Julia Extra Band 0328
großzügig zeigen wollte?
Angel stand an der Tür zu einem Raum im hinteren Teil der Villa und schüttelte ungläubig den Kopf. Das also schaffte man mit grenzenlosem Reichtum: eine hochmoderne Werkstatt, innerhalb von wenigen Tagen.
Sie betrat den Raum und berührte ehrfürchtig den Holztisch, auf dem all die notwendigen Utensilien lagen, die sie Leo aufgeschrieben hatte. Ein schmerzhafter Stich schoss ihr durch die Brust, weil sie wusste, dass Leo all das wieder entfernen würde, wenn sie fertig war.
„Gefällt es dir nicht?“
Angel wirbelte herum, die Hand flog zu ihrer Brust. „Du hast mich zu Tode erschreckt! Ich hab dich gar nicht kommen gehört.“
„Du siehst aus, als sei jemand gestorben. Also muss ich doch annehmen, dass deine Werkstatt dir nicht gefällt.“
Angel schüttelte den Kopf, entsetzt darüber, dass er ihren Gefühlsaufruhr bemerkt hatte. „Nein, sie gefällt mir sehr.“ Rasch wandte sie sich ab, um nicht noch mehr von ihrer Verletzlichkeit preiszugeben. „Du musst ein Vermögen dafür ausgegeben haben.“
Als sie sich wieder unter Kontrolle hatte, drehte sie sich zu Leo um und sah, wie er die Schultern zuckte. „Ich habe einfach angeordnet, dass das Beste gekauft wird.“
Seine Gleichgültigkeit tat ihr weh. „Das ist wirklich das Beste. Ich hoffe nur, es hat nicht zu viel gekostet, weil das alles ja bald wieder entfernt wird.“
Einen langen Augenblick schwieg er, ehe er sagte: „Darum musst du dir keine Sorgen machen.“
Ein Gefühl von Enttäuschung stieg in Leo bei ihrer beiläufigen Bemerkung auf. Sie stand da, in Jeans und T-Shirt und sah so verführerisch aus, dass er sich ganz schwach fühlte. Er hörte, wie er barsch hinzufügte: „Nicht dass du wegen Ari Levakis auf falsche Gedanken kommst. Er ist ein glücklich verheirateter Mann.“
Als er den Ausdruck völligen Unverständnisses auf Angels Miene bemerkte, hätte er sich für seine Worte am liebsten geohrfeigt. Doch dass Ari sich so offensichtlich für Angel erwärmt hatte, bekräftigt durch den Auftrag an sie, hatte ihm in der vergangenen Nacht seltsam düstere Gedanken beschert.
Er erinnerte sich an Angels glückliches Gesicht, als sie von dem Treffen in Aris Büro zurückgekommen war. Sie hatte gesummt. Doch kaum hatte sie ihn entdeckt, wurde sie spürbar wachsam.
Leo hatte sie in sein Arbeitszimmer gezogen und sie auf dem Schreibtisch genommen, wie ein hormongesteuerter Teenager.
Jetzt sah sie ihn nur an. Verletzt?
„Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass Ari ein glücklich verheirateter Mann ist. Er wird mir sicher keinen zweiten Blick schenken, genauso wenig wie du mir glauben wirst, dass ich dich nicht bestohlen habe.“
Sie hörte sich seltsam resigniert an. Beinahe geschlagen.
Als sie später am Abend von einer Restauranteröffnung zurückkamen, fühlte Angel sich erschöpft. Die kurze Auseinandersetzung in ihrer Werkstatt hatte ihr mehr zugesetzt, als sie zugeben wollte. Warum konnte Leo ihr nicht vertrauen? Außerdem dachte sie an Delphis Hochzeit, die kurz bevorstand, und wie wichtig es war, dass jetzt nichts mehr schief ging. Sich zu verteidigen war sinnlos. Sie war wütend, dass sie es überhaupt wollte. Als würde Leo ihr je eine andere Seite von sich zeigen. Er hatte sie verurteilt, und das nur wegen ihres Namens.
Oben an der Treppe sah Leo sie an. „Geh zu Bett, Angel. Ich muss noch einige Anrufe nach New York machen und werde für ein paar Stunden beschäftigt sein.“
Angel nickte und ignorierte die Enttäuschung, die in ihr aufstieg. Ehe sie sich abwandte, meinte sie: „Ich werde morgen den ganzen Tag mit meiner Schwester unterwegs sein. Wir wollen uns nach Kleidern umsehen.“
Und dann fügte sie zögernd hinzu: „Ich habe mich noch gar nicht dafür bedankt, dass du dafür gesorgt hast, dass Delphi so schnell heiraten kann.“
Leos Gesicht war beschattet, sodass Angel nicht in seiner Miene lesen konnte, als er entgegnete: „Das war doch Teil unserer Abmachung.“
Angels Mund fühlte sich taub an. „Natürlich.“ Damit drehte sie sich um und verschwand in ihr Schlafzimmer.
Leo wusste, dass die Anrufe sehr wichtig waren und dass der gesamte Vorstand in diesem Moment darauf wartete, dass er sich mit ihm in Verbindung setzte. Aber er konnte Angels Gesicht nicht vergessen. Die tiefen dunklen Schatten, die er unter ihren Augen bemerkt hatte. Und das ständige Auf und Ab der vergangenen Tage und Nächte, in denen alles auf den Kopf gestellt war. Und wo nur eines einen Sinn ergab:
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