Julia Extra Band 0327
diese rhetorische Frage als Scherz einordnen sollte. „Eigentlich bist du mir ja auch nicht fremd“, murmelte sie. „Es gibt genügend Beweise dafür, dass wir verheiratet sind.“
„Soll das etwa eine Einladung sein, Emelia?“, neckte er sie.
„Ähm, nein, noch nicht … Also, ich meine, nein!“ Sie atmete nervös durch. „Nein. Es fühlt sich für mich nicht richtig an, und dir gegenüber wäre das nicht fair.“
Sanft zupfte er an einer goldblonden Haarsträhne. „Wir könnten versuchen, verschüttete Erinnerungen freizulegen“, schlug er mit heiserer Stimme vor und klang dabei unwiderstehlich sexy. „Was meinst du, querida ? Wer weiß? Vielleicht ist es nur dein Kopf, der mich vergessen hat, während der Körper sich noch gut erinnert.“
Sie standen so dicht voreinander, dass Emelias Brüste seinen Oberkörper streiften und sich durch die erotische Berührung sofort hart aufrichteten. In ihrem Schoß breitete sich eine sehnsüchtige Hitze aus – eine süße Qual.
Gerade, als sie sich hektisch ihre trockenen Lippen mit der Zunge befeuchten wollte, strich Javier mit einem Finger darüber.
„So ein hinreißender Mund“, flüsterte er. „Wie oft habe ich ihn geküsst? Wie oft hat er mich geküsst?“ Er machte einen halben Schritt nach vorn und drängte seine Hüfte an Emelias Körper. „Ein Jammer, dass du nicht mehr weißt, was deine weichen Lippen alles mit mir angestellt haben.“
Wie in Trance starrte sie in sein schönes Gesicht, und ihr Verstand war nicht in der Lage, einen normalen Gedanken zu formulieren.
„Zu Beginn warst du eher schüchtern, mi amor “, sagte er sanft. „Aber vermutlich ging dir das bei deinen anderen Liebhabern ähnlich, sí ?“
Jetzt runzelte Emelia die Stirn, und ihr Urteilsvermögen kehrte langsam zurück. „Ich hatte vor dir nur einen einzigen Mann. Das habe ich dir doch sicher erzählt, oder etwa nicht? Damals habe ich in Melbourne in einer Band gesungen. Ich war ziemlich jung und ahnte nicht, worauf ich mich mit einem so viel älteren, erfahrenen Mann einlasse. Ich hätte es besser wissen müssen, aber ich befand mich eben in der rebellischen Phase, die bei Teenagern nun einmal unvermeidbar ist.“
Javier nickte langsam, und seine Hand wanderte hinunter zu ihrer Schulter. „Ja, du hast mir davon erzählt“, erwiderte er, „aber vielleicht nicht alles, was geschehen ist. Möglicherweise gab es Geheimnisse, die du vor mir verbergen wolltest.“
„Als da wäre?“
Er ließ seine Hand herabfallen. „Wer weiß? Du erinnerst dich ja nicht daran, oder sagst es zumindest.“
Es dauerte fast zwei Minuten, bis Emelia sich in der Lage sah, auf diese unerhörte Bemerkung zu antworten. Mit zitternden Knien setzte sie sich auf die Bettkante. „Du glaubst, ich würde nur schauspielern?“, stellte sie mit gefährlich leiser Stimme fest. „Ist es wirklich das, was du denkst? Dass ich meinen Gedächtnisverlust einfach erfunden habe?“
Sein starrer Blick allein sprach Bände. „An mich erinnerst du dich überhaupt nicht, aber über den Verlust von Marshall trauerst du wie eine Witwe mit gebrochenem Herzen!“
Mit beiden Armen musste Emelia sich abstützen, um nicht spontan auf Javier loszugehen. „Habe ich nicht das Recht, einen geliebten Freund zu betrauern?“
Wutentbrannt biss er die Zähne zusammen. „Ich bin dein Ehemann, Emelia. Du gehörst zu mir, nicht zu irgendeinem Toten.“
„Du kannst mich doch überhaupt nicht zwingen, bei dir zu bleiben. Vielleicht kehrt mein Gedächtnis nie mehr zurück. Was machst du dann?“
„Oh, es wird zurückkehren, Emelia, glaube mir! Und mache jetzt bloß keinen Fehler, indem du unsere Ehe infrage stellst! Denn irgendwann fällt dir alles wieder ein.“
Panik und ein unerträgliches Gefühl der Enge ergriff Emelia. „Ich kenne dich nicht! Und es fühlt sich so an, als würde ich nicht einmal mich selbst kennen. Mir ist schleierhaft, wer oder was in den letzten zwei Jahren aus mir geworden ist. Hast du eine Vorstellung davon, wie es für mich ist, in ein völlig fremdes Dasein zurückzukehren? In ein Leben, das scheinbar nicht das Geringste mit mir zu tun hat?“
Javier stieß laut den Atem aus. „Komm, lass das jetzt!“
„Nein, ich werde es nicht lassen“, antwortete sie energisch. „Du scheinst mir nicht zu vertrauen. Was für eine Ehe ist denn das bitte?“
„Ich will mit dir jetzt nicht darüber diskutieren! Du brauchst Ruhe und Erholung. Der erste Lufthauch würde dich umwehen, so blass, wie du
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