Julia Extra Band 0327
bestimmt. „Ich habe dir gesagt, dass ich dich nicht wiedersehen will, und das war ernst gemeint. Ich möchte weder jetzt noch später mit dir reden. Lass mich bitte einfach nur in Ruhe.“
„Isabelle, gib mir wenigstens ein paar Minuten.“
„Nein, tut mir leid.“ Sie wandte sich ab, ging in den Aufenthaltsraum, machte die Tür hinter sich zu und brach in Tränen aus.
„Izzie?“
„Geh weg, Sarah.“ Isabelle presste die Hand vor den Mund, um ihre Verzweiflung zu unterdrücken.
„Nein. Süße, was ist denn los? Wer ist der Kerl? Was hat er zu dir gesagt?“
Isabelle riss sich zusammen, schniefte und reckte entschlossen das Kinn. „Ach, nichts. Ich bin schon wieder okay. Ich muss zur Übergabe.“
„Quatsch. Du brauchst jetzt erst mal ein Taschentuch und einen Tee“, widersprach Sarah.
„Taschentuch ja, aber für einen Tee habe ich keine Zeit. Ich muss arbeiten“, sagte Isabelle.
„Also, wer ist der Typ?“
„Luca? Den habe ich in Florenz kennengelernt.“
Sarahs Augen wurden groß. „Echt? Wow, wieso bist du dann zurückgekommen?“
Isabelle lachte ein wenig. „Weil es nur für einen Tag war. Und weil ich hier lebe und er in Italien.“
„Das sieht aber nicht so aus“, meinte Sarah. „Er ist Richards neuer Kollege und übernimmt die Schwangerschaftsvertretung.“
„ Was ?“ Isabelle war so entsetzt, dass sie fast das Gleichgewicht verlor. Sarah umarmte sie und führte sie zu einem Stuhl. „Sarah, das ist doch ein Scherz, oder? Er hat gesagt, dass er Richard einen Gefallen tut. Ich dachte, er meinte irgendwas in der Forschung.“
Sarah schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Izzie, er arbeitet bei uns. Du wirst ihn jeden Tag sehen.“
Isabelle schnappte nach Luft. „Oh nein! Dann nehme ich Urlaub. Für wie lange ist er hier?“
„Ich weiß nicht genau. Ein paar Wochen oder Monate?“, antwortete Sarah. „Meinst du, du kommst damit klar? Ich bezweifle nämlich, dass du so viel Urlaub hast.“
„Ja, natürlich.“ Energisch straffte Isabelle die Schultern und schnaubte sich geräuschvoll die Nase. „Muss ich ja. Halte ihn einfach von mir fern. Dann geht das schon.“
Damit stürzte Isabelle sich in die Arbeit.
Bei der ersten werdenden Mutter, die sie heute betreuen sollte, schien auf den ersten Blick alles in Ordnung zu sein. Es war das dritte Kind der Patientin, und alle Untersuchungen waren zufriedenstellend verlaufen. Doch sobald Isabelle in das Zimmer kam, hatte sie ein ungutes Gefühl.
„Hi, Julie. Ich bin Isabelle und werde mich heute um Sie kümmern“, stellte sie sich mit einem Lächeln vor. Rasch überflog sie die Eintragungen im Krankenblatt. „Wie fühlen Sie sich?“
„Oh, ich liebe die Periduralanästhesie“, erwiderte Julie lachend. „Das ist herrlich. Wie beim Zahnarzt, nur dass ich keine Füllung kriege, sondern ein Baby!“
Lächelnd untersuchte Isabelle sie und horchte den Herzschlag des Kindes ab. War da eine kleine Störung?
„Darf ich Sie auf die Seite drehen, Julie? Ich kann es nicht genau hören.“ Sie half Julie, sich zu drehen, horchte wieder und meinte dann: „Ich höre immer noch nicht genug. Deshalb würde ich Sie gerne an den Monitor anschließen, damit wir genauer sehen, was los ist.“
Isabelle schloss sie an den Wehenschreiber an. Und tatsächlich, jedes Mal, wenn Julie eine Wehe hatte, fiel die Herzfrequenz des Babys ab.
„Gibt es ein Problem?“, fragte sie besorgt.
„Ich bin nicht ganz sicher“, antwortete Isabelle. „Wahrscheinlich nicht, aber die Sache zieht sich, und ich glaube, Ihr Baby fühlt sich im Moment nicht sehr wohl. Also werde ich zur Sicherheit einen Arzt holen.“ Sie lächelte beruhigend. „Es könnte sein, dass wir die Dinge etwas beschleunigen müssen.“
Isabelle schaute zur Tür hinaus. Da kam Sarah gerade den Flur entlang. „Kannst du bitte den Bereitschaftsarzt für mich rufen? Ich habe eine Frage zu Mrs. Marchant.“
„Klar. Ah, da ist er ja. Luca, Izzie will was von Ihnen“, sagte Sarah.
Na toll. Ausgerechnet Luca, der sogar in dem formlosen OP-Anzug noch unverschämt gut aussah. Verdammt. Entschlossen setzte Isabelle eine professionelle Miene auf.
Luca kam zu ihr herüber. Er wünschte, er hätte die Vertretung bei Richard nicht angenommen. Es wäre viel besser gewesen, wenn er Isabelle einfach gefunden hätte, um mit ihr zu sprechen. Als er sie vorhin so plötzlich wiedergesehen hatte, erschien ihm dies wie die Erhörung all seiner Gebete.
Jetzt war er da nicht mehr so sicher. Sie
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