Julia Extra Band 0330
Fletcher reden zu hören. Sie schwärmte in den höchsten Tönen von ihrem Verlobten, beinahe so, als wäre sie wirklich aufrichtig verliebt in ihn. Echte Liebe?
Die Vorstellung verursachte bei Daniel Übelkeit. Frustriert ließ er sich das Wasser übers Gesicht laufen und hasste den Umstand, dass er seiner Schwester wehtun musste. Aber es geschah zu ihrem Besten, auch wenn sie das vermutlich nicht einsehen würde. Niemand wusste genau, wozu Fletcher fähig war, und eines Tages würde Moni ihrem Bruder sogar dankbar sein. Ganz bestimmt.
Wie vermutet war Monica außer sich vor Freude über die großzügige Geste ihres Bruders. Bei Jake lagen die Dinge ein wenig anders.
„Sieht aus, als hätten wir keine andere Wahl“, meinte er seufzend zu Sophie. „Monica schwebt im siebten Himmel, wie könnte ich da Nein sagen?“
Sie schluckte, aber irgendwo in ihrem Herzen, in einer höchst verbotenen Zone, regte sich sogar Vorfreude über diese Wendung. Fand sie es tatsächlich selbst aufregend, die Hochzeitsfeier ab jetzt mit Daniel gemeinsam zu planen?
Er konnte mit nur einem Blick ihr Herz zum Rasen bringen, und das Geständnis, er würde sie begehren, ließ Sophie keine Ruhe mehr. Ihre Abenteuerlust war geweckt.
„Was mich aber echt überrascht“, fuhr ihr Bruder fort, „ist Daniels plötzliche Hilfsbereitschaft. Damit habe ich nie im Leben gerechnet.“
Tja, mit dieser Einstellung stand Jake nicht allein da. An einem einzigen Tag war Sophie Zeuge von Daniels erstaunlicher Kehrtwendung geworden. Zuerst benahm er sich wie ein wild gewordener Bulle und wollte um jeden Preis die gesamte Trauung verhindern, dann bot er sich plötzlich dafür an, die Feier in letzter Sekunde zu retten. Jake blieb natürlich nichts anderes übrig, als resigniert zuzustimmen.
„Was ist eigentlich zwischen euch beiden vorgefallen?“, wollte Sophie wissen. „Der übliche Konkurrenzkampf zwischen Schulkameraden kann es wohl kaum sein. Daniels Reaktion heute Morgen war wirklich extrem.“
Ein langer Seufzer am Ende der Leitung. „Darüber würde ich lieber nicht am Telefon reden, Sophie. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich die ganze Geschichte überhaupt kenne. Eigentlich hatte ich gehofft, ich könnte mich mit Daniel aussöhnen, bevor wir nach Hawaii fliegen, aber er hat auf meine Anrufe nicht reagiert.“
„Vielleicht solltest du über Cairns zurückfliegen, dann können wir noch vor der Hochzeit alles klären. Es wäre in jedem Fall besser, so früh wie möglich alte Konflikte zu beseitigen.“
„Da hast du wohl recht. Du, wir müssen los. Wir haben uns für einen Surfkurs eingetragen. Ach, warte mal. Monica will noch etwas sagen.“
Nach kurzer Pause meldete sich die zukünftige Braut. „Sophie? Ich wollte mich noch bei dir bedanken, dass du dort bist. Daniel erzählte mir, du bleibst bis zur Hochzeit auf Kallista, um dafür zu sorgen, dass alles perfekt wird. Es bedeutet mir so wahnsinnig viel, dass du das auf dich nimmst. Tausendmal danke! Wir sehen uns, sobald wir zurück sind.“
Das Gespräch wurde unterbrochen, bevor Sophie etwas darauf antworten konnte.
Ich soll hier auf der Insel bleiben? schoss es ihr durch den Kopf. Das hatte Daniel seiner Schwester zugesagt? Wann war denn diese Entscheidung gefallen?
Offenbar hatte Sophie sich zu früh bei ihrem Gastgeber entschuldigt. Er nahm die Dinge doch in die eigene Hand und erwartete, dass sich jeder seinen Wünschen willenlos fügte. Und nun saß sie in der Falle, weil Monica sich schon überschwänglich für die aufopferungsvolle Hilfe ihrer Hochzeitsplanerin bedankt hatte. Dieser intrigante Mistkerl!
Andererseits kannte er seine Schwester besser als irgendjemand sonst. Auch seine Vermutung, eine Trauung auf der Insel wäre Monicas größter Traum, hatte sich als richtig erwiesen. Aber was steckte wirklich hinter seinem übergriffigen Verhalten?
Sophie lachte trocken. Sie würde es herausfinden, aber was noch viel wichtiger war: Sie würde diesen Tag für Monica und Jake perfekt gestalten, mit oder ohne Daniel.
8. KAPITEL
Daniel sei in einer dringenden Angelegenheit fortgerufen worden, teilte Millie Sophie wenig später mit. Die Haushälterin zeigte ihr dann ein kleines Büro, in dem Sophie arbeiten konnte, und sorgte dafür, dass sie im Gästezimmer alles fand, was sie für einen längeren Aufenthalt brauchte.
Nach anfänglicher Verärgerung freundete Sophie sich allmählich mit dem Gedanken an, an Ort und Stelle die Planung der Feier zu leiten. Es war doch
Weitere Kostenlose Bücher