Julia Extra Band 0327
entschlossen.“
„Wie bitte?“, entgegnete sie schockiert. „Ich habe doch wohl nicht …?“
„Nein, hast du nicht.“ Javier lachte. „Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich beeindruckt von deinen Prinzipien. Du warst die erste Frau, die mir jemals einen Korb gegeben hat.“
Insgeheim klopfte Emelia sich selbst dafür auf die Schulter. Bestimmt war es ihr nicht besonders leicht gefallen – bei diesem Traummann! „Das hat mich dann wohl in deinen Augen zu einer Herausforderung gemacht? Eroberungsdrang?“
Sein Lächeln war rätselhaft und hintergründig. „Nicht aus den Gründen, die du vermutest.“
Ihr Blick wanderte wieder zu dem Hochzeitsbild. „Ich nehme an, wir haben nicht bis zur Hochzeitsnacht gewartet?“
„Nein.“
Obwohl sie sich nicht darauf besinnen konnte, wann sie sich diesem rassigen Spanier hingegeben hatte, war ihr doch eines klar: Wenn er damals denselben Effekt auf sie ausgeübt hatte wie heute, konnte es nicht lange gedauert haben. Wie schrecklich, sich an all das nicht mehr erinnern zu können!
Emelia seufzte, und es klang beinahe wie ein trockenes Schluchzen.
Behutsam legte Javier ihr eine Hand auf die Schulter. „Sei nicht traurig, querida .“
Seine verständnisvolle Geste war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Kraftlos ließ Emelia sich gegen seine breite Schulter sinken und schlang ihre Arme um ihn, bevor sie in Tränen ausbrach. Hemmungslos weinte sie sich aus, und merkte erst nach einer Weile, dass die Nähe zu Javier auch eine durchaus erotische Wirkung auf ihren Körper und ihren Geist hatte.
„Schsch, mi amor!“ , raunte er. „Reg dich nicht auf! Nicht weinen!“
Sie schluckte mehrmals. „Ich will mich aber erinnern“, sagte sie verzweifelt. „Ich will mich an alles erinnern. Welche Frau weiß schon nicht mehr das Geringste von ihrer eigenen Hochzeit? Wie soll ich denn weiterleben, wenn mir so wichtige Teile meines Lebens fehlen?“
Javier strich ihr die hellen Haare aus dem Gesicht und streichelte sachte ihre tränenüberströmte Wange. „Ganz bestimmt hast du auch ein paar Sachen vergessen, die es nicht wert sind, in Erinnerung gerufen zu werden. Hast du daran schon einmal gedacht? Das ist doch etwas Positives, oder nicht?“
Dann reichte er ihr ein Taschentuch und wartete, bis Emelia sich die Augen abgetupft und die Nase geputzt hatte.
„Was sollte ich wohl vergessen wollen?“, fragte sie etwas verwirrt.
Ausweichend zuckte Javier die Achseln. „Keine Ehe ist perfekt, ganz besonders am Anfang nicht. Wir haben von Zeit zu Zeit gestritten, und manche Auseinandersetzungen waren ziemlich hitzig. Vielleicht ist es ganz gut, wenn sie nun endgültig der Vergangenheit angehören.“
Erfolglos versuchte Emelia, in seinem Gesicht abzulesen, worauf er anspielte. „Worüber haben wir gestritten?“
„Ach, die üblichen Dinge. Meistens ging es um Kleinigkeiten, die dann unnötig aufgebauscht wurden.“
Fragend legte sie den Kopf schief. „Und wer war für gewöhnlich der Erste, der sich entschuldigt hat?“
Es folgte eine kleine Pause. „Ich bin nicht gerade gut darin, Fehler zuzugeben. Vermutlich schlage ich doch mehr nach meinem Vater, als mir lieb ist.“
„Wir haben alle unseren Stolz.“
„Wie wahr, wie wahr.“ Mit großen Schritten durchquerte er den Raum und öffnete die Tür zu einem begehbaren Schrank. „Deine Kleider sind alle hier drin. Deine Reisetasche, die du mit nach London genommen hast, hat allerdings den Unfall nicht überlebt.“
Sprachlos bestaunte Emelia die unzähligen Reihen von sauber zusammengefalteten Kleidungsstücken, zahllose Körbchen und Schubladen mit Unterwäsche, Accessoires und Kleinigkeiten, diverse Schuhregale und Kleiderhaken mit Handtaschen in allen möglichen Farben und Formen, Designerstücke und extravagante High Heels!
Habe ich etwa all diese Sachen getragen? wunderte sie sich, und in diesem Moment fielen ihr die vielen leeren Fächer auf der anderen Seite des kleinen Raumes auf. „Wo sind all deine Sachen?“
„Ich habe Aldana gebeten, vorerst alles in ein anderes Schlafzimmer zu bringen.“
Bei Emelia mischten sich Erleichterung und Enttäuschung. Die Erleichterung konnte sie sich einfach erklären, aber warum sie ebenfalls enttäuscht reagierte, war ihr ein Rätsel.
Javier schien die Situation zwischen ihnen etwas auflockern zu wollen. „Hast du nicht selbst behauptet, du würdest nicht gleich mit praktisch fremden Männern ins Bett gehen?“
Ihr war nicht ganz klar, ob sie
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