Julia Extra Band 0327
Rafael zugeben, dass sie eine gute Mutter war. Seinem Sohn schien es hier an nichts zu fehlen. Schade, dass er ihr nie wieder über den Weg trauen konnte.
Doch das hielt ihn nicht davon ab, weiterhin vor Sehnsucht nach ihr zu brennen. Eifersüchtig fragte er sich, wie viele Liebhaber nach ihm gekommen waren, während er sich schlaflos im Bett gewälzt und sich nach ihr verzehrt hatte.
Louisa Grey war die einzige Frau, die er nie ganz besessen hatte. Auch das sollte sie ihm jetzt büßen. Er würde sie nie wieder entkommen lassen. Sie sollte ganz allein ihm gehören.
Und dann würde er sie abservieren.
Eine gemeine, perfekte Idee formte sich in seinem Hirn.
Die perfekte Rache.
Schadenfroh lächelte er vor sich hin. Dann straffte er sich und umfasste Louisas Schulter.
„Allerdings gibt es eine Bedingung“, sagte er und triumphierte innerlich.
„Ich tue alles, solange du mich nicht von meinem Sohn trennst.“
Rafael neigte den Kopf und küsste sie verführerisch und besitzergreifend, bis er spürte, wie sie nachgab und seinen Kuss erwiderte.
Als er sie wieder losließ, bemerkte er zufrieden, wie sehnsüchtig sie ihn ansah. Genau wie er es beabsichtigt hatte.
„Du wirst mir bald ganz gehören“, sagte er leise und streichelte ihre Wange. „Du wirst mich heiraten, Louisa.“
8. KAPITEL
„Herzlich willkommen in Buenos Aires, Señora Cruz.“
Louisa hatte kaum Zeit, sich darüber zu wundern, dass der Portier bereits über ihre Heirat informiert war, denn die Leibwächter drängten sie eilig in das im exklusiven Stadtteil Recoleta gelegene mehrstöckige Wohnhaus aus der Belle Epoque. Innerhalb von zwei Sekunden hatten sie den eleganten Marmorboden überquert und verschwanden im Fahrstuhl.
Hochgewachsene, muskulöse Männer schirmten sie ab. Nervös drückte Louisa das Baby fester an sich. Umringt von diesen Leibwächtern kam sie sich plötzlich winzig vor. Und außerdem stand neben ihr der wohl größte und mächtigste Mann – Rafael, ihr frischgebackener Ehemann.
Als sie am Morgen in Key West aufgewacht war, hätte sie es nicht einmal im Traum für möglich gehalten, noch am gleichen Tag in Buenos Aires als Ehefrau eines Mannes zu landen, der sie hasste. Erst hatte er sie so liebevoll geküsst, dass sie hoffte, er könnte ihr verzeihen, doch sein eisiger Blick sprach eine andere Sprache.
Wenige Minuten nach dem ‚Heiratsantrag‘ hatte Rafael sie zum Gerichtsgebäude gezerrt und den zuständigen Beamten von der Notwendigkeit einer Blitzhochzeit überzeugt. Und schon war Louisa mit ihm verheiratet. Während des langen Fluges im Privatjet hatte er sie einfach ignoriert.
Im Lift funkelte er sie nun so böse an, dass ihr schauderte. Was hatte er nur vor? Er hatte gedroht, es ihr heimzuzahlen, sollte er sich gezwungen sehen, sie zu heiraten.
Wenigstens war das Baby noch bei ihr. Alles andere spielte eine untergeordnete Rolle. Rafaels Drohung, ihr das Kind wegzunehmen, hatte ihr so große Angst gemacht, dass sie bereit war, alles zu tun, um Noah zu behalten. Also hatte sie sich schnell von Katie und der kleinen Madison verabschiedet und ihnen von der bevorstehenden Blitzhochzeit erzählt.
Katie hatte sich sehr für sie gefreut. „Wir halten hier die Stellung, bis du zurück bist. Viel Spaß, Louisa.“
Allerdings ahnte Louisa, dass sie ihr gemütliches Haus in Key West nie wiedersehen würde. Dafür würde Rafael sorgen.
Als der Lift in der obersten Etage anhielt, öffnete Rafael die Tür. „Willkommen zu Hause“, sagte er sarkastisch.
„Das soll unser Zuhause sein?“ Entsetzt schaute Louisa sich um. Zwar konnte man den Glanz der Jahrhundertwende noch erahnen, doch die Wohnung befand sich in einem heruntergekommenen Zustand. Es roch muffig, und wann hier zuletzt saubergemacht worden war, wollte sie lieber nicht wissen. Über den Möbeln hingen – ehemals – weiße Laken. Mit etwas Mühe konnte man dem Domizil aber zu seinem alten luxuriösen Glanz verhelfen. Die hohen Stuckdecken wirkten sehr elegant, der Blick aus den großen Fenstern über die Stadt war atemberaubend.
„Ich hatte keine Ahnung, dass die Wohnung so vernachlässigt ist“, sagte sie leise.
Rafael zuckte nur desinteressiert die Schultern. „Ich halte mich hier nur sehr selten auf.“
„Wenn du willst, richte ich sie wieder her.“
„Die Mühe kannst du dir sparen. Wir bleiben nicht lange.“
„Aber das Haus könnte wirklich wieder wunderschön werden.“ So leicht gab sie nicht auf.
Ein ironisches Lächeln umspielte
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