Julia Extra Band 0328
niedriger Temperatur getrocknet. Die Gnocchi sind hier allerdings ebenso gut.“
Victoria überlegte kurz und entschied sich dann für Bigoli mit gedünstetem Fisch. Als der Kellner die Bestellung aufgenommen und sich zurückgezogen hatte, studierte sie weiterhin hochkonzentriert die Menükarte, während Antonio sie nachdenklich betrachtete.
Die oberen Knöpfe ihrer Bluse standen offen, etwas das für seine zurückhaltende Frischangetraute sehr ungewöhnlich war, wie er inzwischen wusste. Vielleicht hatte sie sich so eilig umgezogen, dass sie vergessen hatte, sie zu schließen. Er konnte die weiße Spitze ihres BHs sehen, und es wirkte ungemein sexy, sodass er sich fragte, was sie wohl noch unter der formlosen Kleidung versteckte.
Victoria hatte heute etwas Farbe abbekommen, was ihrer zarten Haut einen sanften Goldton verlieh, und das schimmernde dunkle Haar hatte sich größtenteils aus dem strengen Knoten befreit.
Sie schaute kurz auf, begegnete seinem Blick und senkte hastig die Lider. „Die Speisekarte ist sehr interessant.“
„Tatsächlich?“ Antonios Stimme klang amüsiert und eine Spur sarkastisch.
„Nein, wirklich. Sobald ich auf ausgefallene Gerichte und gute Rezepte stoße, bin ich völlig fasziniert. Es ist eine Art …“
„Berufskrankheit? Jeder Italiener empfindet genauso wie du. Allerdings widmen wir uns nicht nur unserem Essen mit Leidenschaft …“, murmelte er gedehnt.
Victoria lachte. „Das habe ich bereits läuten hören.“
„Und was genau hast du gehört?“
„Na ja, dass ihr auch ausgesprochen fußballbegeistert seid“, erklärte sie hastig und errötete.
„Das sind wir allerdings, neben anderen Dingen …“
Zum Glück brachte der Kellner in diesem Moment eine Platte mit Antipasti und dazu frisch gebackenes, duftendes Ciabatta.
„Da du so interessiert an neuen Rezepten bist, solltest du unbedingt die Spezialität des Küchenchefs probieren, die giardinara “, empfahl Antonio.
„Was ist das?“
„Verschiedene Gemüse, klein geschnitten und eingelegt in einer pikanten Marinade. Hier …“ Er schnitt eine Scheibe von dem warmen Hefebrot ab, gab mit der Gabel etwas von dem Gemüsemix darauf und reichte es Victoria über den Tisch. Sie probierte und verdrehte entzückt die Augen.
„Mmm, absolut köstlich!“
„Was wir essen, sollte so sein wie das Leben selbst, findest du nicht?“, fragte Antonio überraschend ernsthaft. „Es muss alle Sinne ansprechen.“
Ihre Blicke trafen sich.
„Weißt du eigentlich, dass ich noch niemand so reizend habe erröten sehen wie dich?“, fragte er sanft.
Victorias Wangen verfärbten sich noch mehr. „Ich merke sehr wohl, dass du mit mir flirtest, Antonio!“, erwiderte sie streng. „Aber ich glaube, das fällt euch Italienern so leicht wie das Atmen, habe ich recht?“
„Einigen wenigen von uns bestimmt“, gab er schmunzelnd zu.
Victoria lächelte unwillkürlich und versuchte, ihn nicht zu mögen und auf keinen Fall seinem Charme zu erliegen. Doch als nach dem Hauptgang der Kellner an ihren Tisch kam, um zu fragen, ob er ihnen noch etwas bringen könne, fiel ihr auf, dass sie sich die ganze Zeit über nichts Besonderes unterhalten und dabei köstlich amüsiert hatten.
Antonio schaute auf seine Uhr. „Ich befürchte, ich muss wieder an meine Arbeit.“
„Oh, ich muss auch los!“, stellte Victoria bestürzt fest. „Nathan wird sich wundern, wo ich so lange bleibe.“
„Ich werde meinen Chauffeur anweisen, dich nach Hause zu bringen“, erklärte Antonio und bat den Kellner um die Rechnung.
„Das ist nicht nötig“, wehrte Victoria hastig ab. „Kann ich von hier aus nicht mit dem Bus oder einem Taxi fahren?“
Antonio lachte ehrlich amüsiert. „Warum sollte die Frau eines Multimillionärs so etwas tun?“
„Vielleicht, weil sie ihre Unabhängigkeit liebt?“, kam es trotzig zurück.
Sein Lächeln schwand. „Verzeih, aber du wirst mit Alberto vorliebnehmen müssen. Der Wagen ist spätestens in fünf Minuten hier.“
Achtlos zuckte sie mit den Schultern. „Okay, danke.“
Wenig später fuhr die Limousine vor.
Mit Victorias Einkäufen bewaffnet ging Antonio auf den Wagen zu und übergab die Tüten seinem Chauffeur. „Wir sehen uns dann Morgen Abend in Venedig“, informierte er seine Frau.
„Du kommst heute nicht nach Hause?“
Er schüttelte den Kopf. „Durch meine Australienreise ist so viel Arbeit liegengeblieben, dass ich die halbe Nacht arbeiten muss. Da ist es einfacher, in meinem
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