Julia Extra Band 0327
buchstäblich. Sie lächelte in die Kamera und flirtete ganz offensichtlich mit demjenigen, der die Schnappschüsse machte.
Auf dem nächsten Foto war Javier zu sehen, wie er von hinten die Arme um sie schlang. Sein Kinn ruhte auf ihrem Kopf, und sein breites Grinsen strotzte vor Stolz und Selbstzufriedenheit. Emelia konnte regelrecht das Gewicht seiner schweren Arme auf ihren Schultern fühlen, den Druck seiner Erregung, seinen heißen Atem auf ihrem …
Plötzlich wurde die Tür zur Bibliothek geöffnet. Emelia ließ vor Schreck das Bild fallen, und das Glas zersprang am Boden in unzählige Stücke. Im ersten Moment blieb sie wie angewurzelt stehen, dann ging sie in die Hocke, um das Malheur zu beseitigen.
„Nicht anfassen!“, warnte Javier scharf. „Sonst schneidest du dich noch an den Scherben.“
„Tut mir leid.“ Betroffen richtete Emelia sich auf und blickte ihn an. „Normalerweise bin ich nicht so ungeschickt.“ Sie schluckte, als er sich mit seinen ledernen Reitstiefeln und der abgewetzten Lederhose auf sie zubewegte. Er sah aus wie der Held eines historischen Liebesromans.
Um ihn herum wehte der Duft von Pferden, Moos und etwas ganz speziell Maskulinem, das Javier grundsätzlich umgab. Gierig sog Emelia dieses Aphrodisiakum ein und war dabei darauf bedacht, sich nicht anmerken zu lassen, wie betört sie sich fühlte.
„Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann dieses Foto aufgenommen wurde“, gab sie kleinlaut zu.
Javier ging in die Hocke und entfernte vorsichtig die restlichen Glassplitter von dem Bild. Anschließend legte er es mit einer lässigen Handbewegung auf den Tisch. „Es wurde wenige Tage, nachdem wir von unserer Hochzeitsreise zurückkamen, geschossen. Damals bin ich mit dir zu einem Picknick in einem unserer Olivenhaine gewesen. Das andere Foto, das uns beide zeigt, entstand in Rom.“
„Wo waren wir in den Flitterwochen?“
Er stand viel zu dicht vor ihr, und in Emelias Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken. Nach hinten konnte sie nicht mehr ausweichen, dort stand ein Bücherregal im Weg. Wenn Javier sie jetzt küssen wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als diesen Kuss anzunehmen – oder?
Beschämt stellte Emelia fest, dass sie sich nichts mehr wünschte als das!
„Was glaubst du, wo wir waren?“, stellte er mit tiefer Stimme die Gegenfrage.
„Paris?“
Überrascht zog Javier die dunklen Augenbrauen hoch. „War das geraten, oder fallen dir allmählich wieder einzelne Dinge ein?“
„Ich habe immer davon geträumt, meine Hochzeitsreise nach Paris zu machen“, seufzte sie. „Es soll doch die romantischste Stadt der Welt sein. Außerdem habe ich den Stempel in meinem Pass gesehen, ich brauchte also nicht wirklich zu raten.“
„Ja, dein Traum wurde wahr, Emelia. Ich habe dir Flitterwochen geschenkt, die absolut märchenhaft waren.“
Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe. „Jetzt denkst du bestimmt, was für eine Verschwendung das war, weil ich mich an nichts mehr erinnere, oder?“
Er zuckte die Achseln. „Wir können eine zweite Hochzeitsreise machen, sí ? Eine, die unvergesslich sein wird.“
Allein die Vorstellung, mit einem Mann zu verreisen, der völlig fremd, aber umwerfen sexy ist … In Emelia erwachte ein verwegener Wunsch, ein Verlangen, das ihr ebenso fremd war wie ihr eigener Ehemann.
Woher sollte sie wissen, was zwischen ihnen alles vorgefallen war? Sie konnte sich lediglich auf das verlassen, was er behauptete. Und hatte sie sich tatsächlich dazu hinreißen lassen, nur aufgrund körperlicher Anziehung und Lust innerhalb weniger Wochen zu heiraten?
Emelia versteifte sich, als Javier ihr eine Hand in den Nacken schob und sie behutsam an sich zog. Seine Lippen waren nur noch einen Hauch von ihren entfernt.
„Nicht!“, wisperte sie.
Seine Hand blieb, wo sie war. „Was nicht?“
„Du weißt schon.“
„Was ist falsch daran, wenn ein Mann seine Ehefrau küsst?“, wollte er wissen.
„Aber ich fühle mich nicht wie deine Frau.“
Es folgte eine Pause von wenigen Sekunden. „Dann wird es aber höchste Zeit“, brach Javier das Schweigen und presste seinen Mund auf ihren.
4. KAPITEL
Emelias Herz blieb beinahe stehen, während ihr Körper sofort heftig auf den Kuss reagierte und die Zärtlichkeiten erwiderte. Es war eine Sache, sich vorzustellen, wie gern man einem Mann näherkommen möchte – aber eine vollkommen andere, wenn der erste Schritt bereits getan war. Es dauerte eine Weile, bis Emelia den Mut hatte, auf das
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