Julia Extra Band 0325
wenig erbaulichen Tatsachen auseinanderzusetzen. „Ich habe beinahe geheiratet, weil mir alle immer wieder gesagt haben, wie perfekt Todd ist und wie glücklich wir sein werden.“
„Das ist wohl kaum das Gleiche“, protestierte er.
„Natürlich nicht. Ich bezweifle ernsthaft, dass du Todds Heiratsantrag angenommen hättest. Egal, was meine Familie gesagt hätte“, gab sie zurück. Das brachte ihr einen finsteren Blick ein, der sie wohl abschrecken sollte. Stattdessen war sie nur noch entschlossener.
„Du weißt genau, dass das Restaurant von den Veränderungen profitieren wird“, fuhr sie sanft fort. „Wenn es eine Geldfrage ist, könnte ich –“
Er zuckte zurück, als ob sie ihn geschlagen hatte.
„Nein“, blaffte Javier.
Zwar hatte Emily gewusst, dass sie es riskierte, mit ihrem Angebot seinen Stolz zu verletzen. Aber so eine abrupte Ablehnung hatte sie nicht erwartet. „Willst du wirklich nicht einmal darüber nachdenken?“
„Nein, Emily. Vergiss es. Mehr Geld nehme ich von deiner Familie in diesem Leben nicht an.“
„Wovon redest du? Du kennst meine Familie doch gar nicht.“
Aber als seine Wut verflog und Schuldbewusstsein Platz machte, begriff Emily, dass es sich um kein Missverständnis handelte. Javier wusste genau, wovon er sprach.
„Es tut mir leid, Emily. Ich habe gedacht … ich habe gedacht, du wüsstest Bescheid.“ Er streckte die Hand aus. Aber diesmal war sie diejenige, die zurückwich.
„Worüber? Sag es mir. Alles“, verlangte sie, trotz der Übelkeit in ihrer Magengrube. Doch mit weniger als der ganzen Wahrheit würde sie sich nicht zufriedengeben.
In Javiers dunklen Augen las sie Mitgefühl. „Deine Familie hat Connor damals Geld gegeben, damit er mit dir Schluss macht. Darum ist er weggegangen. Er hat geglaubt, dass du nie mit ihm kommen würdest. Also hat er das Geld genommen … und meiner Familie gegeben.“
Alle Farbe wich aus Emilys Gesicht. Javier fluchte leise. Er könnte sich ohrfeigen, weil er damit herausgeplatzt war.
„Connor hat uns das Geld gegeben, um das Restaurant zu retten, nachdem ein Feuer die Küche zerstört hatte. Es tut mir leid, Emily“, wiederholte er. Er hatte kein Recht, sie anzugreifen. Sie wollte ihm doch nur helfen. Und sie hatte … recht, spottete sein Gewissen. Aber er verwarf den Gedanken sofort wieder. Emily konnte das nicht verstehen. Das Restaurant bedeutete seiner Mutter alles. Es war ihre letzte und wichtigste Verbindung zu ihrem Ehemann. Veränderungen vorzunehmen oder nicht, war allein ihre Entscheidung.
Auch wenn Javier sich wünschte, dass sie ihm vertraute … sie tat es eben nicht. Jedenfalls nicht, wie sie seinem Vater vertraut hatte.
Nicht, wie Emily auf ihn vertraute.
Er hatte Vertrauen und Zuversicht in ihren Augen leuchten sehen. Es gab keine Entschuldigung dafür, wie er sie behandelt hatte. Und sie hatte jedes Recht der Welt, jetzt zurückzuweichen. „Warte, Emily.“
„Ich muss gehen.“
Im nächsten Moment war sie schon zur Tür hinaus. Aber er holte sie ein. Draußen hüllte die Hitze der Mittagssonne sie ein, und Javier musste in dem grellen Licht blinzeln. „Erlaube mir wenigstens, mich zu entschuldigen.“
„Dafür gibt es keinen Grund.“ Jetzt wirkte sie so kühl und distanziert wie eine Hollywood-Diva. „Du hast doch nichts getan“, fügte sie hinzu und seufzte. „Mir geht es gut, Javier. Das ist doch Jahre her. Und Connor hatte recht. Ich hatte damals ohnehin beschlossen, dass mir alles viel zu schnell ging mit unserer Beziehung. Es überrascht mich nicht, dass er das Geld deiner Familie gegeben hat. Er ist so ein Freund. Jetzt sind er und Kelsey verliebt. Alles hat sich zum Guten gewendet. Also, warum sollte ich mich aufregen?“
„Weil das nichts daran ändert, dass deine Familie Connor hinter deinem Rücken kontaktiert hat und alles geheim gehalten hat, bis ein Idiot dir die Sache an den Kopf geworfen hat, als du ihm helfen wolltest.“
Ihre Lippen zuckten im Anflug eines Lächelns. „Zufällig mag ich diesen Idioten. Daher fällt es mir schwer, wütend auf ihn zu sein.“
„Tja, dieser Idiot mag dich auch. Und er würde sich viel besser fühlen, wenn du wütend auf ihn wärst, weil er das nämlich verdient.“
„Das hast du nicht. Und ich bin froh, dass du es mir gesagt hast. Das bestärkt mich in meiner Entscheidung.“
„Was für eine Entscheidung?“
„Aus dem Haus meiner Eltern auszuziehen.“
Javier zog überrascht die Augenbrauen hoch.
„Nach der Hochzeit
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