Julia Extra Band 0327
Geräte können einem schon Angst machen. Aber das wird sich demnächst wohl alles ändern, weil unsere Abteilung renoviert wird. Ich muss dann monatelang in einem anderen Krankenhaus arbeiten, und wer weiß, was ich da tun soll. Und bei Ihnen, wäre das ein weiterer Karriereschritt? Wollen Sie den Job annehmen?“
„Vielleicht“, erwiderte er. „Aber es wäre nicht nur ein Karriereschritt, sondern auch ein gesellschaftlicher Aufstieg.“
„Zurück in die Stadt Ihrer Jugendsünden?“, meinte sie belustigt.
„Kann sein.“ Luca lachte. „Aber da Sie offensichtlich an dem Thema interessiert sind, würde ich Ihnen gerne etwas zeigen, was ich sonst nicht jedem zeigen würde. Es ist ein bisschen gruselig, aber interessant. Wir fangen dort an, und die verstaubten Gemälde und den Taubendreck können wir uns danach vornehmen“, erklärte er. „Das heißt, wenn Sie wollen.“
Isabelle zögerte kurz, gab dann jedoch nach. „Nun, wenn Sie es mir anbieten.“ Sie fragte sich, warum ein so toller Mann nichts Besseres zu tun hatte, als den Tag mit ihr zu verbringen.
Luca lehnte sich zurück, damit die Kellnerin das Tablett abstellen konnte. „Gut, das wäre geklärt. Wir trinken unseren Kaffee, und dann zeige ich Ihnen die ausgewählten Highlights meiner Stadt.“
Nachdem sie also den Kaffee ausgetrunken und das Gebäck verspeist hatten, ging er mit Isabelle zum Museo di Storia della Scienza , dem Museum für Wissenschaftsgeschichte, gleich neben den Uffizien. Dort zeigte Luca ihr einen Raum voller faszinierender, aber gruseliger alter Wachsmodelle von Geburtskomplikationen.
„Wie schrecklich!“, sagte Isabelle. Und sie war heilfroh, dass sie in einem modernen, gut ausgestatteten Krankenhaus arbeitete.
„Hier sehen Sie, warum die Italiener den Kaiserschnitt erfunden haben“, meinte Luca ironisch. Dann nahm er sie wieder mit hinaus in den schönen, jedoch kühlen winterlichen Sonnenschein. „So, und jetzt die hübschen Dinge.“ Damit marschierte er zur Piazza della Signoria , wo sich der Eingang zu den Uffizien befand.
Isabelle war beeindruckt. Die ganze Stadt war übersät mit herrlichen, atemberaubenden Skulpturen auf jedem öffentlichen Platz. Wo immer man sich hinwandte, stolperte man schon über die nächste. Und alle waren berühmt. „Das ist ja fast wie in einem Renaissance-Freizeitpark“, bemerkte sie, und Luca lachte. „Einfach unglaublich.“
„Es sind nicht alles Originale“, betonte er. „Sie müssen unbedingt den David im Original sehen. Er steht in der Galleria dell’ Accademia .“
„Haben wir denn genug Zeit dafür? Wir können uns doch unmöglich alles ansehen!“
„Natürlich nicht“, erklärte er. „Ich zeige Ihnen nur die schönsten Sachen. Sonst wäre das viel zu viel.“
Allerdings, dachte sie. Aber nicht nur die Kunst war überwältigend, sondern vor allem auch Luca. Er war herzlich, witzig, legte ihr beiläufig den Arm um die Schultern oder die Hand an die Taille, um sie durch eine Tür gehen zu lassen.
„Okay, und jetzt der Duomo “, sagte er nach einer Blitztour durch die Uffizien. Durch mehrere schmale mittelalterliche Gässchen führte er Isabelle zu der großartigen Kathedrale mit der riesigen Brunelleschi-Kuppel, die Florenz beherrschte. Dann ging es alle vierhundertunddreiundsechzig Stufen hinauf zu einem kleinen Rundgang oben an der Spitze.
Isabelle verschlug es den Atem. Vor allem, wenn sie über die gewölbte Kuppel auf die Erde blickte, die so weit weg zu sein schien.
„Nicht nach unten gucken! Schauen Sie über die Stadt“, sagte Luca schnell und kam zu ihr. So nah, dass sie den würzigen Duft seines Aftershaves wahrnahm, ebenso wie den ganz eigenen Geruch seines warmen Körpers. Am liebsten hätte Isabelle ihr Gesicht an seinen Hals gepresst, um diesen Duft einzuatmen. Sie fühlte seine Nähe. Eine Hand ließ er leicht auf ihrem Arm ruhen, während er sie mit der anderen auf die Orientierungspunkte zwischen den unzähligen Terrakotta-Dächern aufmerksam machte.
Doch das war eigentlich Zeitverschwendung, denn Isabelle konnte sich auf nichts anderes konzentrieren als auf Luca. All ihre Sinne waren wie elektrisiert. Wie es wohl sein würde, von ihm berührt zu werden, seine Haut auf ihrer zu spüren?
Isabelle schwankte leicht, und sofort legte er den Arm um sie und zog sie an sich. „Ganz ruhig“, murmelte er. Doch ihr Herz schlug nur noch schneller, weil er so stark und männlich war. Sie wünschte, sie könnte sich einfach umdrehen und ihn
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