Julia Extra Band 0330
wie Daniel zu werden. Inklusive aller Details, inklusive seiner Verlobten.
Es war Jo gewesen, der Daniel aufgefangen und ihm beigestanden hatte, als das Mädchen begraben wurde, das Daniel so geliebt hatte. Jo flößte seinem Freund ein Bier nach dem anderen ein, während Daniel darüber lamentierte, auf welche Art er Fletcher in Stücke reißen würde. Aber Jo überzeugte ihn, dass Fletcher es nicht wert sei, als Daniel irgendwann betrunken genug war, um seine Pläne in die Tat umzusetzen.
Ja, Jo war als loyaler Begleiter stets an Daniels Seite gewesen, und dafür verdiente er ewige Dankbarkeit. „Mir ist klar, dass er mehr fordern wird“, begann Daniel etwas versöhnlicher. „Er weiß besser als jeder andere, wie viel Moni wert ist. Aber ich wette, Miss Turner wird ihn schnell dazu überreden zu kooperieren, damit sie selbst von der Insel verschwinden und sich ihren Anteil abholen kann.“
Es folgte eine kurze Stille. „Dann ist sie noch dort?“
„Sie wird die Insel nicht verlassen, solange Fletcher meine Schwester bei sich hat!“ Sein kompromissloser Tonfall machte alle weiteren Fragen überflüssig.
Daniel versprach, sich wieder bei Jo zu melden, sobald er Monicas Aufenthaltsort kannte, dann legte er auf. Nachdenklich sah er aus dem Fenster. Er war dankbar für die Gewissheit, dass es dort draußen jemanden gab, der ihn verstand und der bedingungslos auf seiner Seite war. Jemanden, der nicht zu viele Fragen stellte, sondern spontan zu handeln wusste.
Wo wäre er nur ohne Jo gelandet? Auch damals, als Monica sich im Alter von achtzehn Jahren in ein erpresserisches Schwein verliebt hatte, war Jo zur Stelle gewesen. Sie wusste nichts davon, dass der angebliche Mann ihrer Träume den intimsten und persönlichsten Moment ihres Lebens heimlich auf Video aufgezeichnet hatte und damit drohte, den Film im Internet zu veröffentlichen. Es sei denn, Monicas Bruder zahlte – und das nicht zu knapp.
Jo brachte den Deal über die Bühne, und dieser windige Bastard von Freund verschwand aus Monicas Leben. Die Aufzeichnungen wurden für immer gelöscht, und Daniel sah seinen Verdacht bestätigt, dass diesen ganzen Erbschleichern einfach nicht zu trauen war. Und ausgerechnet Fletcher sollte eine Ausnahme darstellen? Niemals.
Daniels Blick blieb am Horizont hängen, wo sich Ozean und Himmel zu einer saphirblauen Farbsymphonie vereinten. Die endlose Weite beruhigte seine Gedanken und gab ihm Kraft für seine zukünftigen Entscheidungen. So war es schon immer gewesen.
Plötzlich erregte eine Bewegung im Swimmingpool seine Aufmerksamkeit. Daniel seufzte. Jo würde sich um alles kümmern, und bald war Fletcher von der Bildfläche verschwunden. Aber in der Zwischenzeit musste Daniel sich anderen Dingen widmen …
Sophie mochte eine gute Schauspielerin sein, aber damit war sie eben lange nicht die einzige. Sie würde sich noch wünschen, sich nie auf die hinterlistigen Pläne ihres Bruders eingelassen zu haben.
Eilig erledigte er den letzten Anruf und konnte es kaum erwarten, Sophie im Pool Gesellschaft zu leisten. Widersprüchlich, aber wahr.
Sophie ließ ihr Kinn auf den Unterarmen ruhen, während sie vom flachen Ende des Pools aus hinaus aufs Meer blickte. Die warme Luft roch süß und frisch, eine Mischung aus salzigem und blumigem Aroma. Die üppige Botanik um sie herum beeindruckte Sophie zutiefst, und sie konnte sich an all der Pracht gar nicht sattsehen. Es war in jeder Hinsicht paradiesisch.
Ich bin hier, um meinen Job zu erledigen, rief sie sich streng ins Gedächtnis. Denn anstatt sich Gedanken um Monicas und Jakes großen Tag zu machen, wanderten ihre Gedanken immer öfter zum Bruder der Braut.
Sophie vertraute ihm nicht ganz, und was noch viel schlimmer war, sie traute sich in seiner Gegenwart selbst nicht über den Weg. Wann immer Daniels Lippen sich in ihrer Nähe befanden, konnte Sophie nur noch an die heißen Küsse denken, die sie heute mit ihm zusammen genossen hatte. Was für ein verrückter Tag!
Aber was bedeuteten schon zwei kleine Küsse für einen Mann wie Daniel? Sophie war der Ausdruck auf Millies Gesicht nicht entgangen, als die beiden Frauen sich vorhin zum ersten Mal begegnet waren. Wahrscheinlich glaubte die Haushälterin, dass es nicht nur beim gemeinsamen Schwimmen bleiben würde …
Ist Daniel vielleicht tatsächlich an mir interessiert? fragte Sophie sich. Im Büro hatte er nur seinen Worten Nachdruck verleihen wollen, aber hier auf seiner Insel? Vielleicht wollte er ihr zeigen,
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