Julia Extra Band 0326
wirst. Bitte werde meine Frau!“
Meg war so überrascht, dass ihr die Worte fehlten. Was hatte Etienne da eben gesagt? Sie sollte seine Frau werden? Und was bedeutete das? Dass er sie liebte? Aber nein, davon hatte er ja gar nicht gesprochen. Er hatte nur einen ziemlichen Schreck bekommen, weil sie hingefallen war, und jetzt fühlte er sich schuldig, weil er es nicht hatte verhindern können – das war alles. Und es war typisch für Etienne. Er fühlte sich ständig für sie verantwortlich und wollte sie vor allem Unheil dieser Welt bewahren. Und wenn er merkte, dass er das nicht konnte, geriet er in Panik, und dann kam so etwas wie dieser Heiratsantrag dabei heraus.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann dich nicht heiraten, Etienne, das ist unmöglich. Es wäre einfach nicht der richtige Weg.“
„Aber Meg, du …“
„Etienne, es hat doch keinen Sinn.“
Schließlich stand sie auf, jedoch nicht, um auf die Bühne zurückzukehren, sondern um ihre Qualen zu beenden und vor Etienne zu flüchten. Meg konnte einfach nicht mehr, sie hatte keine Kraft mehr, die letzte Präsentation zu halten, dazu war sie viel zu aufgewühlt.
Welche Ironie des Schicksals! Etienne hatte genau das getan, wovon sie die ganze Zeit schon träumte – aber leider aus den völlig falschen Gründen. Er hatte ihr den Heiratsantrag nur aus Pflichtgefühl, nicht aus Liebe gemacht. Wie hätte sie da denn Ja sagen sollen?
Tränen rannen Meg über die Wangen, und sie lief wie blind zum Hotel zurück, wo sie hektisch ihre Sachen für den Rückflug packte. Sie musste weg von hier, und zwar so schnell wie möglich. Den Flug und ihre Ankunft in Chicago nahm sie nur noch wie in Trance wahr, und auch später erinnerte sie sich kaum daran, wie sie Edie am Flughafen schluchzend in die Arme gefallen war.
Der Schmerz über die Trennung von Etienne lähmte Meg so sehr, dass sie es nicht schaffte, ihre Arbeit wiederaufzunehmen. Sie verkroch sich zu Hause, lag weinend auf der Couch oder saß apathisch vor dem Fernseher, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Dieser Zustand hielt so lange an, bis eines Morgens Edie anrief und sie aus ihrer seelischen Erstarrung riss.
„Meg, bitte komm so schnell wie möglich!“, rief die Freundin aufgeregt. „Alan ist zurück und macht uns jetzt die Hölle heiß. Die arme Paula ist schon in Tränen aufgelöst!“
Meg war schlagartig voll konzentriert. Das sah Alan ähnlich – kaum war niemand da, der die Firma schützte, schon nutzte er die Gelegenheit schamlos aus! „Mach dir keine Sorgen, Edie, ich bin in zehn Minuten da!“
Sie knallte den Hörer auf, zog sich in Windeseile um und rannte aus dem Haus. Ganz egal, wie sehr sie unter ihrem Liebeskummer litt, sie musste ihren Freunden und Kollegen helfen! Und diesmal würde sie nicht vor Alan kuschen, sondern ihm gnadenlos die Stirn bieten. Etienne hatte ihr alles beigebracht, was sie brauchte, um diesen Schuft zu bezwingen. Ja, ich werde ihn besiegen! dachte sie entschlossen, setzte sich ins Auto und fuhr los.
Etienne wusste nicht, wie viele Geschwindigkeitsbegrenzungen er auf dem Weg zu Fieldman’s überschritt, doch das war ihm auch egal. Nachdem Jeff ihn angerufen hatte, war er sofort aufgebrochen, um den Menschen dort zu Hilfe zu eilen. Dieser Mistkerl Alan besaß doch tatsächlich die Unverfrorenheit, noch einmal in der Firma aufzutauchen und die Mitarbeiter in Angst und Schrecken zu versetzen! Wie Etienne von Jeff erfahren hatte, war auch Meg schon unterwegs, und er war unglaublich froh, dass er lediglich einen Tag nach ihr nach Chicago zurückgeflogen war, um den Verkauf des Unternehmens an die Mitarbeiter einzuleiten. Und jetzt konnte er nur hoffen, dass er vor ihr in der Firma ankam!
Etienne ballte die Hände zu Fäusten. Wenn Alan es wagen sollte, ihr noch einmal etwas anzutun, dann würde er … Ja, was würde er dann tun? Etwa, sich vor der ganzen Welt als ihr Beschützer aufspielen, nachdem er sie mit seinem völlig überstürzten Heiratsantrag in die Flucht geschlagen hatte? Er hatte sich wie ein Idiot benommen, das war ihm sofort klar geworden, als Meg vor ihm geflüchtet war. Zuerst hatte er ihr immer wieder zu verstehen gegeben, dass er keine feste Beziehung mit ihr wollte, und dann mache er ihr plötzlich einen Heiratsantrag. Wie musste sie sich da nur vorgekommen sein?
Als er Fieldman’s Furnishing erreichte, stand Megs Wagen bereits da. Etiennes Herz begann zu rasen. Seine süße Meg war nun da drin, um sich in die Höhle des Löwen zu
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