Julia Extra Band 0328
Wahrscheinlich ist sie nur überlastet. Für Logan – ich meine, für Mr. Black – zu arbeiten ist bestimmt kein Zuckerlecken.“
Nachdenklich schüttelte Maeve den Kopf. „Ich kenne sie seit zwei Jahren, und irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl. Besser, du siehst dich vor. Bis später.“ Mit einem vielsagenden Blick ging sie davon.
Sally sah ihr nach, dann legte sie schulterzuckend die erste von Marias Disketten ins Laufwerk.
Der restliche Tag verlief ereignislos, bis Logan sich kurz vor Büroschluss telefonisch bei ihr meldete. „Bitte entschuldigen Sie, dass es so lange gedauert hat. Wäre Ihnen morgen Abend für die zweite Tanzstunde recht?“
Wieder war Sally versucht, eine Ausrede zu erfinden, doch aus zwei Gründen tat sie es dann doch nicht. Erstens ging ihr lügen ganz allgemein gegen den Strich, und zweitens hatte sie Mitleid mit ihm. Sich selbst tat sie damit zwar keinen Gefallen, aber er hatte die Extrastunde bitter nötig.
„Gern, Mr. Black. Morgen Abend passt mir gut.“
Die zweite Tanzstunde war ein Desaster.
Eigentlich hätte sie einfacher sein sollen, immerhin kannte er inzwischen die Schritte. Zudem trug Sally diesmal Jeans und ein langärmeliges T-Shirt, der Kontakt mit ihrer seidigen Haut blieb ihm also erspart. Aber selbst in dieser Aufmachung fand er ihre Nähe viel zu verwirrend. Durch das dünne Material spürte er jede Bewegung ihres geschmeidigen Körpers. Außerdem stieg ihm ihr betörender Duft in die Nase, und als wäre das nicht genug, hatte er diese einladend weichen Lippen ständig vor Augen.
Am schlimmsten war, dass sie wegen seiner Ungeschicklichkeit immer wieder versehentlich zusammenstießen. Diese kurzen Berührungen waren für ihn Genuss und Qual zugleich. Lange hielt er das nicht mehr aus.
Bisher war Sex für ihn nie ein Problem gewesen – wenn eine Frau ihm gefiel, ging er mit ihr ins Bett. Und da er nur mit Frauen ausging, die nicht an feste Bindungen, sondern an Karriere dachten, hatte es bisher auch nie Komplikationen gegeben.
Jemandem wie Sally war er bisher nicht begegnet.
Sally … Liebenswert, warmherzig und gefährlich verführerisch.
Instinktiv wusste er, dass er sie nach dem ersten Mal nicht mehr gehen lassen würde. Und das ließ sich mit dem Konzept seines Fünfjahresplans nicht vereinbaren.
„Sie müssen mit dem Körper führen, Logan, nicht mit den Füßen.“
Er fing an zu schwitzen. Wenn er mit dem Körper führte, kam es unweigerlich zu Zusammenstößen. Abstand halten war sicherer.
„Nach links schauen, sonst verlieren Sie die Richtung.“
Gehorsam schaute er nach links und wirbelte so leichtfüßig wie möglich mit ihr durch den Saal.
„Machen Sie nicht so ein ernstes Gesicht! Beim Tanzen lächelt man.“
„Ich kann nicht.“
Zum Glück endete die Musik, und Sally blieb stehen. „Das war doch schon sehr schön“, lobte sie.
„Finden Sie?“
„Oh ja. Ich glaube, den Walzer können Sie jetzt.“ Sie ging zu dem Stereogerät hinüber und nahm die CD aus dem Laufwerk. „Haben Sie schon darüber nachgedacht, was Sie als Nächstes lernen möchten?
„Nächstes?“
„Sie können doch nicht den ganzen Abend nur Walzer tanzen.“
„Aber ich habe doch nur den einen Tanz mit Diana Devenish.“
„Und den Rest der Zeit wollen Sie dastehen und zusehen?“
„Warum nicht?“
„Weil man auf einem Ball tanzt und nicht zuschaut. Ihre Begleiterin erwartet mit Sicherheit, dass Sie sie auffordern.“
Richtig, die Begleiterin. Carissa hatte ihn letzte Woche daran erinnert, dass die Zeit langsam knapp wurde. Wen sollte er einladen? Keine seiner weiblichen Bekannten erschien ihm geeignet. Wenn das Ganze doch nur schon vorbei wäre!
Derweil hatte Sally auf Radio umgeschaltet und drehte an den Knöpfen, um etwas Geeignetes zu finden. Im nächsten Moment schallte ein rhythmischer Beat aus dem Lautsprecher. Sie drehte sich um und lächelte spitzbübisch. „Wie wär’s mit ein bisschen Discomusik zum Auflockern? In Nachtklubs gehen Sie doch, oder?“
„Hin und wieder. Sind Sie sicher, dass sie so etwas auf dem Ball spielen werden?“ Er musste die Stimme heben, um die Musik zu übertönen.
„Ziemlich sicher. Schließlich leben wir nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert.“ Mit Armen und Hüften schwingend, tänzelte sie auf ihn zu. „Dann zeigen Sie mal, was Sie können, Mr. Black.“
Sie war entzückend, so anmutig und voller Leben. Am liebsten hätte Logan ihr zugeschaut, aber sie winkte mit ausgestreckten Armen. „Na los! Es
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