Julia Extra Band 0327
dunklen Nacht.
Verzweifelt sah sie ihm nach. Wohin fuhr er? Suchte er Ablenkung bei einer anderen Frau?
Louisa fühlte sich schrecklich hilflos und unendlich müde. An Schlaf war allerdings nicht zu denken. Dazu war sie zu aufgewühlt. Hin und her überlegte sie, wie sie Rafaels Eispanzer zum Schmelzen bringen könnte.
Und dann hatte sie eine Idee. Sie würde sich seine Schwäche zunutze machen und ihn mit ihren Fähigkeiten verführen.
Zuversichtlich lächelnd kehrte sie ins Zimmer zurück, überquerte den Flur und öffnete die Wohnungstür. Der Leibwächter, ein Landsmann von ihr namens Evan Jones, erhob sich respektvoll.
„Ich benötige Ihre Hilfe“, sagte Louisa in ihrem besten Kommandoton, dem niemand zu widersprechen wagte.
Sie schöpfte neue Hoffnung, als sie ihm die Anweisungen gab. Vielleicht würde doch noch alles gut.
9. KAPITEL
Erst am Mittag des nächsten Tages tauchte Rafael wieder in der Wohnung auf.
Er hatte sich mit ehemaligen Klassenkameraden auf einen Drink getroffen, verließ die Bar aber bald wieder, als Frauen sich zu ihnen gesellten. Weder war er interessiert an anderen Frauen, noch wollte er sein Ehegelübde brechen. Niemals! Allerdings sollte Louisa ruhig denken, er hätte sich nach ihren haarsträubenden Unterstellungen mit einer anderen Frau vergnügt. Deshalb hatte er in einem Hotel übernachtet – allein.
Stundenlang dachte er darüber nach, was sie ihm an den Kopf geworfen hatte. Sie kannte ihn einfach zu gut. Doch er dachte nicht daran, das zuzugeben. Sie durfte nicht noch mehr Macht über ihn bekommen. Schließlich war er der Herr im Haus und traf die Entscheidungen!
Rafael war noch immer wütend, als er den Fahrstuhl verließ und seine Wohnung betrat.
Verdutzt blickte er um sich. Hatte er sich in der Tür geirrt? Dies konnte doch nicht seine Wohnung sein, oder? Alles blitzte und glänzte vor Sauberkeit, die weißen Tücher waren verschwunden, auf dem Küchentisch stand ein bunter Blumenstrauß, und es duftete köstlich nach Gebäck.
Wie, um alles in der Welt, war es ihr gelungen, über Nacht die alten Möbel zu entsorgen und durch neue, moderne Sofas, Sessel und einen riesigen Flachbildfernseher zu ersetzen?
„Da bist du ja wieder, Rafael.“ Beim Klang von Louisas fröhlicher Stimme drehte er sich rasch um.
Wie unglaublich hübsch sie war, wie sexy! Heißes Verlangen durchströmte ihn. Schnell wandte er den Blick ab und entdeckte ein Blech Nusskekse, die offensichtlich gerade aus dem Ofen gekommen waren und abkühlten.
Seine Frau war ein Traum: sexy, charakterstark, klug, eine gute Mutter und Köchin. Was wollte er mehr?
Aber eigentlich hasste er sie doch, oder?
„Wie hast du das alles gemacht?“
„Ich habe so meine Mittel und Wege.“ Louisa lächelte frech und sah ihn liebevoll an. „Ich wollte, dass wir uns hier zu Hause fühlen können.“
„Aha.“ Er wusste nicht, was er sagen sollte. Statt ihm eine lautstarke Szene wegen seiner nächtlichen Abwesenheit zu machen – die er erwartet, ja, fast erhofft hatte –, fragte Louisa nicht einmal, wo er gewesen war, als hätte sie vollstes Vertrauen zu ihm, weil sie wusste, dass er nur sie begehrte.
Genauso war es ja auch. Verflixt!
Doch noch immer weigerte er sich standhaft, ihr sein Herz zu schenken. Nie wieder würde er sich einer Frau so schutzlos ausliefern.
Rafael atmete tief durch. Betont kühl sagte er: „Ich habe dir nicht erlaubt, hier alles umzumodeln. Mir hat es gefallen, wie es war.“
„Mir aber nicht.“
„Es ist aber nicht deine Aufgabe, …“
„Die Wohnung war nicht kindgerecht.“ Louisa zeigte auf das Backblech. „Möchtest du einen Keks?“
Er kniff die Augen zusammen. Bildete sie sich wirklich ein, sie könnte ihn mit seinen Lieblingskeksen herumkriegen? So leicht würde er nun doch nicht schwach.
„Ich habe keinen Hunger.“
Louisa zuckte mit den Schultern und biss selbst in einen Keks. Verzückt verdrehte sie die Augen. Ein Stückchen weiße Schokolade klebte an ihrer Lippe. Genüsslich leckte sie es ab.
Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Die Kekse interessierten ihn nicht, er hungerte nach Louisa. Nach ihrem Körper. Ihrer Fröhlichkeit. Alles an ihr war begehrenswert.
Das in einem Laufgitter sitzende Baby wurde langsam ungnädig. Louisa hob den Kleinen heraus und tanzte lachend und singend mit ihm durch die Küche. Noah jauchzte vor Vergnügen.
Das Herz wurde Rafael bei diesem Anblick schwer. Gestern hatte er Louisa in der Absicht geheiratet, sie in Paris in die
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