Julia Extra Band 0326
langes, seidenweiches Haar glitt. Am liebsten hätte er Meg nun von hinten umschlungen und auf ihren reizvollen Hals geküsst. „Dafür habe ich von vielen anderen Dingen keine Ahnung“, sagte er schnell, um sich von seinen erotischen Fantasien abzulenken.
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel von Tieren. Ich könnte keine Katzen so wie du in Pflege nehmen, weil ich mich damit überhaupt nicht auskenne.“
„Hattest du denn noch nie ein Haustier? Auch nicht als kleiner Junge?“
„Nein.“
Meg hielt mit dem Bürsten inne und sah ihn mitfühlend an. „Das ist aber traurig.“
„Ach, das hat mir eigentlich nichts ausgemacht, und irgendwie habe ich mir auch nie ein Tier gewünscht“, erwiderte Etienne trocken. „Meine Mutter hatte Angst vor Hunden, und außerdem hätte es sie gestört, wenn sie ständig Tierhaare an der Kleidung oder ihren Möbeln gefunden hätte. Sie legte sehr viel Wert auf Ordnung und Hygiene und war unglaublich stolz auf unser Haus auf Mont Gavard.“
„Auf Mont Gavard? Du wohnst auf einem Berg?“
„Na ja, man könnte es wohl eher einen Hügel nennen, aber es ist sehr schön dort.“
„Hast du denn nie Heimweh, wenn du so viel unterwegs bist?“
„Nicht besonders, aber das liegt wohl eher daran, dass zu Hause niemand auf mich wartet. Mont Gavard ist riesig groß – viel zu groß für mich allein. Seit meine Mutter vor zwei Jahren starb, war ich nur ein- oder zweimal dort.“ Er lächelte Meg im Spiegel an. „Wenn du Lust hast, würde ich es dir gern mal zeigen.“
„Oh, das wäre toll!“, entfuhr es ihr spontan, da es sie brennend interessierte, wie Etienne wohnte. Dann kam ihr jedoch ein Gedanke, der sie zögern ließ. „Aber willst du überhaupt dorthin? Ich meine, ich möchte nicht, dass du mich zu dir nach Hause bringst, wenn das traurige Erinnerungen in dir weckt.“
„Keine Sorge, das ist nicht der Fall. Ich habe mit Louisa nicht auf Mont Gavard gelebt, weil sie das nicht wollte. Sie hätte sich in einem so großen Haus ohne mich nicht wohlgefühlt. Aber meine Mutter liebte es, wenn Gäste kamen und ihr schönes Heim bewunderten. Sie hätte sich bestimmt gefreut, dich zu empfangen. Allerdings bleibt uns eigentlich keine Zeit dafür, denn in zwei Tagen beginnt die Messe, und wenn wir Mont Gavard besuchen, dann bleibt uns nur noch ein Tag für Paris.“
„Das macht nichts, ein Tag reicht mir für Paris“, versicherte Meg. „Und ich würde wirklich gerne sehen, wo du aufgewachsen bist.“
„Warum interessiert dich das denn so?“
„Weil ich …“ Meg biss sich auf die Lippe, denn beinahe hatte sie gesagt: Weil ich verliebt in dich bin . „Na, weil ich gerne wissen möchte, wie mein Geschäftspartner so lebt“, antwortete sie betont lässig, um ihre Gefühle zu verbergen.
„Also gut, dann fahren wir nach Mont Gavard!“
Ihm gefiel der Gedanke, Meg sein Zuhause zu zeigen. Doch wie er es schaffen sollte, sie nicht anzufassen, wenn sie so viel Zeit allein miteinander verbringen würden, war ihm noch ein Rätsel.
Obwohl Meg sich sehr darauf freute, mit Etienne nach Mont Gavard zu fahren, plagten sie plötzlich Zweifel, ob dieser Ausflug eine gute Idee war. Morgen war Louisas Todestag, und Etienne hatte sich tatsächlich frei genommen. Aber gerade an diesem Tag brauchte er so viel Ablenkung wie nur möglich, um nicht noch tiefer in seinen Schuldgefühlen zu versinken. Wenn sie schon zu ihm nach Hause fuhren, wo schmerzliche Erinnerungen auf ihn warteten, wollte Meg wenigstens dafür sorgen, dass er unentwegt beschäftigt war, um nicht zu viel nachzudenken. Sie würde ihm tausend Fragen stellen und sich jeden Winkel seines Hauses zeigen lassen, nur damit er nicht ins Grübeln kam. Ja, sie würde alles dafür tun, damit dieser Tag für Etienne zumindest dieses eine Mal seinen Schrecken verlor.
14. KAPITEL
Etienne hatte eine Limousine mit Chauffeur zum Hotel bestellt, die ihn und Meg nach Mont Gavard brachte. Es war schon lange her, seit er zum letzten Mal zu Hause gewesen war, und er spürte eine leichte Anspannung, als sie sich der schönen Hügellandschaft näherten. Doch als sie schließlich in die schattige Allee einbogen, die zu seinem Anwesen führte, fiel jegliche Unruhe von ihm ab.
„Wow!“, rief Meg begeistert, als das große, l-förmige Gebäude mit der beeindruckenden Kuppel in ihr Blickfeld kam. „Das ist ja noch viel größer und schöner, als ich es mir vorgestellt habe. Und wie gepflegt die Grünanlagen sind! Du musst wirklich tolle
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