Julia Extra Band 0327
Kontakt eine ähnliche Wirkung auf sie gehabt hatte wie auf ihn. Er erwiderte ihr Lächeln.
„Na ja, das Wörterbuch und der Stadtführer waren ein ziemlich deutlicher Hinweis.“ Er streckte die Hand aus. „Ich heiße übrigens Luca.“
„Und ich Isabelle.“ Nach kurzem Zögern nahm sie seine Hand. Zwar nur flüchtig, aber das reichte schon. Ihre Blicke trafen sich, glühende Hitze flammte in Isabelles Augen auf, und hastig zog sie ihre Hand zurück.
„ Signore ?“, fragte da die Kellnerin. „Was kann ich Ihnen bringen?“
Ein freies Zimmer.
Er riss sich zusammen. „Isabelle, darf ich Sie zu einem weiteren Kaffee einladen?“
„Oh, eigentlich wollte ich nicht … Aber das wäre sehr nett, vielen Dank. Könnte ich einen Caffè Latte haben?“
„Natürlich.“ Luca bestellte außerdem einen doppelten Espresso und ein paar Gebäckstücke, ehe er sich ihr wieder zuwandte. „Also, was bringt Sie nach Florenz, Isabelle? Januar ist nicht gerade die beste Zeit für eine Stadtbesichtigung.“
Sie hob die Schultern. „Ich wollte mal raus. London ist im Winter so trostlos. Ich habe über Weihnachten und Silvester gearbeitet, und ich fand, ich hätte einen kleinen Urlaub verdient.“
„Das würde ich aber auch sagen. Waren Sie denn nicht bei Ihrer Familie?“
„Nein, meine Mutter lebt mit ihrem Mann in Kanada.“
„Und Ihr Vater? Ihre Geschwister?“, hakte Luca nach.
Isabelle fühlte sich ein wenig unbehaglich. „Ich bin Einzelkind, und ich habe keinen Vater.“
„Das tut mir leid.“
„Warum sollte es?“
Schulterzuckend meinte Luca: „Weil mein Vater ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben ist, genau wie meine Mutter und meine Geschwister. Ich könnte mir ein Weihnachtsfest ohne sie gar nicht vorstellen. Und warum gerade Florenz?“
„Ich wollte schon immer mal herkommen, also dachte ich: warum nicht? Einfach ein Wochenende, um Kultur, ein bisschen Shopping und gutes Essen zu genießen.“ Sie lächelte. „Und hier bin ich.“
„Allein?“
„Meine Freundinnen wollten nicht“, antwortete Isabelle bedauernd. „Gegen das Shoppen hätten sie nichts einzuwenden gehabt. Aber sie hatten keine Lust, in der Kälte herumzustiefeln und sich alte, verstaubte Gemälde und Statuen voller Taubendreck anzugucken!“
Luca lachte. „Haben Sie schon viel gesehen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nicht genug. Ich bin gestern erst angekommen und habe mir den Ponte Vecchio, den Palazzo Pitti und ein paar Märkte angeschaut. Aber es gibt noch so viel zu sehen, dass ich gar nicht weiß, wo ich heute anfangen soll.“ Außerdem machte es keinen Spaß, alleine unterwegs zu sein.
„Wollen Sie mich als Führer haben?“
Isabelle war erstaunt. „Warum sollten Sie das tun?“
Weil ich Zeit mit dir verbringen will, und es ist mir egal, ob ich dafür jede einzelne Sehenswürdigkeit abklappern muss.
Luca zuckte die Schultern. „Ich kenne die Stadt in- und auswendig und kann Ihnen sagen, was wichtig ist und was nicht. Mein Vorstellungsgespräch war schnell vorbei, und ich habe den Rest des Tages frei.“
„Oh, hat es nicht geklappt?“, erkundigte sie sich. Immerhin würde das den teuren Anzug erklären.
„Doch, es hat sogar sehr gut geklappt. Man hat mir die Stelle angeboten.“
„Aber wohl nicht als Stadtführer, oder?“, entgegnete sie scherzhaft.
Sein leises Lachen klang unwahrscheinlich sexy. „Nein. Ich bin Arzt.“
„Ach!“ Isabelle war erleichtert. Mit Ärzten kannte sie sich aus. „Arbeiten Sie schon in dem Krankenhaus?“
„Nein. Gestern hatte ich das erste Gespräch, und heute sollte ich noch mal wiederkommen, um mich umzuschauen.“
„Ein interessanter Job?“
„Ja, schon.“ Luca hob die Schultern. „Aber überall, wo Frauen Kinder bekommen, ist es im Grunde immer dasselbe. Und ich habe früher bereits dort gearbeitet. Vielleicht keine besonders große Herausforderung.“
Von der Seite her sah sie ihn an. „Sie sind also Gynäkologe?“
„Ja, wieso? Soll ich raten? Sie sind schwanger.“
Isabelle lachte. „Nein, aber ich bin Hebamme.“
„Tatsächlich? Im Krankenhaus oder in der Gemeinde?“
„Im Krankenhaus“, antwortete sie. „In der Abteilung für Risikoschwangerschaften. Es ist meine Aufgabe, den werdenden Müttern ein bisschen von ihrer Angst und der Unsicherheit zu nehmen.“
Luca hob die Brauen. „Wollen Sie damit sagen, dass Ärzte das nicht tun?“
Sie lächelte. „Nein, aber deren Aufmerksamkeit liegt woanders, und all diese hoch technisierten
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