Julia Extra Band 0328
oder draußen in einer verlassenen Oase liebte.
„Ich glaube nicht, dass du es verstehst“, sagte er betont langsam. Er kroch auf Händen und Knien auf sie zu, während er ihren Blick festhielt. „Ich möchte, dass du mit mir kommst, Jessa. Ich bestehe darauf.“
„Du bestehst darauf …?“, hauchte sie. Farbe kehrte in ihre Wangen zurück und färbte sie heiß und rot. Ihre Augen glühten.
Er würde sie niemals wieder gehen lassen. Niemals.
„Ich bin der König“, sagte er und zog sie wieder an sich.
14. KAPITEL
„Ich werde nicht von dir verlangen, dein Wort zu halten“, sagte Jessa am folgenden Morgen, als sie beim Frühstück saßen. „Dass ich dir nach Nur folgen soll.“
Der Morgen war hell und verhältnismäßig warm für Paris im Herbst. Tariq hatte das Frühstück auf dem abgeschiedenen Balkon außerhalb ihres Schlafraums servieren lassen. Jessa sah gut aus, das wusste sie, und sie fühlte sich gut. Wie der lebende Beweis dafür, nicht mehr das schwärmerische, naive Mädchen zu sein, das er einst zurückgelassen hatte.
„Ach nein?“ Er sah nicht einmal von den Papieren hoch, die er gerade studierte. Die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich warnend auf.
„Natürlich nicht“, antwortete sie und spürte, wie Wut in ihr aufstieg. Zumindest sollte er ihr seine Aufmerksamkeit schenken, wenn sie einen Schritt auf ihn zuging. Ihr war klar, dass nur mehr wenig von dem bleiben würde, was ihr Leben ausmachte, wenn sie ihm nach Nur folgte. Sie wäre hoffnungslos verloren. „Ich habe ein eigenes Leben, in das ich zurückkehren muss.“
„Wenn du nicht willig bist, mich in mein Land zu begleiten, dann sag es klar und deutlich“, entgegnete er gleichmütig. „Aber tu bitte nicht so, als ob du mich edelmütig von einer Verpflichtung befreien wolltest. Wenn ich nicht möchte, dass du mit mir kommst, würde ich dich nicht dazu einladen.“
„Ich wollte nicht …“, begann sie, sehr viel stärker verunsichert, als ihr lieb war.
„Wir verlassen Paris morgen früh“, sagte er und erhob sich. Falten zeigten sich auf seiner Stirn. „Du musst dich entscheiden.“
„Entscheiden?“, kam ihr Echo. Ihr Herz klopfte wie wild gegen die Rippen. „Was soll ich entscheiden?“
„Ob du aus freien Stücken mitkommen willst“, erklärte er mit leuchtenden Augen, „oder ob ich dich einfach entführe.“
„Du kannst mich doch nicht entführen!“ , rief sie atemlos. Doch ihr Körper dachte anders. Zwischen ihren Beinen spürte sie wieder diese Hitze, als würde er sie dort mit seinen Händen und Fingern berühren.
„Wenn du meinst“, sagte er.
Es war erstaunlich. Zur gleichen Zeit fühlte sie sich klein, sicher und aufgehoben – und sie spürte noch etwas ganz anderes: Sie war sein.
Er wollte sie nach Nur mitnehmen.
Sicher, sie freute sich darüber. Zumindest bedeutete es, dass er diese Idylle, die sie hier in Paris erlebt hatten, genauso wenig aufgeben wollte wie sie selbst. Doch so einfach war es natürlich nicht. Es musste einen ganz anderen Hintergrund haben.
Jessa durfte nicht zulassen, dass er sie nach Nur mitnahm. Sie durfte nicht weiter mit ihm zusammenbleiben. Es gab wahrhaftig Hunderte triftiger Gründe, so rasch wie möglich nach York aufzubrechen.
Ich liebe ihn.
Hatte sie ihn schon immer geliebt? Hatte sie je aufgehört, ihn zu lieben?
Sie würde mit ihm überall hingehen, obgleich sie wusste, dass es ihr das Herz brechen würde, wenn er irgendwann eine andere Frau, eine passendere als sie, heiraten würde. Doch eigenartigerweise berührte sie dieser Umstand weit weniger, als es angebracht gewesen wäre. Sie wusste nun, dass sie ihn von Anfang an geliebt hatte. All die Jahre. Und es war sinnlos, sich etwas anderes einreden zu wollen. Und genauso sinnlos war ihr Versuch, den ersten Schritt zu machen und ihn als Erste zu verlassen. Warum sollte sie die Zeit, die ihr mit ihm blieb, nicht einfach genießen?
Jessa erhob sich und sah aus dem Fenster. Er musste sie nicht einmal lieben. Sie liebte ihn für zwei. Jeremy liebte sie mehr, als sie je geglaubt hatte, ein anderes Wesen lieben zu können. Und doch hatte sie ihn weggegeben. Aber mit jedem Atemzug und jeder Träne war sie mehr und mehr zu dem Schluss gekommen, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Sie wurde gefordert, und es machte sie stark.
Sie wusste, sie würde auch stark sein können, wenn es um Tariq ging.
Wenige Tage später kam Tariq verfrüht von einem Meeting zurück. Zornig.
„Sag mir endlich,
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