Julia Extra Band 0327
noch die vielen Paar Schuhe, die am Boden des Schrankes standen und nur darauf warteten, zu den entsprechenden Kleidungsstücken kombiniert zu werden. Der Traum einer jeden Frau schien in Erfüllung zu gehen.
Nur, dass dies nicht ihre Kleider waren!
Sie ging hinüber zur Kommode und zog die einzelnen Schubladen auf. Auch hier bot sich ihr ein ähnliches Bild: Hosen in verschiedensten Längen, Farben, Schnitten, T-Shirts, Tücher, Gürtel. Alles in allem mussten dies Kleidungsstücke im Wert von einigen Tausend Euro sein.
Lucy zog wahllos ein elegantes, schwarzes T-Shirt aus einem der Fächer und beäugte es skeptisch. Was für ein gewagter Ausschnitt!
Ganz plötzlich wurde Lucy klar, was das zu bedeuten hatte. Aristoteles! Er musste hinter dieser Sache stecken, niemandem sonst war eine derartige Frechheit zuzutrauen.
Ohne Nachzudenken schoss Lucy auf die Verbindungstür zu, riss sie auf und stürmte ins Nebenzimmer. Zu ihrer größten Überraschung sah Aristoteles’ Suite noch viel majestätischer aus als ihre eigene.
In diesem Moment tauchte Aristoteles im Türrahmen seines Schlafzimmers auf. Er war nackt! Bis auf ein kleines, weißes Handtuch, das er sich eng um die schmalen Hüften gebunden hatte. Lucy betrachtete fasziniert seine bronzefarbene Haut, seine fein akzentuierten Muskeln. Auf Aristoteles’ breiter Brust entdeckte sie feine, schwarze Härchen, die über seinen Bauch nach unten hin bis zum Handtuch verliefen. Ihn so vor sich stehen zu sehen, vernebelte Lucy geradezu die Sinne. Warum war sie noch einmal hergekommen?
„Ich …“, stammelte sie.
Aristoteles sah sie fragend an. Dann hob er sein Handgelenk und sah auf seine schwere Platin-Uhr. Abwägend nickte er mit dem Kopf. „Nun ja, nicht schlecht. Allerdings war ich davon ausgegangen, dass du noch früher auftauchen würdest.“
Es dauerte einige Sekunden, bis Lucy verstand, was er damit meinte. Er hatte das alles geplant. Nachdem er den Kleiderschrank hinter ihrem Rücken hatte füllen lassen, war er seelenruhig in seine Suite gegangen und hatte dort auf sie gewartet! Und sie hatte ihm den Gefallen getan und genauso reagiert, wie er es erwartet hatte. Lucy war außer sich.
„Wo bitte sind meine Sachen?“, fragte sie empört.
Aristoteles verschränkte seine Arme vor der Brust, was seine Bizepsmuskeln irritierend gut zur Geltung brachte. Trotz ihrer Wut verspürte Lucy wieder dieses nervöse Kribbeln im Magen, angesichts des fast nackten Körpers ihres attraktiven Chefs.
„Dein Gepäck ist in Sicherheit. Ich war nur so frei und habe die Sachen herausgenommen, von denen ich denke, dass du sie unbedingt brauchst. Deine Toilette-Artikel und deine Kosmetik. Ich wollte dir nicht irgendwelche Produkte hinstellen lassen, die du vielleicht nicht magst.“
„Oh, wie unendlich gütig“, entfuhr es Lucy sarkastisch. „Ich hoffe, du hast dir auch Gedanken darüber gemacht, welche Kleidungsstücke ich mag. Und woher bist du dir eigentlich so sicher, dass sie mir passen?“
Aristoteles musterte sie von Kopf bis Fuß. „Ich denke, die Sachen werden perfekt sitzen. Ich habe in diesen Dingen ein ausgezeichnetes Augenmaß.“
Lucy schluckte. Was für eine unglaubliche Demütigung, ihr die Garderobe zu entwenden! Und wehe, die Teile in ihrem neuen Kleiderschrank waren alle eine Größe zu klein!
Doch Aristoteles war noch nicht fertig. „Übrigens habe ich auch die geschmackvolle Unterwäsche aus deinem Koffer geholt. Die meisten Teile gefallen mir ausgesprochen gut, also wüsste ich nicht, warum du sie nicht auch tragen solltest.“ Er deutete auf eine kleine Reisetasche neben seinem prunkvoll bestickten Diwan. „Du findest die Sachen dort drin.“ Provokativ blitzte der Träger eines ihrer schwarzen Spitzen-BHs aus der Tasche hervor.
Lucy griff nach dem Gepäckstück, um damit Hals über Kopf die Suite zu verlassen. Doch sie besann sich eines Besseren. Diesmal würde sie ihm nicht den Gefallen tun und so reagieren, wie er es erwartete. Keine Szene, kein Geschrei, keine Empörung mehr. Mit versteinerter Miene und hoch erhobenem Kopf wandte sich Lucy ohne ein weiteres Wort von Aristoteles ab und ging durch die Verbindungstür nach nebenan in ihr Zimmer.
„Wir sehen uns dann unten in der Empfangshalle“, sagte sie noch kühl, ohne sich nach ihm umzudrehen.
„Ich freue mich darauf, Lucy“, entgegnete Aristoteles lächelnd, aber definitiv verunsichert.
Eine Dreiviertelstunde später durchquerte Lucy energischen Schrittes die Empfangshalle.
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