Julia Extra Band 0326
behielt, denn die Aufgaben, die ihr nun bevorstanden, erforderten ihre volle Konzentration. Sie musste Präsentationen geben, Reden halten, neue Kontakte knüpfen und womöglich auch schon erste Geschäftsverträge vorbereiten. Und wenn all das vorüber war, würde sie, wie mit ihm vereinbart, allein nach Hause fliegen und Fieldman’s Leitung übernehmen. Von da an würde Meg ganz auf sich gestellt sein, und dafür brauchte sie all ihre Kraft und vor allem keinen Mann, der sie durcheinanderbrachte. Und das bedeutete für Etienne, dass er sie in Ruhe lassen musste.
Wie aber sollte ihm das gelingen, wenn er sich schon wieder schrecklich nach ihr verzehrte? Wie nur sollte er sie je vergessen, wenn er sie so liebte? Etienne erschrak vor seinen eigenen Gedanken. Was war ihm da eben durch den Kopf gegangen? Dass er Meg liebte? Die jähe Erkenntnis versetzte ihm einen regelrechten Schock, und er atmete tief durch. Aber genauso war es – er liebte Meg, ja, er liebte sie sogar so sehr, dass er vor lauter Sehnsucht nach ihr kaum noch schlafen konnte. Tag und Nacht malte er sich aus, wie schön es wäre, sie zur Frau zu haben, und dann zwang er sich, die Gedanken zu verbannen. Meg durfte auf keinen Fall erfahren, wie verliebt er in sie war, denn nun bot sich ihr die Chance ihres Lebens, und die musste sie ergreifen. Sie hatte hart dafür gearbeitet, um an Fieldman’s Spitze zu stehen, und Etienne gönnte ihr den Erfolg von ganzem Herzen.
Er schloss für einen Moment die Augen, bis der Schmerz in seinem Herzen nachließ. Ja, er musste Meg gehen lassen, auch wenn es noch so wehtat. Sie sollte Karriere machen und endlich einen Mann finden, der sie wirklich glücklich machen konnte.
Der letzte Tag auf der Messe verlief zunächst genau nach Plan. Meg hielt etliche Präsentationen, in denen sie Fieldman’s neues Geschäftskonzept vorstellte, sprach mit zahlreichen potenziellen Geschäftspartnern und war freudig überrascht, als sich sogar schon die ersten Aufträge anbahnten. Sie war unentwegt im Einsatz und zeigte sich als Ansprechpartnerin so kompetent, dass sie Etiennes Unterstützung kaum benötigte.
Meg war ganz erstaunt, wie leicht ihr die Aufgaben in ihrer neuen Funktion als Unternehmenssprecherin von der Hand gingen, und sie wusste, dass sie das alles nur Etienne zu verdanken hatte. Etienne Gavard – der Mann, in den sie sich hoffnungslos verliebt hatte, und der unerreichbar für sie war.
Sie litt schon jetzt unter der bevorstehenden Trennung, aber sie versuchte, sich nichts von ihrem Kummer anmerken zu lassen, sondern blieb stets professionell und zeigte allen ihr freundlichstes Lächeln, bis sie am späten Nachmittag schließlich so erschöpft war, dass sie das Ende der Veranstaltung kaum noch erwarten konnte. Nur noch ein einziger Vortrag, dann durfte sie endlich zurück nach Chicago und ihren Tränen freien Lauf lassen.
Sie nahm die Unterlagen für ihre Rede in die Hand und begann, die Treppe zur Bühne hochzusteigen. Doch auf der dritten Stufe passierte es: Meg stolperte und fiel mit einem leisen Aufschrei hin. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Knöchel und den rechten Ellenbogen, aber sie versuchte ihn zu ignorieren und rappelte sich schnell wieder auf. Hoffentlich hatte niemand ihr Missgeschick bemerkt!
Doch da war Etienne bereits bei ihr und ergriff erschrocken ihren Arm. „Um Himmels willen, Meg, hast du dir wehgetan? Ach, was rede ich für einen Unsinn, natürlich hast du dich verletzt!“ Er zog sie von der Treppe weg und bestand darauf, dass sie sich auf einen Stuhl setzte. „Meg, mein Schatz, sieh mich bitte einmal an.“ Er musterte sie prüfend und runzelte dabei die Stirn. „Du bist auf den Arm gefallen, und an der Wange kriegst du einen blauen Fleck.“
Seine Sorge rührte Meg beinahe zu Tränen. „Ach was, das ist doch nicht so schlimm“, sagte sie mit einem Kloß im Hals und schaffte es, sogar dabei zu lächeln.
Aber Etienne ließ sich nicht so leicht überzeugen. „Herrje, mir ist eben fast das Herz stehen geblieben, als ich dich stürzen sah. Du hättest dir etwas brechen oder schlimmer noch eine schwere Kopfverletzung zuziehen können. Du …“
Meg nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn mit all der Liebe, die sie für ihn empfand. „Etienne, mir ist wirklich nichts passiert, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“
„Ich … ich kann dich nicht verlassen, ich kann es einfach nicht!“, brach es plötzlich aus ihm heraus. „Meg, ich möchte, dass du meine Frau
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