Julia Extra Band 0327
ihr die Sehnsucht fast körperlichen Schmerz bereitete. Nur ein kurzer Anruf, sagte sie sich. Bloß, um seine Stimme zu hören und ihm zu sagen, dass sie gut zu Hause angekommen war. Wenigstens irgendein Kontakt mir diesem Mann, der ihr so unerwartet das Herz gestohlen hatte.
Also rief sie ihn an, und nach einigen Sekunden meldete sich seine Mailbox.
Isabelle wählte die Nummer noch einmal, um die Ansage mit seiner tiefen Stimme zu hören.
„Hallo Luca, hier ist Isabelle. Schade, dass ich dich nicht erreicht habe. Ich bin wieder zu Hause. Und noch mal vielen Dank für alles.“
Dann legte sie auf, wobei sie der Versuchung widerstand, ihm ihre Nummer zu geben. Sie konnte ihn ja jederzeit wieder anrufen. Nächste Woche vielleicht. Oder morgen.
Nein! Weder morgen noch nächste Woche. Sie wollte keine Beziehung. Die letzte hatte ihr fürs ganze Leben gereicht.
Aus einem Impuls heraus machte sie ihren Computer an und tippte Luca Valtieri in die Suchleiste ein. Es kam alles Mögliche an medizinischen Fachberichten, Forschungsmaterial und Ähnlichem heraus, aber nichts Persönliches. Isabelle erfuhr nichts über ihn, außer dass er in seinem medizinischen Fachbereich offenbar sehr aktiv war. Und er hatte mit zahlreichen Spezialisten aus England zusammengearbeitet, deren Namen sie kannte.
So etwas Albernes. Sie hatte sich in einen tollen Mann mit einem charmanten Lächeln verliebt, dessen Küsse ihren gesamten gesunden Menschenverstand außer Gefecht gesetzt hatten. Außerdem war er witzig, intelligent und engagiert. Wie gut, dass sie sich geweigert hatte, ihn wiederzusehen. Er wäre viel zu gefährlich für ihren Seelenfrieden. Aber sie vermisste ihn schrecklich.
Na ja, sie würde darüber hinwegkommen. Das hatte sie ja schon einmal getan. Es war nicht das erste Mal, dass ihr das Herz gebrochen wurde. Nur dass sie beim letzten Mal betrogen wurde. Und falls sie sich gestattete, sich auf Luca einzulassen, um wie viel mehr würde es sie verletzen, wenn es ebenfalls schiefging?
Isabelle schluckte schwer. Wenigstens war sie klug genug gewesen, ihre Nummer zu unterdrücken. Er konnte sie also nicht erreichen.
Abgesehen davon hatte sie gar keine Gelegenheit, sich ihrem Kummer hinzugeben. Bis die Modernisierung ihrer Abteilung abgeschlossen war, musste sie in einem anderen Krankenhaus arbeiten, das ziemlich weit entfernt lag. Bei dem langen Arbeitsweg hätte sie im Moment sowieso keine Zeit für eine Beziehung.
Und wenn sie sich das oft genug einredete, würde sie es schließlich vielleicht sogar glauben.
Luca hatte ihren Anruf verpasst.
Leise fluchend ließ er sich auf einen Stuhl fallen und stützte den Kopf in die Hände. Verdammt. Ausgerechnet heute hatte er vergessen, das Handy wieder aufzuladen, als er nach Hause kam. Aber vielleicht …
Er durchsuchte die Anrufliste, und seine Hoffnung schwand. „Unterdrückt. Mist.“
„Vielleicht ruft sie ja noch mal an“, meinte sein Bruder.
Luca schüttelte den Kopf. „Nein, sicher nicht. Na ja, macht nichts. Sie wollte mich sowieso nicht wiedersehen. Ich wollte bloß …“
Er brach ab.
„Mir ihr reden?“, ergänzte Gio.
Luca nickte, und die Kehle war ihm plötzlich merkwürdig eng.
„Willst du sie suchen?“, fragte Gio.
„Nein. Wir hatten vereinbart, dass es nur für eine Nacht wäre. Damit muss ich wohl leben.“
Aber das wollte Luca nicht. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr er sich darauf gefreut hatte, mit Isabelle zu sprechen. Vielleicht hätte er sie doch dazu überreden können, sich mit ihm zu treffen, wenn er wieder einmal in London war.
„Und jetzt?“
Seufzend sah Luca seinen Bruder an. „Ich weiß nicht. Vielleicht gehe ich nach London zurück, um mein Forschungsprojekt abzuschließen.“
„Du könntest sie besuchen“, meinte Gio. „Es wird Zeit, dass du mal wieder ein bisschen Spaß hast. Wo wohnt sie denn?“
„In Herne Hill. Aber ich habe keine Ahnung, wo. Sonst würde ich zu ihr fahren.“
„Du lässt anscheinend nach, mein Lieber“, erwiderte Gio. „Es sieht dir gar nicht ähnlich, hinter einer Frau herlaufen zu müssen. Hast du sie letzte Nacht etwa enttäuscht?“
Gereizt begegnete Luca dem spöttischen Blick seines jüngeren Bruders. „Nein, habe ich nicht. Nicht dass es dich irgendwas anginge.“
Schulterzuckend gab Gio zurück: „Also, was ist jetzt mit dem Job? Mamma wird ziemlich enttäuscht sein, wenn du nach London zurückgehst. Sie hat sich darauf gefreut, dich etwas mehr in ihrer Nähe zu
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