Julia Extra Band 0327
behauptet, mich zu lieben. Ist das deine Vorstellung von Liebe?“
Sie errötete vor Scham. „Ich habe dich geliebt“, antwortete sie leise. „An dieser Liebe bin ich fast zerbrochen.“
„Warum hast du behauptet zu verhüten? Wolltest du ein Kind von mir?“
„Ich habe verhütet.“
„Und wieso bist du dann schwanger geworden?“
„Ich habe in Paris die Pille genommen. Vielleicht erinnerst du dich, dass wir plötzlich alle an einer Magengrippe erkrankt sind. Vielleicht war es auch eine Fischvergiftung. Jedenfalls habe auch ich mich tagelang übergeben. Mir war nicht bewusst, dass die Pille dadurch nicht mehr zuverlässig wirken konnte. Es spielte ja auch keine große Rolle für mich. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du mich einige Tage später verführen würdest.“
Rafael hörte sich alles an und blickte aus dem Fenster. Wolken zogen über den blauen Himmel.
„Also gut“, sagte er schließlich. „Vielleicht hast du damals tatsächlich die Wahrheit gesagt und bist ungewollt schwanger geworden. Aber als ich dich an meinem Geburtstag in Istanbul gefragt habe, ob du ein Kind erwartest, hast du mich angelogen.“
„Was hätte ich denn tun sollen?“, rief sie aufgebracht. „Hätte ich dir die Wahrheit gesagt, hättest du mir vorgeworfen, absichtlich schwanger geworden zu sein, damit du mich heiratest und ich an dein Geld komme. Darüber solltest du vielleicht mal nachdenken.“
„Es ist wirklich unglaublich, wie du mir meine eigenen Worte im Mund herumdrehst.“ Rafael lachte abfällig. „Du bist eiskalt und herzlos.“
„Nein, das bin ich nicht.“ In Louisas Augen schimmerten Tränen.
„Eins würde mich noch interessieren: Wann wolltest du mir von meinem Sohn erzählen, Louisa? Wenn er erwachsen ist? Oder willst du unseren Sohn und mich bestrafen, indem du ihm die Wahrheit über seinen Vater erst nach meinem Tod erzählst? War das deine Absicht?“
Louisa wurde blass vor Entsetzen. „So etwas Gemeines würde ich dir niemals antun.“
„Du hast es bereits getan.“
Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn. Louisa hatte ihn an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. Ich bin so ein Narr, dachte Rafael. Noch vor einer halben Stunde hatte er diese Frau gebeten, mit ihm zusammenzuleben.
Mit dem Baby auf dem Arm drehte er sich um und ging wortlos zur Tür.
„Wohin willst du?“
„Ich nehme meinen Sohn mit nach Hause.“
„Nein!“ Louisa schrie entsetzt auf, rannte an ihm vorbei und verstellte ihm den Weg. „Du kannst mir nicht einfach mein Baby wegnehmen.“
„Wir werden eine Sorgerechtsregelung treffen.“ Zufrieden bemerkte er, dass sie erleichtert aufatmete. Die wird sich gleich wundern, dachte er und kostete gnadenlos seine Rache aus. „Du hattest Noah acht Monate lang bei dir. Die nächsten acht Monate verbringt er bei mir.“ Schützend hielt er seinen kleinen Sohn fest im Arm. „Meine Anwälte werden sich irgendwann vor Weihnachten mit dir in Verbindung setzen.“
„Nein!“ Verzweifelt versuchte sie, ihn zurückzuhalten. „Du darfst ihn mir nicht wegnehmen. Ich bin seine Mutter. Er kann nicht acht Monate lang ohne mich sein.“
Rafael musterte sie kühl. „Aber er konnte acht Monate ohne seinen Vater sein, oder? Jetzt bin ich dran. Das ist nur fair.“
„Nein.“ Louisa brach in Tränen aus. „Bitte tu mir das nicht an, Rafael. Ich würde es nicht überleben.“
Selbst in diesem aufgelösten Zustand war sie wunderschön. Und er begehrte sie mehr denn je. Das machte ihn nur noch wütender.
Jetzt fing auch das Baby an zu weinen. Mutter und Sohn schluchzten um die Wette. Es war schrecklich. Unbeholfen versuchte Rafael, den Kleinen zu beruhigen – erfolglos. Er hatte ja auch gar keine Erfahrung mit Babys und kannte seinen Sohn überhaupt nicht. Diese Ungerechtigkeit fraß ihn fast auf.
Schließlich sah er ein, dass Noah seine Mutter brauchte, und legte ihn ihr behutsam in die Arme.
„Noah! Mein kleiner Noah!“ Tränen kullerten ihr über die Wangen, als sie das Baby tröstend an sich drückte, ihm Koseworte ins Ohr flüsterte und seine rosigen Wangen küsste. „Mein süßer Junge.“
Rafael hatte sich das alles angeschaut und war zu einem Entschluss gelangt. „Also gut, ich werde euch nicht auseinanderreißen“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Ich danke dir“, flüsterte Louisa.
„Nicht um deinetwillen“, betonte er. „Ich tue das nur für meinen Sohn.“
Louisa schaukelte den Kleinen, bis er zur Ruhe kam.
Widerwillig musste
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