Julia Extra Band 0327
nicht vergessen.“ Damit marschierte er den Korridor hinunter, wobei er irgendetwas auf Italienisch vor sich hinmurmelte.
„Oh, dieser Mann ist ja sooo sexy!“, seufzte eine der anderen Hebammen, die gerade vorbeikam.
Isabelle schloss die Augen. Ja, er war sexy, das konnte sie bestätigen. Aber davon würde sie sich nicht beeinflussen lassen. Sie war sowieso schon dumm genug gewesen, aber weiter würde sie ihn ganz bestimmt nicht an sich heranlassen. Sie beendete ihren Bericht über Julie Marchant, legte die Akte auf einen Stapel und griff nach der nächsten.
Bei einem Kaffee würde sie sich anhören, was Luca zu sagen hatte. Aber das war auch alles. Er durfte nicht zu nahe an sie herankommen. Auf gar keinen Fall.
4. KAPITEL
„Was tust du da?“, fragte Isabelle.
„Ich bringe dich nach Hause“, erwiderte Luca.
Sie schlug den Mantelkragen gegen die Februarkälte hoch und seufzte. „Ich dachte, wir wollten einen Kaffee trinken gehen. Mich muss keiner nach Hause bringen.“
„Das sehe ich anders“, widersprach er. „Es ist dunkel, es ist spät, und du hast fünfzehn Stunden ohne vernünftige Pause durchgearbeitet. Du kannst nicht alleine nach Hause fahren. Schon gar nicht, nachdem wir unseren Kaffee getrunken haben. Das ist viel zu gefährlich.“
Entnervt sah Isabelle ihn an. „Luca, ich bin achtundzwanzig. Ich habe mein ganzes Leben in London verbracht, und ich mache diesen Weg jetzt schon seit Wochen. Er ist absolut sicher!“
„Aber nach Herne Hill ist es weit. Da wohnst du doch, oder?“, entgegnete er. „Es sei denn, du bist wegen der neuen Stelle auch umgezogen.“
„Nein, bin ich nicht.“ Es wunderte sie, dass er sich daran erinnerte, obwohl sie es damals nur flüchtig erwähnt hatte. „Aber die Fahrt ist völlig unproblematisch.“
„Ach ja?“
„Ja“, erklärte Isabelle. „Ich gehe zur U-Bahn, fahre zur Victoria-Station, nehme den Bus bis ans Ende der Straße, wo ich wohne, und laufe nach Hause.“
„Im Dunkeln? Das ist überhaupt nicht sicher“, gab Luca zurück.
„Es ist absolut sicher. Da sind jede Menge Straßenlaternen.“ Obwohl es einige dunkle Stellen gab, die ihr auch nicht ganz geheuer waren. Aber das wollte sie vor Luca keinesfalls zugeben.
„Und wie lang dauert dieser unproblematische Heimweg?“, fragte Luca.
Schulterzuckend antwortete sie: „Eine Dreiviertelstunde?“
Er stieß einen unterdrückten Fluch aus. „Ich werde dich nach Hause bringen. Gewöhn dich dran.“
„Nur wenn ich dir meine Adresse sage, was ich nicht vorhabe. Es ist schlimm genug, dass du weißt, wo ich arbeite.“
„Ich bitte dich, Isabelle! Wenn ich deine Adresse herauskriegen will, muss ich bloß in der Personalabteilung nachfragen“, meinte er gereizt. „Mir fällt bestimmt irgendein Grund dafür ein, warum ich sie brauche.“
Frustriert gab sie nach. Sie war zu müde, um sich noch länger mit ihm zu streiten. „Also gut“, fuhr sie ihn an. „Du kannst mich nach Hause bringen, wenn dein südländisches Ehrgefühl es verlangt. Aber das war’s dann. Du kommst nicht mit rein. Ich will das nicht, Luca.“
Seufzend fuhr er sich durchs Haar. „Ich will doch nur mit dir reden, Isabelle. Ich muss mit dir reden.“
„Wieso? Es gibt nichts zu sagen.“
„Weil ich wochenlang nach dir gesucht habe“, antwortete er leise. „Und jetzt, da ich dich wie durch ein Wunder gefunden habe, wäre es schön, wenn du mir wenigstens die Chance geben würdest, mit dir zu reden. Immerhin bist du mir noch diesen Kaffee schuldig, weil du es ja geschafft hast, den ganzen Tag keine Pause zu machen.“
Isabelle zögerte, aber sie hatte es nun mal versprochen. „Okay. Du kannst mich nach Hause bringen, wenn du unbedingt willst. Und du kannst auch einen Kaffee kriegen und dir das alles von der Seele reden, um die Sache abzuschließen.“
„Ich will aber nichts abschließen.“
„Was anderes kommt aber nicht infrage. Du kannst es dir aussuchen.“
Luca lächelte ironisch. „Du bist wirklich ausgesprochen herzlich, weißt du das?“
„Oder ich fahre alleine mit der U-Bahn nach Hause.“ Damit drehte Isabelle sich um und marschierte davon.
Eine Sekunde später hörte sie Lucas energische Schritte hinter sich. Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund machte ihr Herz einen kleinen Sprung. Isabelle verbarg ein Lächeln und lief weiter. Da spürte sie plötzlich Lucas Hand auf ihrem Arm.
„Halt! Ich werde dich nach Hause bringen. Egal, ob in meinem Wagen oder zu Fuß. Also, warum
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