Julia Extra Band 0327
nie wieder sehen will.“
„Stimmt. Aber als mir der Flyer ins Büro flatterte, habe ich gemerkt, dass ich dich gern sehen würde.“ Er lächelte. „Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?“
Mit diesem Lächeln hätte er jede Frau herumgekriegt. Aber nicht mich, dachte Louisa wütend, zauberte aber sofort ein freundliches Lächeln auf ihr Gesicht, als ein neuer Kunde den Laden betrat. Geduldig wartete Rafael, bis der Kunde mit einer Tüte Doughnuts in der Hand wieder hinaus auf die belebte Straße ging.
„Ich habe dir nichts zu sagen“, erklärte Louisa kühl. „Bitte geh jetzt.“
„Aber ich musste dich finden, Louisa. Ich wollte dir doch sagen, dass … es mir leid tut.“
Er entschuldigte sich? Sprachlos starrte sie ihn an.
„Es gibt nichts zu entschuldigen“, sagte sie schließlich. „Ich habe meine Kündigung nicht eine Sekunde lang bereut. Mein Leben hier ist genauso, wie ich es mir immer gewünscht habe. Du hast mir einen Gefallen getan.“
Nach ihrer überstürzten Abreise aus Istanbul war sie nach Miami zurückgekehrt, wo sie Katie als Witwe vorgefunden hatte, die in einem Wohnmobil hauste und kaum genug Geld besaß, um für sich und ihre fünfjährige Tochter zu sorgen. Sie hatten sich ausgesprochen und ihr Verhältnis zueinander war besser denn je.
„Wirklich?“ Das schien ihm nicht zu gefallen.
Louisa nickte kühl. Von ihren Ersparnissen hatte sie die Bäckerei in Key West gekauft. Das Familienunternehmen lief sehr gut. Sogar ihre kleine Nichte half schon begeistert mit. Tagsüber arbeiteten die Schwestern in Backstube und Laden, nach Feierabend zogen sie sich in die kleine Wohnung über der Bäckerei zurück.
Alles war perfekt. Sie hatte ihre Familie um sich, ein erfolgreiches Geschäft, das ihr auch noch viel Spaß machte, und es gab einige Freunde auf der Insel. Manchmal träumte sie noch von Rafael und sehnte sich nach seinen Umarmungen. Aber natürlich wusste sie, dass sie ohne ihn besser dran war.
Bekümmert ließ Rafael den Kopf hängen. Dann schaute er ihr in die Augen. „Seit du fort bist, habe ich mein unmögliches Verhalten dir gegenüber jeden Tag bereut. Ich hätte dir niemals misstrauen sollen.“
„Für mich ist die Sache erledigt.“
„Für mich aber nicht, Louisa.“ Verzweifelt fuhr er sich durchs dunkle Haar. „Ich habe dir vorgeworfen, es darauf anzulegen, von mir schwanger zu werden. Ausgerechnet dir! Dabei hätte ich wissen müssen, dass du so etwas niemals tun würdest.“
Unauffällig warf sie einen Blick über die Schulter ins Büro, wo ihr Baby schlief. Sie hörte seinen schweren Atem. Noah würde bald aufwachen und Hunger haben. Katie war unterwegs, um ihre Tochter von der Schule abzuholen, müsste aber jede Minute auftauchen, um ihre Schicht im Laden zu übernehmen.
Louisa hätte zu gern gewusst, warum Katie sich so in ihr Leben eingemischt hatte. Wahrscheinlich würde sie begeistert sein, Rafael hier zu sehen. Verflixt!
„Bitte verzeih mir, dass ich so ungerecht zu dir war.“ Bittend schaute er sie an.
In diesem Moment hörte sie, wie Noah leise schniefte und strampelte. Ein sicheres Zeichen, dass er wach wurde.
„Ich verzeihe dir“, sagte Louisa schnell.
„Einfach so?“
„Einfach so.“ Sie musste Rafael so schnell wie möglich loswerden! Hastig griff sie nach einer sauberen Kuchenzange und füllte die beliebten Nusskekse in eine Tüte. „Bitte sehr“, sagte sie und reichte Rafael die Tüte. „Die schenke ich dir – zum Zeichen, dass ich dir nicht mehr böse bin.“
„Vielen Dank!“ Er nahm das Gebäck in Empfang, machte jedoch keine Anstalten, den Laden zu verlassen, sondern schaute sich bewundernd um. „Das ist wirklich eine sehr geschmackvoll eingerichtete Bäckerei.“
„Danke.“ Verschwinde endlich, fügte sie unhörbar hinzu.
„Was hat dich ausgerechnet auf diese abgelegene Insel verschlagen?“
Offensichtlich nicht abgelegen genug. „Meine Schwester wohnte noch in Miami, mit ihrer Tochter. Ihr Mann ist gestorben.“
„Das habe ich gerade erfahren“, sagte Rafael ruhig.
„Aha.“ Matthias Spence, in den sich beide Schwestern verliebt hatten, war einem Herzinfarkt erlegen, nachdem die Staatsanwaltschaft sein verbliebenes Vermögen eingezogen hatte. Man war dem smarten Geschäftsmann nämlich auf die Schliche gekommen. Jahrelang hatte er Anleger um Millionen betrogen. „Keine Sorge, uns allen geht es prima.“
„Wirklich?“, fragte er leise.
„Ja.“ Allerdings würde es Katie gleich schlecht
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