Julia Extra Band 0328
verlassen hast, Angel Kassianides, bin ich in ein dunkles Loch gefallen.“
Angel sah ihn an, gegen ihren Willen wie hypnotisiert. „Wirklich?“
Leo nickte und verzog das Gesicht. „Nachdem ich deinen Zettel gefunden hatte, habe ich die Werkstatt kurz und klein geschlagen. Dann bin ich für einen Monat nach New York zurück und habe viel Zeit in einer schäbigen irischen Bar verbracht.“
Er lachte freudlos auf. „Danach dachte ich, dass ich über dich hinweg sei, obwohl ich nicht mal eine andere Frau angesehen habe. Stattdessen habe ich Calista zur Verzweiflung gebracht, einige Angestellte gefeuert, und inzwischen sprechen Ari und Lucy auch nicht mehr mit mir.“
Angel schnappte nach Luft. „Das gibt’s doch nicht!“
„Erst nach diesen qualvollen zwei Monaten konnte ich mir eingestehen, dass du lieber gehen wolltest, als bei mir zu bleiben“, fuhr er fort.
Angel hatte das Gefühl, einen Schritt ins Leere zu machen. „Aber du hast mich nicht gebeten zu bleiben. Du hast mir nur gesagt, was du mir geben würdest, wenn ich bleibe. Es war an eine Bedingung geknüpft.“
Als er sie jetzt ansah, bemerkte sie Verletzlichkeit in seinem Blick. „Ich hatte nicht den Mut dazu, weil ich schreckliche Angst hatte, du könntest Nein sagen. Deshalb habe ich geglaubt, dass mir nur der Weg bleibt, dich zu zwingen.“
Angel schüttelte den Kopf. Etwas sehr Zerbrechliches keimte in ihrem Herzen auf. „Um ehrlich zu sein, würde ich es wohl jetzt noch genauso machen.“ Sie spürte, wie Leo sich bei ihren Worten wieder in sich zurückzog. Deshalb nahm sie schnell seine Hand und legte sie auf ihr Herz.
„Nicht, weil ich nicht bleiben will. Sondern weil ich mir zu sehr wünsche zu bleiben.“ Sie spürte Tränen in sich aufsteigen. Doch sie konnte es nicht länger für sich behalten. Nicht mit dem Baby, das in ihr heranwuchs. „Ich liebe dich, Leo. Deshalb hätte ich es nicht ertragen, dass du meiner überdrüssig wirst und dir eine neue Geliebte nimmst. Oder eine Frau.“
Leo gab ein Stöhnen von sich, wie ein Mann in der Todeszelle, der in letzter Minute begnadigt wird. Er zog Angel fest in seine Arme. Ein Schluchzen stieg in ihr auf, und Leo fuhr mit den Daumen über ihre Wangen, um ihre Tränen fortzuwischen.
„Ach Angel, meine süße Angel. Bitte nicht weinen. Du darfst nicht weinen, weil ich noch einmal hören will, was du eben gesagt hast.“
Zwischen Schluchzern brachte sie hervor: „Ich … liebe … dich. Und ich bin … sehr glücklich, dass ich … dein Kind in mir trage.“
Leo zog sie noch fester an sich. „Ich auch …“
Eine Weile schwiegen sie, ehe Leo sagte: „Angel, was du damals im Büro gehört hast …“ Beschämt verzog er das Gesicht. „Ich war ein richtiger Feigling. Die Wahrheit ist, dass ich dich wollte, seit ich dich am Pool gesehen habe.“ Er schluckte. „Als ich dich dann in meinem Büro erwischte, kam all das wieder hoch, was deine Familie meiner angetan hat. Das hat alles verändert.“
Er schüttelte den Kopf. „Das soll natürlich keine Entschuldigung sein, aber ich war entschlossen, alles zu tun, um dich an mich zu binden.“ Er fasste ihre Hand und küsste sie. „Als Ari damals mit mir über dich sprach, hat er einen wunden Punkt bei mir getroffen. Mir war gerade klar geworden, dass ich mehr für dich empfinde als nur Verlangen. Dabei hatte ich Gefühle immer ausgeblendet, aus Angst, daran zu zerbrechen, wie es mir als Kind widerfahren ist. Ich war unfähig, all das auszudrücken, und als er dich in Schutz nahm, habe ich verbal zugeschlagen, weil ich eifersüchtig war.“
Er legte seine Hände wieder auf ihren Bauch. „Die Tränen meiner Kindheit waren nichts, verglichen mit der Vorstellung, ohne dich leben zu müssen, Angel. Ich liebe dich, und ich liebe dieses Baby. Ich möchte, dass du mit mir nach Hause kommst und meine Frau wirst.“
Sie öffnete den Mund, doch er hielt sie zurück, als ahnte er, was kommen würde.
„Nicht deshalb, weil du schwanger bist.“ Er beugte sich hinab und drückte sanft einen Kuss auf ihren Bauch, ehe er wieder hochschaute. „Sondern weil ich ohne dich nicht mehr leben kann. Und wenn du nicht mit zu mir kommst, ziehe ich zu dir, denn ich werde nie wieder von deiner Seite weichen.“
Angel nahm Leos Gesicht in die Hände. Ihr Herz quoll über vor Liebe. „Seit du damals aus dem Pool gestiegen bist, gehört mein Herz nur dir. Bitte frag mich noch einmal.“
„Ach, Angel, ich habe dich so vermisst …“ Leos Augen strahlten.
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