Julia Extra Band 0328
Ihnen kalt? Hier …“ Er zog das Jackett aus und legte es ihr um die Schulter.
Das Futter verströmte noch die Wärme und den angenehmen Duft seines Körpers. Augenblicklich lief Sally ein Prickeln über die Haut. „Danke“, wisperte sie.
Als eilige Schritte hinter ihnen näher kamen, legte ihr Logan fürsorglich den Arm um die Schultern und zog sie näher. Sally wurden die Knie weich; insgeheim atmete sie auf, als sie kurz danach auf dem Parkplatz ankamen und stehen blieben.
„Behalten Sie es an“, sagte er, als sie das Jackett abstreifen wollte. Er beugte sich vor, um die Wagentür aufzumachen, und plötzlich war sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt.
Ihr Herz fing an zu hämmern. Sie sahen sich an, eine Sekunde, dann noch eine … Sein Blick glitt weiter hinab zu ihren Lippen, die sich wie von selbst öffneten. Jetzt, dachte sie, jetzt wird er mich küssen.
„Sally …“ Seine Augen waren noch dunkler als sonst. Er hob eine Hand, als wolle er sie berühren.
Sie hielt den Atem an und wartete mit jeder Faser ihres Körpers auf den Kuss.
Aber dann ließ er die Hand wieder sinken, und etwas wie Bedauern – oder war es Trauer? – flackerte in seinen Blick und erlosch. Er murmelte etwas, das sie nicht verstand, und trat einen Schritt zurück.
Zutiefst gedemütigt wandte Sally sich ab, dann stieg sie ein und zog die Tür schnell hinter sich zu. Tränen brannten ihr in den Augen.
Was erwartete sie? Natürlich würde er sie nicht küssen, nachdem sie sich den ganzen Abend gegenseitig versichert hatten, dass von einem Date nicht die Rede war.
Keiner sprach während der Fahrt zu ihrem Haus. Als sie ankamen, begleitete er sie bis zum Eingang. Sie zog das Jackett aus und reichte es ihm. „Danke für den schönen Abend, Logan.“
„Nein, ich muss mich bedanken, Sally.“ Er wandte sich ab und ging zum Auto zurück, blieb aber auf halbem Weg noch einmal stehen. „Leider habe ich meinen Terminkalender für die kommende Woche nicht im Kopf. Wenn es recht ist, gebe ich Ihnen Montag wegen der nächsten Tanzstunde Bescheid.“
Besäße sie auch nur ein Körnchen Verstand, würde sie jetzt eine Ausrede erfinden, um ein neuerliches Treffen zu vermeiden. Aber das brachte sie nicht fertig, obwohl sie wusste, dass ihre Gefühle für ihn sinnlos waren. Und dann war da auch noch das feudale Dinner, das er spendiert hatte.
„In Ordnung“, sagte sie leise. „Etwas mehr Praxis tut Ihnen sicherlich gut. Dann also bis Montag. Und …“, sie schluckte, „… schönes Wochenende.“
„Danke, Sally. Ihnen auch.“
Darauf, dachte sie, brauche ich mit Sicherheit nicht zu hoffen.
Natürlich dachte sie die ganze Zeit nur an ihn und den verhinderten Kuss. Um sich abzulenken, lud sie Anna und die Kinder am Sonntag zum Mittagessen ein. Danach gingen sie in den Park unten am Hafen, wo Rose und Oliver sich auf dem Spielplatz vergnügten. Anschließend fütterten sie gemeinsam die Enten am Teich. Obwohl Sallys Gedanken immer wieder zu dem anderen Teich zurückkehrten, in dem Logan ein Bad genommen hatte, half es ein wenig. Schließlich ging auch der Sonntag zu Ende.
Das Handy am Ohr eilte Logan Montagmorgen mit einem Kopfnicken in Sallys Richtung am Empfang vorbei. Sie schluckte ihre Enttäuschung hinunter – was hatte sie erwartet? Einen Kuss zur Begrüßung?
Maeve dagegen war nicht in Eile. Sie berichtete so ausführlich von ihrem romantischen Wochenende mit dem jungen Geologen, dass Sally fast grün vor Neid wurde.
Die Freundin beschrieb gerade in allen Einzelheiten das traumhafte Hotel, in dem sie und ihr Freund übernachtet hatten, als Maria Paige angerauscht kam. Ohne Maeve eines Blickes zu würdigen, legte sie einen Stapel Disketten auf den Schreibtisch. „Würden Sie die bitte als Dateien auf Ihrem Rechner speichern, Sally Darling?“
Darling? Von wegen! Maria war nicht berechtigt, ihr Aufträge zu erteilen, davon stand nichts in der Stellenbeschreibung. Andererseits wollte sie sich Logans Assistentin auch nicht zur Feindin machen.
Maria lächelte dünn. „Schauen Sie nicht so besorgt drein. Es handelt sich lediglich um ein Back-up, falls mein Rechner abstürzt.“
„In Ordnung. Ich kümmere mich sofort darum.“
Die Assistentin nickte nur und stelzte davon.
Als sie außer Hörweite war, bemerkte Maeve trocken. „An deiner Stelle wäre ich vorsichtig, meine Kleine.“
„Wie meinst du das?“
„Dass ich der Person nicht über den Weg traue.“
„Jetzt übertreibst du aber.
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