Julia Extra Band 0327
dann aus dem Bett. Isabelle schaute zu, wie er sich anzog: das Hemd ohne Knöpfe, den verknitterten Anzug. Und ihr war zum Weinen zumute. „In einer Viertelstunde treffen wir uns draußen.“
Noch einmal küsste er sie und schloss dann leise die Tür hinter sich.
Als sie den Flughafen von Pisa erreichten, erklärte Luca: „Ich parke den Wagen und komme mit rein. Ich kann ja einen Kaffee trinken oder irgendwas.“
„Nein, einen Abschied in aller Öffentlichkeit könnte ich nicht ertragen“, meinte Isabelle.
Daher fuhr er zum Terminal, hielt an und schaltete den Motor ab. Dann drehte er sich zu ihr um. „Hey, schau doch nicht so“, sagte er leise.
„Ich kann nicht anders. Ich möchte nicht, dass es zu Ende geht“, antwortete sie aufrichtig. „Es war etwas ganz Besonderes, Luca. Ich danke dir.“
„Nein, kein Dank. Und es muss ja auch nicht zu Ende sein“, wandte er ein.
Isabelle zuckte die Schultern. „Doch, natürlich. Außerdem haben wir gesagt, nur eine Nacht.“
„Und ich kann dich nicht umstimmen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Das wäre Unsinn. Beziehungen auf Distanz funktionieren nie.“ Beziehungen überhaupt. Es war besser loszulassen, als die Erinnerungen durch die Wirklichkeit zu zerstören. So konnte sie sich diese wenigstens heil bewahren.
„Es gäbe durchaus Möglichkeiten.“ Luca wollte sie nicht gehen lassen, ohne zumindest in Kontakt zu bleiben. „Gib mir deine Telefonnummer, cara . Dann rufe ich dich an, wenn ich das nächste Mal in London bin.“
„Nein, Luca. Das war nicht abgemacht. Ich muss jetzt gehen, sonst verpasse ich meinen Check-in.“
Isabelle wollte nicht gehen, sie wollte ihn nicht verlassen. Sie versuchte zu lächeln, doch stattdessen stiegen ihr Tränen in die Augen. „Ich muss gehen.“
„Ich weiß.“
Er holte ihr Bordcase aus dem Kofferraum und blickte mit undurchdringlichem Blick auf sie herunter. Isabelle schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich. „Danke, Luca. Danke für alles.“
Er schüttelte den Kopf. „Still, cara .“ Mit den Händen umschloss er ihr Gesicht, wischte ihre Tränen ab und berührte ihren Mund mit seinen Lippen.
Es war ein zärtlicher, tröstender Kuss, aber dann veränderte er sich auf einmal. Luca ließ die Finger durch ihr Haar gleiten und küsste sie mit all der Leidenschaft, all der unglaublichen Sinnlichkeit der vergangenen Nacht. Schließlich hob er den Kopf. Seine Atmung war angestrengt, sein Gesichtsausdruck angespannt, aber seine Berührung an ihrer Wange war sanft. „Gib mir deine Nummer, deine Adresse. Ich werde kommen.“
„Nein, das wäre dumm, Luca. Wir leben zu weit auseinander. Du wirst in Florenz arbeiten.“
„Vielleicht auch nicht. Isabelle, nimm meine Karte. Ruf mich an, damit ich weiß, dass du gut zu Hause angekommen bist. Bitte. Und wenn du’s dir anders überlegst …“
Sie zögerte, nahm dann jedoch die Karte und steckte sie in die Tasche. „Oh, dein Schal!“ Sie wollte ihn abnehmen, aber Luca hielt sie davon ab.
„Behalte ihn. Im Flugzeug ist es bestimmt kalt.“
Sie nickte. „Danke.“ Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen. „Jetzt muss ich gehen“, meinte sie erstickt. „Lebwohl, Luca.“
„Lebwohl, Isabella “, sagte er leise und ließ die Hand sinken.
Isabelle packte ihr Bordcase und stürzte in das Flughafengebäude, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Luca schaute ihr nach, erschrocken über das Gefühl, das ihn durchzuckte. Es kostete ihn äußerste Willenskraft, ihr nicht ins Terminal zu folgen und sie zum Bleiben zu bewegen. Er hatte keine Ahnung, was mit ihm passiert war. Aber aus irgendeinem Grund fühlte sich plötzlich alles anders an. Echt. Und er konnte es kaum ertragen, Isabelle gehen zu lassen.
Er wartete, bis sie außer Sichtweite war. Ließ ihr Zeit, zurückzukommen, ihn zu rufen.
Dann stieg er in seinen Wagen und fuhr langsam vom Flughafengelände. Diese Frau hatte seine ganze Welt auf den Kopf gestellt.
Der Flug war grauenhaft.
Erst hatten sie Verspätung, und dann gerieten sie in heftige Turbulenzen über den Alpen. Fast allen Passagieren wurde schlecht, Isabelle eingeschlossen. Und als sie endlich zu Hause ankam, fühlte sie sich absolut elend. Sie suchte nach ihrem Schlüssel und fand dabei die Visitenkarte in ihrer Tasche.
Luca Valtieri stand darauf sowie eine Mobilfunknummer. Seinen Nachnamen hatte Isabelle nicht gewusst. Aber das war ja auch egal. Schließlich würde sie ihn nie wiedersehen.
Aber sie vermisste ihn. So heftig, dass
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