Julia Extra Band 0327
Monatsgehältern gekauft – und Lucy sprach von Demütigung und weinte? Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen, geküsst und getröstet, aber seine Wut und Enttäuschung ließen dies nicht zu.
Lucy schlug einen versöhnlicheren Ton an, als sie Aristoteles’ besorgten Gesichtsausdruck sah. „Sieh mal …“
Aristoteles verstand plötzlich auch so, was in Lucy vor sich gegangen war. „Nein, lass mich zuerst erklären …“ Seine Stimme klang mit einem Mal wieder ganz weich. „Diese Frauen in London, das waren gar keine Affären. Ich habe mich mit ihnen getroffen, in der Hoffnung, dass ich dadurch dich vergessen könnte. Und um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil ich ihnen Hoffnungen gemacht hatte, habe ich als Wiedergutmachung Blumen beziehungsweise Schmuck für sie gekauft.“ Er stockte und fuhr sich mit der Hand durch sein ohnehin schon zerzaustes Haar. „Es tut mir leid, dass ich gestern Morgen so überstürzt abgereist bin. Und dass ich dich gezwungen habe, mit mir in das Juweliergeschäft zu gehen. Aber bei mir ist wohl eine Sicherung durchgebrannt, als du davon gesprochen hast, quasi für diese Nacht mit mir bezahlt zu werden.“
Lucy schluchzte ein letztes Mal auf. Was für ein dummes Missverständnis. Und er hatte wirklich nicht mit diesen Frauen in London geschlafen? Ihm war es nur darum gegangen, sich von ihr abzulenken? Sie war immer noch ein bisschen verletzt, aber plötzlich fühlte sie sich auch ungemein selbstbewusst. „Ich finde die Sache mit dem Juwelier trotzdem unmöglich. So viel Geld auszugeben, für etwas, das uns beiden nichts bedeutet!“
„Was soll ich denn jetzt damit machen?“ Unsicher streckte Aristoteles ihr die Geschenkverpackung entgegen. Er gab es ungern zu, war aber sehr erleichtert darüber, dass Lucy den Schmuck ganz offensichtlich nicht wollte.
Lucy sah sich um. Vor dem Schaufenster des Juweliergeschäfts stand ein junges Paar und blickte verträumt auf die Verlobungsringe in der Auslage. Der junge Mann wollte seiner Angebeteten offenbar ein Geschenk als Zeichen seiner Liebe machen. Doch Kleidung und Auftreten der beiden verrieten, dass sie wohl nicht zu der Zielgruppe des Geschäfts gehörten. Die junge Frau seufzte, und Lucy konnte den traurigen Gesichtsausdruck des Mannes sehen, als die beiden ihre Blicke von der Auslage lösten und unvollendeter Dinge weiterzogen.
Aristoteles hatte Lucys Blick verfolgt und war ebenfalls Zeuge dieser kleinen Szene geworden. Ohne lange nachzudenken, eilte er dem Paar hinterher, holte sie ein und streckte ihnen die Geschenkschatulle entgegen. Lucy konnte seine Worte nicht hören, doch sie sah die ungläubigen Gesichtsausdrücke der beiden jungen Leute. Zuerst wollten sie das Geschenk natürlich nicht annehmen, doch Aristoteles schien sie zu überreden, drückte dem Mann schließlich das Päckchen in die Hand und eilte zu Lucy zurück, bevor die beiden es sich anders überlegen konnten.
Als Lucy Mitte der folgenden Woche vor Parnassus’ Villa auf Aristoteles wartete, kreisten ihre Gedanken zum wiederholten Male um das, was sich am vergangenen Sonntag noch zugetragen hatte. Nachdem sie und Aristoteles wieder zurück ins Hotel gekommen waren, hatte eine merkwürdige Spannung zwischen ihnen in der Luft gelegen. Kaum waren sie in ihrem Hotelzimmer angekommen gewesen, da hatte sie dieses Kribbeln nicht länger ertragen können und nervös gestammelt: „Und, ähm – was jetzt? Ich meine … was ist jetzt mit uns …?“
Aristoteles hatte sie lächelnd an sich gezogen. „Wir sind zwei erwachsene Menschen, die sich voneinander angezogen fühlen. Was liegt da näher, als uns unseren Gefühlen hinzugeben?“
„Aber, wir arbeiten doch zusammen … das geht doch nicht …“, versuchte Lucy einzuwenden, doch Aristoteles hatte sie wieder in seine Arme gezogen.
Von da an hatten sich die Geschehnisse überschlagen.
„Du bist meine Fleisch gewordene Fantasie der perfekten Frau. Ich wusste das noch nicht, bevor ich dich nackt gesehen hatte. Aber jetzt, wo ich es weiß, werde ich nie wieder etwas anderes begehrenswert finden …“, flüsterte Aristoteles aufgewühlt in ihr Ohr, als sie kurz darauf nebeneinander im Bett lagen. Lucys Herz wäre fast stehen geblieben, als sie diese Worte aus seinem Mund hörte.
„Meinst du das wirklich ernst?“ Lucy hoffte, dass sie nicht so verletzlich klang, wie ihre Frage vermuten ließ.
Statt einer Antwort begann Aristoteles sie zu verführen. Er berührte sie so raffiniert, dass Lucy
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