Julia Extra Band 0327
Lucy!“
Hatte sie richtig gehört? Das konnte doch wohl unmöglich sein Ernst sein! Einem Reflex folgend zog Lucy die Hände vor ihre Brust und schob Aristoteles energisch von sich.
„Nein!“ Panik überfiel sie, als sie merkte, wie sehr er sie wieder in der Hand hatte.
Aristoteles grinste. „Du hast recht, hier in der Öffentlichkeit sollten wir nicht weitermachen.“ Dann zog er sie mit sich. Doch Lucy sträubte sich und blieb einfach stehen.
Überrascht sah Aristoteles sie an. „Was …?“ Dann glaubte er, zu verstehen. „Wenn es darum geht, dass ich so plötzlich und ohne weitere Worte zu verlieren das Weite gesucht habe …“
„O nein, das ist es nicht“, entgegnete Lucy gekränkt. „Ich kenne dich schon viel zu gut, als dass mich dein Verhalten überrascht hätte.“ Und ohne weiter zu überlegen, fügte sie hinzu: „Wenigstens einen Blumenstrauß hätte ich allerdings erwartet. Den bekommen doch all deine Affären, nachdem du genug von ihnen hast, oder?“
Aristoteles’ Gesicht verfinsterte sich. Eine steile Falte erschien zwischen seinen dichten Augenbrauen. „Nun, längeren Affären spendiere ich auch gerne ein edles Schmuckstück, wie du sicher noch weißt … Ist es das, worum es dir geht, Lucy?“ Seine Stimme klang hart. „Ich denke, ich werde mich diesmal im Voraus darum kümmern, denn ich glaube nicht, dass mir zwei oder drei Nächte mit dir genügen.“
„Wie bitte?“
Doch Aristoteles hatte Lucy schon die Straße entlangdirigiert. Seinem scharfen Blick war nicht entgangen, dass sich nur wenige Hundert Meter weiter ein exklusives Juweliergeschäft befand. „Ich suche ein besonderes Geschenk für diese wunderschöne Dame“, wandte er sich an die Verkäuferin und deutete dabei auf Lucy.
Die Angestellte musterte Lucy in ihrem schlichten, schwarzen T-Shirt, den kakifarbenen Shorts und den flachen, staubigen Sandalen geringschätzig. Warum nur wollte der Mann dieser Frau teuren Schmuck kaufen?
Lucy hingegen war so außer sich vor Wut, dass sie kaum atmen konnte. Was fiel Aristoteles nur ein, sie derart zu stellen?
„Aristoteles! Lass mich los“, zischte sie leise, aber eindringlich, als sich die Verkäuferin einige Meter von ihnen entfernt hatte. Doch Aristoteles dachte gar nicht daran. Er schob Lucy von Vitrine zu Vitrine, in der Hoffnung, dass sie bald ein Schmuckstück finden würde, das ihr bewies, wie wichtig sie ihm war. Überrascht musste Aristoteles allerdings feststellen, dass Lucy mit der Auswahl überhaupt nicht glücklich zu sein schien. Sie sah blass aus und der Blick ihrer großen, grauen Augen wirkte unglaublich traurig. Was war nur los mit ihr? Wollte sie ihn auf den Arm nehmen?
„Wir verlassen den Laden erst, wenn du dir etwas ausgesucht hast“, herrschte er sie verzweifelt an.
Lucy verstand, dass weiterer Aufstand zwecklos war. Sie wandte sich von den prächtigen Colliers und den dick verzierten Diamantringen ab und betrachtete eine Vitrine mit verspieltem Silberschmuck. Das einzige Teil, das ihr in diesem Laden wirklich gefiel, war eine schlichte Kette mit einem zarten, silbernen Schmetterlingsanhänger. Als Kind hatte Lucy Schmetterlinge über alles geliebt und ihre Mutter hatte ihr oft kleine Schmuckstücke in Schmetterlingsform geschenkt. In einem Anflug von Wehmut deutete Lucy auf die Kette. „Dann hätte ich gerne diese.“
„ Diese??? “ Die Verkäuferin kicherte nervös, dann wandte sie sich mit fragendem Blick an Aristoteles.
„Ich glaube, du bist etwas mehr wert als das“, raunte Aristoteles Lucy zu.
Wie konnte er es nur wagen …? Lucy stand kurz davor, die Fassung zu verlieren. Plötzlich war ihr alles egal. Sie wollte einfach nur raus hier. Sollte Aristoteles doch kaufen, was er wollte, sie würde den Schmuck ohnehin nicht annehmen.
Und tatsächlich, Aristoteles wählte statt der Schmetterlingskette ein protziges Saphir-Collier mit Brillanten, bezahlte mit seiner Kreditkarte und ließ das teure Stück als Geschenk verpacken. Währenddessen hielt sein eiserner Griff Lucys Arm fest umschlossen, damit diese nicht ohne ihn aus dem Laden stürmen konnte.
Kaum standen sie vor dem Geschäft auf der Straße, herrschte Lucy ihn an: „Noch nie in meinem Leben bin ich derart gedemütigt worden!“ Und ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, begann sie hemmungslos zu schluchzen.
Aristoteles wusste nicht, wie ihm geschah. Gerade hatte er ihr als Zeichen seines Interesses an ihr ein Schmuckstück im Wert von zwei durchschnittlichen
Weitere Kostenlose Bücher