Julia Extra Band 0325
wie diese Lippen in der Nacht zuvor über seinen Körper gewandert waren, stimmte ihn versöhnlicher. „Außerdem hast du eigene Termine einzuhalten, bella . Du bist also ausreichend beschäftigt, oder?“
Ihr war klar, dass sie hier abgewiegelt wurde, dennoch nickte sie. „Ja, natürlich.“
„Wie kommst du mit deiner Kammerzofe zurecht?“, erkundigte er sich.
„Sie ist sehr nett.“
„Und die Nanny? Bist du mit ihr einverstanden?“
Melissa trank einen Schluck Kaffee, bevor sie antwortete. Zuerst hatte sie sich gegen eine Nanny gesträubt, wohl weil sie Ben für sich allein haben wollte. Aber schnell hatte sie gemerkt, dass es unrealistisch war, ohne Hilfe zurechtzukommen. „Sandy ist wunderbar. Um genau zu sein, das ganze Personal ist wunderbar.“
„Wo also liegt das Problem?“
Sah er so ihre schlichte Frage, ob sie ihn begleiten könnte? Als Problem? Sie wollte doch nur mehr zusammen mit ihm unternehmen, vielleicht konnten sie so einander näherkommen. Ihm schien es nicht klar zu sein, aber Zeit war ein kostbares Gut. Wenn sie nicht aufpassten, wäre Ben schon ein Teenager, und seine Eltern wären noch immer Fremde füreinander.
„Du warst seit Ewigkeiten nicht mehr mit Ben schwimmen.“ Als sie jetzt lächelte, war das Lächeln echt. „Er planscht doch so gerne mit seinem Papa im Wasser.“
Ein Muskel begann in Cristianos Wange zu zucken. „Ich denke, ich habe dich darüber informiert, dass ich den besten Schwimmlehrer der Insel angestellt habe. Du brauchst nur das Telefon zur Hand zu nehmen, und schon ist er hier.“
Melissa gab nicht nach. „Das ist aber nicht dasselbe, Cristiano.“
Er lächelte. „Nein, natürlich nicht. Ich bin zwar gut, aber eine Goldmedaille habe ich nie gewonnen.“
Sie erwiderte das Lächeln, ließ dennoch nicht locker. „Ben muss Zeit mit dir verbringen.“
„Und das tut er ja auch.“
Seine völlig gefasste Miene rieb sie auf, ihre Haltung bröckelte, und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. „Ja, er verbringt Zeit mit dir – aber nur, wenn du sie erübrigen kannst. Ein paar Minuten am Morgen, ein paar Minuten am Abend, und wenn er Glück hat, auch noch ein Mittagessen am Wochenende.“
Sie atmete tief durch, versuchte, sich zu beruhigen. „Er ist in einer wunderbaren und sehr wichtigen Phase in seinem Leben.“ Flehend schaute sie Cristiano an. „Er ist so gern mit dir zusammen, er betet dich an, Liebling. Aber wenn ihr nicht mehr Zeit miteinander verbringt, fürchte ich, dass … nun, dass ihr nie eine richtige Bindung zueinander aufbaut.“
Cristiano stellte seine Tasse ab. „Bindung?“, wiederholte er nahezu vorwurfsvoll. Eine seltsame Angst griff plötzlich nach seinem Herzen. Es erinnerte ihn an jenes Gefühl, das er beim Tod seiner Mutter empfunden hatte. Und das er bewusst abgeblockt und weggeschlossen hatte. Das erneut aufgeflammt war, als er aus dem Koma aufgewacht war und seine ganze Welt plötzlich auf dem Kopf gestanden hatte.
Wie konnte sie es wagen! Wie konnte sie es wagen, ihm zu sagen, was er zu tun hatte!
„Ich würde es vorziehen, wenn du dieses Psychogeschwätz unterlassen könntest“, erwiderte er eisig. „Wenn du erst etwas mehr Erfahrung als Fürstin hast, wirst du vielleicht einsehen, dass die Dinge hier so nicht laufen.“
Seine überhebliche Art bewirkte, dass Melissa aufhörte, ihre Serviette zu walken. Was sie zu sagen hatte, musste gesagt werden. Entweder es würde die Dinge schlimmer machen – oder es würde die Atmosphäre ein für alle Mal klären. Sie musste es zumindest versuchen – um Bens willen, um ihrer Ehe willen.
„‚Hier‘ heißt doch wohl in einem Leben, das du offensichtlich so sehr gehasst hast, dass du abdanken wolltest“, sagte sie leise.
Hastig sah er sich um. „Sei still.“
„Hier ist niemand, der uns hören könnte.“
„Das ist mir gleich“, knurrte er. „Das Thema ist abgeschlossen.“
„Das kannst du nicht tun, Cristiano. Du kannst nicht einfach etwas ignorieren, nur weil es dir unangenehm ist, darüber zu reden. Wenn du alles in dich hineinfrisst, werden diese Dinge eines Tages aus dir herausexplodieren.“
Er wirkte, als stünde er schon jetzt kurz vor der Explosion! Abrupt schob er seinen Stuhl zurück. „Ich gedenke nicht, dieses Gespräch weiterzuführen.“
„Genau, du redest ja nie“, stieß sie frustriert aus. „Du tust einfach so, als wäre nichts passiert. Wegen Ben warst du nicht nur gezwungen, deine Position zu behalten, sondern auch, mich zu
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