Julia Extra Band 0327
erneutes Begehren in ihr ausbreitete.
Und es klang wie eine Selbstbeschuldigung, als Aristoteles antwortete: „Doch, Lucy, es wird wieder passieren. Allerdings an einem romantischeren Ort. Dort, wo wir genügend Platz und Zeit haben und wo uns keine lästigen Kleidungsstück behindern können.“
In diesem Moment kam jemand vom Parnassus-Team direkt auf sie beide zu, und Aristoteles verwandelte sich binnen Sekunden vom verwegenen Verführer zum smarten Geschäftsmann.
Lucy sah sich um. Sie hatte vorhin unter anderem Martha kennengelernt, Aristoteles’ griechische Assistentin. Sie war eine freundliche, ältere Sekretärin mit jahrzehntelanger Berufserfahrung. Und sie nahm Lucy herzlich unter ihre Fittiche und erklärte ihr einige Details, von denen diese noch nichts gewusst hatte. Allerdings kümmerte sich Martha nur um die Büroorganisation hier in Athen, mit der Fusion war sie nicht betraut worden. Auch niemand aus Aristoteles’ Familie schien eine Ahnung von dem bevorstehenden Firmenzusammenschluss zu haben, was Lucy sehr verwunderte.
Kurz darauf stieß Parnassus persönlich zu ihnen. Lucy hatte ihn auch schon am früheren Abend kennengelernt, und kurz darauf waren er und Aristoteles zu ersten Besprechungen in sein Büro gegangen. Parnassus war ein freundlicher alter Mann, der Lucy auf Anhieb sympathisch war. Er ging etwas gebeugt und stützte sich auf einen Mahagoni-Stock mit Goldknauf. Nun wandte er sich ganz offen an Aristoteles.
„Und, Aristoteles, meinst du, wir können ihr vertrauen?“ Dabei deutete er lächelnd auf Lucy, die direkt neben ihm stand.
Aristoteles’ Stimme klang tief und überzeugend, als er antwortete: „Auf alle Fälle. Sie ist seit mehreren Jahren bei mir im Unternehmen und arbeitet seit zwei Monaten als meine persönliche Assistentin.“
Parnassus nickte anerkennend. Dann schlug er Aristoteles vor, dass dieser sich wieder unters Volk mischen solle, während er, Parnassus, nun Lucy sein Anwesen zeigen wolle.
Auf Aristoteles’ zustimmende Kopfbewegung hin reichte Lucy Parnassus ihren Arm und ließ sich interessiert das Grundstück zeigen. Der Garten war vielmehr ein Park, und dieser war wirklich eine Pracht! Das Grundstück lag etwas oberhalb der Stadt, unter ihnen glitzerte das Lichtermeer Athens.
„Sie haben wirklich ein wunderschönes Anwesen“, gestand Lucy, als sie und ihr Gastgeber kurz an einer steinernen Balustrade verweilten und die atemberaubende Aussicht genossen.
„Danke. Aber nennen Sie mich doch bitte Georgios.“
Lucy lächelte. „Aber gern, Georgios.“
Er warf ihr einen neugierigen Blick zu. „Aristoteles scheint Ihnen sehr zu vertrauen. Die Fusion ist sehr wichtig für ihn. Nicht einmal seine Familie hat er eingeweiht.“
Lucys Magen verkrampfte sich nervös. Es ging Aristoteles wohl gar nicht so sehr um Vertrauen, als vielmehr um Notwendigkeit und Begehren, aber das konnte sie dem alten Mann schlecht anvertrauen. Lucy runzelte die Stirn. „Das ist mir bewusst.“ Mehr wollte sie dazu nicht sagen. Sie hatte ja keine Ahnung, warum Aristoteles die Pläne vor seiner Familie geheim hielt, und sie wollte auch nicht darüber spekulieren. Ihr war allerdings klar, dass sie beide nur deshalb nach Athen gekommen waren, weil Parnassus darum gebeten hatte.
„Er kann nicht anders.“
Lucy hatte für einen Moment ihren eigenen Gedanken nachgehangen und gar nicht bemerkt, dass Parnassus wieder zu sprechen begonnen hatte.
„Er erinnert mich an mich selbst, als ich in seinem Alter war. Und an meinen Sohn. Der hat auch nur das Geschäft im Kopf.“ Parnassus lächelte, doch er wirkte traurig. „Aber wozu?“
Lucy sah ihn überrascht an, und Parnassus räusperte sich verlegen. „Sie müssen entschuldigen. Ich will Sie nicht mit dem Gerede eines alten Mannes langweilen …“
„Aber bitte. Das tun Sie doch überhaupt nicht“, entgegnete Lucy schnell. „Es ist nur so … ich kenne Aristoteles, also Mister Levakis noch nicht so gut …“ Sie errötete.
Parnassus deutete auf seine riesige Villa und den davor liegenden, prachtvollen Park. „Sehen Sie das? Es hat mich Jahre, Jahrzehnte gekostet, alles aufzubauen. Meine Vorfahren haben Griechenland in Elend und Armut verlassen. Alles, was ich immer gewollt habe, war eines Tages zurückzukehren. Als angesehener Mann.“
Sein Blick war in die Ferne geschweift, wo Aristoteles umringt von einer ganzen Menschentraube stand. Lucy folgte seinem Blick. Plötzlich kam ihr Aristoteles vor wie ein einsamer Wolf. Er
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