Julia Extra Band 0327
seine Lippen. „Verlieb dich bloß nicht in den alten Kasten. In ein paar Tagen sind wir wieder weg.“ Rafael stieß eine Tür auf. „Du schläfst hier.“
Wenigstens im Schlafzimmer war es sauber und ordentlich. Neben einem großen, modernen Bett war ein Kinderreisebett aufgestellt.
Strahlend wandte Louisa sich ihrem Ehemann zu. Offenbar hatte er doch ein gutes Herz. „Danke, dass du mich im selben Zimmer schlafen lässt wie das Baby. Du kannst mir vertrauen, Rafael. Ohne dein Einverständnis werde ich die Wohnung mit Noah nicht verlassen.“
„Das würde ich auch merken, Louisa. Schließlich schlafen wir gemeinsam in dem Bett.“
Schnell ließ sie den Blick über das riesige Bett gleiten und ahnte, was Rafael vorhatte. Wollte er wirklich mit ihr schlafen, obwohl er sie hasste? Es lief ihr eiskalt über den Rücken. Doch dann fiel ihr der Liebesurlaub auf der griechischen Insel ein. Rafael war so ein hingebungsvoller, ausdauernder Liebhaber und sie selbst unersättlich gewesen.
Aber wenn sie sich ihm körperlich hingab, würde es nicht lange dauern, bis er auch wieder von ihrem Herz Besitz ergriffen hatte. Und jede Frau, die Rafael Cruz liebte, würde unweigerlich irgendwann an dieser Liebe zerbrechen, weil Rafael unfähig war zu lieben. Um sein Herz lag ein Eispanzer.
Und wenn er manchmal verletzlich wirkte, dann war das nur eine gefährliche Illusion.
Louisa straffte sich. „Ich werde nicht mit dir schlafen, Rafael.“
„O doch, meine Liebe, das wirst du.“ Er lächelte verführerisch. „Du bist meine Frau. Schon vergessen?“
Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. „Das heißt aber noch lange nicht, dass du mit mir tun und lassen kannst, was du willst.“
„Wirklich nicht?“, fragte er leise und kam näher.
Offenbar wollte er ihr zeigen, was er alles konnte. Doch in diesem Moment wurde Noah unruhig und fing an zu zappeln. Rafael blieb stehen.
„Kümmere dich um meinen Sohn. Ich warte, bis du fertig bist.“ Damit verließ er das Schlafzimmer.
Zärtlich beruhigte Louisa das Baby, fütterte den Kleinen und legte ihn schließlich ins Bettchen. Sie wartete, bis er eingeschlafen war, lauschte hingerissen seinen ruhigen Atemzügen, und ging dann zur Tür, die sie leise hinter sich zuzog.
Ihr stockte der Atem, als sie Rafael am anderen Ende des Flures warten sah. Eine dunkle, bedrohliche Gestalt in einem Haus voller Schatten.
Langsam kam er näher und umfasste ihre Schultern. Louisa bebte. Wie sollte sie diesem Mann widerstehen? Bisher war noch jede Frau seinem Charme erlegen. Sie bildete da keine Ausnahme – auch jetzt nicht.
„Komm mit“, bat er leise und zog sie mit sich. Im Speisezimmer wartete auf einem dunklen Eichentisch das Abendessen auf sie, das die Bediensteten gerade aufgetragen hatten. Diskret zogen sie und die Leibwächter sich zurück.
Fasziniert genoss Louisa den Ausblick auf die von vielen Lichtern erleuchtete Millionenstadt, während Rafael eine Flasche argentinischen Rotwein öffnete und zwei Kristallgläser einschenkte.
Wein und Essen schmeckten ausgezeichnet, nur eine intime Stimmung wollte nicht aufkommen. Die Atmosphäre im Zimmer hatte etwas Seelenloses, Bedrohliches. Louisa fühlte sich wie in einem Gefängnis, und Rafael war ihr Aufseher.
Sie sehnte sich nach ihrer gemütlichen Wohnung in Key West. Verzweifelt ließ sie die Gabel auf den Teller fallen.
„Schmecken dir die Empanadas nicht?“, erkundigte Rafael sich.
„Doch, sie sind köstlich. Aber alles hier ist so unpersönlich.“
„Spricht da die Haushälterin aus dir?“ Rafael lächelte amüsiert.
„Ich würde lieber selbst für uns kochen. Für meine Familie.“ Louisa sah ihn herausfordernd an.
„Du hast genug damit zu tun, dich um Noah zu kümmern. Wir bleiben auch nicht lange hier. Ich habe noch etwas Geschäftliches in Buenos Aires zu erledigen.“ Sein finsterer Blick verhieß nichts Gutes. „Jemand ist mir noch etwas schuldig.“ Rafael lächelte. „Sowie ich diese Angelegenheit hinter mich gebracht habe, kehren wir nach Paris zurück, querida .“
Paris! Dort hatte Rafael sie zum ersten Mal verführt. Und damals hatte sie sich eingebildet, sie würde ihm etwas bedeuten.
Sie schob die Erinnerungen beiseite. „Ich habe aber keine Lust, hier Däumchen zu drehen, Rafael. Ich habe dich geheiratet und nach Buenos Aires begleitet, weil du mir keine andere Wahl gelassen hast. Jetzt lass mich wenigstens als Haushälterin arbeiten, wenn du mich schon nicht als deine Ehefrau
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