Julia Extra Band 0326
haben.
Emily, den Kopf wieder an seiner Schulter gelehnt, dachte darüber nach, wie hilfsbereit, aufopfernd und mitfühlend Giovanni war. War er jedoch auch zuverlässig oder nur ein Casanova, ein Mann, der Frauen zu gefallen wusste, von Treue jedoch nichts hielt?
Als hätte Giovanni ihre Zweifel gespürt, schloss er sie ganz fest in die Arme und suchte ihre Lippen. Hingebungsvoll erwiderte Emily seinen leidenschaftlichen Kuss und die stürmische Umarmung. Sie spürte seine Erregung und glaubte, dahinschmelzen zu müssen, als er die Hand in den Ausschnitt ihres Kleides schob und nach ihren Brüsten tastete.
Lange saßen sie so, flüsterten sich Liebesworte ins Ohr, streichelten sich und vergaßen Raum und Zeit. Emily fand als Erste in die Wirklichkeit zurück, setzte sich auf und strich sich das Haar aus der erhitzten Stirn.
Giovanni zog sie ein letztes Mal an sich und blickte ihr tief in die Augen. „Wir sind gleich wieder am Anleger. Lass uns noch etwas essen gehen.“ Seine Stimme klang belegt, denn am liebsten hätte er ihr einen ganz anderen Vorschlag gemacht.
Emily nickte. Wahrscheinlich stand ihr die Sehnsucht nach mehr als nur einem Kuss im Gesicht geschrieben. Sie bereute nicht, was sie getan hatte. Giovanni hatte sie verzaubert. Wie es wohl weitergegangen wäre, wenn sie zu Hause und nicht in der Öffentlichkeit gewesen wären?
Zurück am Ufer, fanden sie ein nettes kleines Restaurant, aßen eine Kleinigkeit und bestellten sich zum Abschluss einen Espresso. „Ich soll dich übrigens ganz herzlich einladen.“ Giovanni lächelte Emily an. „Meine Mutter wird im Oktober sechzig, was sie feiern will. Sie besteht darauf, dich dabei zu haben, und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mit dir an meiner Seite zu dem Fest zu erscheinen.“
Emily war gerührt, schließlich war sie für Maria nicht mehr als eine flüchtige Bekannte. Sie fühlte sich tief geehrt. „Und um welchen Tag handelt es sich genau?“, fragte sie.
„Um den achtundzwanzigsten. Kannst du das einrichten? Bitte mach es möglich, Emily.“
„Das muss ich mit der Firma absprechen“, antwortete sie und lächelte. Sie wusste genau, im Oktober lag nichts Besonderes an – sie würde sich daher eine überzeugende Ausrede einfallen lassen müssen.
Langsam setzte nämlich ihr Verstand wieder ein. So faszinierend Giovanni auch war, so stark sie sich zu ihm hingezogen fühlte, sie konnte ihre bitteren Erfahrungen nicht vergessen. Giovanni zu vertrauen war zu gefährlich. Sie war fest entschlossen, nicht mit ihm nach Italien zu reisen, weder zum Geburtstag seiner Mutter noch aus einem anderen Anlass.
11. KAPITEL
Nach einer Woche, in der sich die Ereignisse nur so überschlagen hatten, beschloss Emily, wieder Ruhe einkehren zu lassen. Sie wollte jede Art von Beziehungsstress eine Zeit lang vergessen und wieder zu sich selbst finden. Was war nicht alles passiert: Giovannis bester Freund war ins Koma gefallen, ihr Vater hatte Paul und ihr eine neue Partnerin präsentiert, und Coral war damit herausgerückt, dass nicht Giovanni sie, sondern sie Giovanni geküsst hatte. Am meisten jedoch beschäftigten sie die leidenschaftlichen Zärtlichkeiten, die sie mit Giovanni auf dem Boot ausgetauscht hatte und sie endgültig aus dem inneren Gleichgewicht gebracht hatten.
Emilys Plan, sich eine emotionale Auszeit zu gönnen, ging jedoch nicht auf. Gleich morgens im Büro klingelte ihr Handy, und erstaunt las sie Corals Namen auf dem Display. Es musste etwas Besonderes vorgefallen sein, denn normalerweise telefonierten die Freundinnen nicht während der Arbeit.
„Du glaubst nicht, was passiert ist“, meldete sich Coral dann auch aufgeregt. „Steve hat sich gemeldet und möchte sich mit mir treffen! Er klang fix und fertig. Ich mache mir solche Sorgen – ob er vielleicht krank ist?“
Emily musste unwillkürlich lächeln. Coral war eine unverbesserliche Romantikerin. Obwohl Steve sie auf eine üble Art abserviert hatte, hegte sie immer noch zärtliche Gefühle für ihn. „Was hat er denn gesagt?“, erkundigte sie sich.
„Nicht viel. Er hat ein dickes Problem und möchte mich sehen und mit mir reden. Was soll ich tun, Emily? Ablehnen?“
„Nein, hör dir an, was er dir zu sagen hat. Aber bleib auf dem Boden der Tatsachen und mach dir keine Illusionen.“
Nachdenklich steckte Emily ihr Handy wieder in die Handtasche. Die Abruptheit, mit der Steve die Beziehung beendet hatte, war für Coral ein Schlag gewesen, von dem sie sich nur sehr
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