wütend anfunkelte.
In der Tat, was machte er hier überhaupt? Ihr milder Fliederduft hatte ihn ebenso hergelockt wie der Drang, ihre Behauptung als ungeheuerlichen Bluff zu enttarnen. „Ich will wissen, was Sie sich von mir erhoffen.“
„Ich möchte, dass Sie zum Leben Ihres Sohnes gehören.“
Er schüttelte den Kopf. „Sie scheinen nicht zu verstehen. Ihre kleine Inszenierung ist reine Zeitverschwendung.“ Goldene Augen bohrten sich in ihre. „Sehen Sie, Sie sind wirklich die letzte Person, die die Mutter meines Kindes sein könnte.“
Verwirrt starrte sie ihn an. „Was meinen Sie?“
„Haben Sie vorhin etwa nicht zugehört?“ Er lachte trocken auf. „Bei der Wahl meiner Gespielinnen greife ich generell höher in der gesellschaftlichen Skala, cara .“
Reagier nicht auf seine Beleidigungen, ermahnte sie sich stumm. Hier ging es nur noch um ihren Sohn, und sie würde ihren kleinen Jungen verteidigen wie eine Löwin ihr Junges.
Die Verachtung in seinem Blick machte ihr nichts mehr aus. Sie schüttelte das halb trockene lange Haar zurück auf den Rücken und hob das Kinn an. „Außer meines gesellschaftlich inakzeptablen Status … gibt es
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