Julia Extra Band 0327
sein musste. Wahrscheinlich eine verwöhnte Göre, die es gewohnt war, ihren Willen zu bekommen. Kein Wunder, dass sie sich nicht verstanden hatten.
„Du sagtest, Izabella war es gewohnt, dich für sich allein zu haben. Aber in deinem Leben gab es doch schon Frauen vor mir, oder etwa nicht?“
„Aber sicher!“
Emelia spürte einen Funken Eifersucht in sich aufkeimen. Wie viele Frauen mochten es gewesen sein? Bis auf Javier, an den sie sich auch in sexueller Hinsicht nicht einmal erinnern konnte, hatte sie bisher nur einen Liebhaber gehabt. Sie war noch sehr jung gewesen und nur mit dem Mann ausgegangen, um ihren Vater zu ärgern. Typische Teenagerrebellion. Eine Phase in ihrem Leben, auf die sie nicht besonders stolz war, und in der sie heftige Rückschläge für ihr Selbstbewusstsein hatte einstecken müssen.
Ein paar Schmetterlinge flatterten durch ihren Magen, als sie sich vorstellte, was Javier ihr diesbezüglich in den letzten zwei Jahren alles beigebracht haben mochte. Hatte er sie in die Kunst und Lust der körperlichen Liebe eingeführt, die er selbst in vollen Zügen ausgelebt zu haben schien?
Seine tiefbraunen Augen glitzerten, so als könnte er ihre Gedanken erraten. „Wir haben immer gut zusammengepasst, Emelia“, raunte er. „Sogar sehr gut.“
Ihr Hals fühlte sich plötzlich enger an als sonst. Sie schluckte. „Oh, dann sind wir wohl … Ist das bei uns ehrlich ganz … Also, ich meine nur, ich glaube nicht, dass ich gleich da anknüpfen kann, wo wir aufgehört haben.“
Seine dunklen Augenbrauen schossen nach oben. „Ach, nein?“
So unauffällig wie möglich presste sie ihre zitternden Knie gegeneinander und spürte, wie ihr immer heißer wurde. Ein merkwürdiges Gefühl. „Die Ärzte sagen, wir sollen nichts überstürzen, sondern die Dinge langsam angehen“, fuhr sie eindringlich fort.
Das Glitzern in seinen Augen verstärkte sich noch. „Und wir wollen uns doch nicht dem Rat der Mediziner widersetzen, oder?“
Viel zu lange ließ Emelia ihren Blick auf seinen Lippen ruhen, die Härte und Erotik in einem unwiderstehlichen Zusammenspiel ausstrahlten. Was er mit diesem Mund wohl alles an ihrem Körper … Emelias Herz schlug schneller, und die Hitze in ihrer Körpermitte breitete sich erbarmungslos aus. Hatte sie selbst ihn etwa …?
„Du erinnerst dich tatsächlich an nichts, querida ?“, hakte Javier nach und strich mit einem Finger sanft über ihre Wange.
„Nein, ich … entschuldige!“
„Das macht doch nichts“, beruhigte er sie. „Wir fangen noch einmal ganz von vorn an, wenn du magst.“
Dieser Vorschlag war beängstigend und verlockend zugleich. Die Dinge langsam angehen! „Ja, das klingt …“
„Wir können damit gleich hier und jetzt beginnen“, murmelte er und näherte sich ihrem Mund. Seine Hand ruhte noch an ihrer Wange. „Allerdings würde es die Dinge zwischen uns verkomplizieren, wenn ich dich einfach küsse.“
„Ich … wahrscheinlich wirklich keine gute Idee“, stammelte Emelia hilflos.
„Nein.“ Javier ließ von ihr ab und lehnte sich in seinem Sitz zurück. „Das kann warten. Fürs Erste.“
Schweigend saß Emelia neben ihm und versuchte, sich wieder zu sammeln. Ihr ging durch den Kopf, wie schwierig die Situation für Javier sein musste. Zwei Jahre lang hatte er eine willige, zugewandte Frau gehabt, und jetzt benahm sich eben diese ihm gegenüber wie eine zurückhaltende Fremde. Auf die Dauer konnte ihn das sogar in die Arme einer anderen treiben! Und auch wenn Emelia an Gedächtnisschwund litt: Diese Vorstellung war für sie geradezu unerträglich.
Sie sah auf ihre Hände hinunter. Der leichte Druck des Rings war ihr merkwürdigerweise nicht so fremd wie der schweigsame Spanier, der neben ihr saß. Das Schmuckstück saß etwas lose an ihrem dünnen Finger, was vermutlich auf ihren zusätzlichen Gewichtsverlust im Krankenhaus zurückzuführen war. Es war Emelia vorher nicht aufgefallen, aber auf ihrer gebräunten Haut zeichnete sich ein zarter heller Kreis ab, der nun von dem Ring fast vollständig verdeckt wurde. Ein weiterer Beweis für ihre bestehende Ehe?
Nur eine Dreiviertelstunde später saßen sie in dem silbern glänzenden Privatjet, der sie nach Spanien bringen sollte. An diesen Luxus war Emelia nicht gewöhnt, selbst wenn sie es vielleicht in den letzten Jahren so erlebt hatte. Obwohl ihr Vater recht wohlhabend gewesen war, war er mit seiner Familie grundsätzlich in Linienmaschinen geflogen.
Emelia starrte auf das Foto
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