Julia Extra Band 0327
einzusammeln.
„Bitte, nicht. Ich mache das schon.“
Doch Aristoteles ließ sich nicht beirren und half ihr beim Aufräumen. Als Lucy endlich ihre Sprache wiedergefunden hatte, fragte sie irritiert: „Ich dachte, du kämst erst nächste Woche zurück?“
Hatte er so schnell eine neue Freundin in New York gefunden?
„Ich bin etwas früher als erwartet fertig geworden. Und ich hatte es eilig, zurückzukommen.“
Lucy verspürte den sehnlichen Wunsch, das Büro und Aristoteles endlich hinter sich zu lassen. Doch Aristoteles hatte einen anderen Plan.
„Mir ist klar, dass du nicht mehr als meine persönliche Assistentin arbeiten kannst. Aber ich wollte dir eine andere Stelle bei Levakis Enterprises anbieten. In der Rechtsabteilung. Du könntest dort gleich am nächsten Montag anfangen.“
Lucy funkelte ihn wütend an. Wahrscheinlich ging es Aristoteles ohnehin nur wieder darum, sie in seiner Nähe zu wissen und jederzeit wieder den charmanten Verführer zu spielen. Aber nicht mit ihr. Ein für alle Mal wollte sie ihn aus ihrem Gedächtnis streichen – und sich bloß nie wieder auf ihn einlassen. Zu schmerzhaft war es, zu wissen, dass er nichts für sie empfand. Dass es ihm scheinbar die ganze Zeit über nur darum gegangen war, sie in sein Bett zu locken.
„Nein, danke“, entgegnete sie mit stolzer Stimme. Den Karton hielt sie mittlerweile wie ein Schutzschild fest vor ihre Brust gedrückt.
„Lucy, da wäre noch etwas anderes. Eine Art letzter Gefallen, um den ich dich bitten möchte: Komm noch einmal mit mir nach Griechenland. Es ist wirklich wichtig. Und es muss noch heute sein.“
Lucy glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. Heute? Nach Griechenland? Hätte sie nicht diese Traurigkeit und dieses bedeutungsvolle Glänzen in seinen Augen gesehen … und würde sie nicht tief in ihrem Inneren immer noch eine so große Zuneigung ihm gegenüber empfinden, Lucy hätte sich niemals darauf eingelassen.
„Lucy, bitte ! Ich muss dir etwas zeigen … und ich kann unmöglich hier darüber mit dir sprechen. Vertrau mir!“ Er flehte sie geradezu an.
„Nur, wenn du mich danach nie, nie wieder belästigst. Wenn du nie wieder den Kontakt zu mir suchst, wenn du mich definitiv für alle Zeiten in Ruhe lässt.“
Aristoteles schluckte schwer, dann nickte er stumm.
Wenige Stunden später, in der Morgendämmerung, landeten sie auf dem Athener Flughafen. Es kam Lucy ganz unwirklich vor, dass sie eben noch ihr Büro in London geräumt hatte und sich jetzt plötzlich wieder in einer völlig anderen Welt, zusammen mit Aristoteles befand.
Während des Fluges hatten sie beide kein Wort miteinander gewechselt. Lucy wusste nicht, was Aristoteles eigentlich vorhatte. Er geleitete sie zu einem Hubschrauber, und sie flogen, wie schon einmal, nach Paros. Als auch dort am Flugplatz wieder der gleiche Jeep bereitstand, überkam Lucy ein ungutes Gefühl. Zu groß war der Schmerz, der in ihr aufkam, als sie sich an die wenigen wirklich glücklichen Tage mit Aristoteles erinnerte, die sie hier verbracht hatte.
„Aristoteles, wenn wir hierher gekommen sind, damit …“
Er kam näher, viel zu nahe, und Lucy spürte wieder einmal das wohlbekannte Kribbeln in ihrem Körper. „Lucy, bitte vertrau mir. Es ist nicht mehr weit.“
Vor einem über und über bewachsenen, schmiedeeisernen Tor hielten sie schließlich an. Aristoteles half Lucy beim Aussteigen, sein Herz hämmerte, und er war plötzlich so aufgeregt wie noch nie in seinem Leben. Er öffnete das Tor und führte Lucy einen von üppigen Blumen und Pflanzen gesäumten Pfad entlang, bis hin zu einer Art Lichtung. Von hier aus hatte man eine traumhafte Aussicht auf das tosende Meer, und hier stand eine wunderschöne, etwas in die Jahre gekommene, alte Villa.
Lucy war sprachlos. Doch warum hatte Aristoteles sie hierher gebracht? Fragend sah sie ihn an.
„Ich habe dieses Anwesen letzte Woche gekauft.“ Er räusperte sich und nahm ihre Hand. „Lucy, ich habe es für uns gekauft. Damit wir herkommen können, wann immer wir Zeit dazu haben. Und … ich wollte dich fragen … ob … ob du dir vorstellen könntest, für immer mit mir zusammenzubleiben. Ich habe endlich kapiert, dass ich mich … in dich verliebt habe. An dem Tag, als du mich vor Helen beschützen wolltest, als du mir zugehört hast, als du für mich da gewesen bist. Ich weiß, dass du die Frau meines Lebens bist.“ Nervös kramte er eine kleine Samtschatulle aus seiner Jackentasche und streckte sie ihr
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